30 Ziegen, 20 Kühe und 5 Halsketten fordert Úrsula, die stolze Matriarchin des indigenen Volkes der Wayuu, als Mitgift für ihre Tochter Zaida.

Sie ist sich sicher, dass der Bewerber die Bedingungen nie erfüllen kann. Rapayet ist außerhalb des Stammes aufgewachsen und bei den Wayuu nicht gut angesehen. Aber der ernste, junge Mann weiß, was er will, und kehrt wenige Wochen später mit einer Viehherde in das Dorf im Nordwesten Kolumbiens zurück. Sein plötzlicher Reichtum gründet sich auf einem guten Geschäft mit ein paar US-amerikanischen Hippies, die auf der Suche nach einem verlässlichen Marihuana-Lieferanten sind. Vielleicht hätte die Geschichte Kolumbiens und der Wayuu einen grundlegend anderen Verlauf genommen, wenn Rapayet sich in eine andere Frau verliebt hätte. Aber so ist dies der Anfang eines Drogenhandels, der in den folgenden Jahrzehnten zu einem brutalen Krieg der Kartelle führen wird.

Die kolumbianischen Filmemacherinnen Cristina Gallego und Ciro Guerra verfolgen eine besondere Herangehensweise an die Thematik. Sie nutzen den Erzählrahmen des ‘Gangsterepos’, um an die Ur­sprünge der kulturellen Korruption zu gelangen, die durch den Drogenhandel in ihrem Land verheerende Ausmaße angenommen hat. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf krassen Gewaltdarstellungen, sondern in einem analytischen Blick auf die Infiltrierung einer Jahrtausende alten Kultur. Schauspielerisch wie visuell überzeugt dieses Gangsterepos, das sich gegen Gewaltverherrlichung entschieden hat.
Martin Schwickert

Drama, Thriller, COL, DEN, MEX 2018, R.: Circo Guerra, Christina Gallego, D.: José Acosta. Carmina Martínez, Jhon Narváez, Filml.: 125 Min.
Filmstart am 4. April

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