Man möchte meinen, es sei unmöglich, Stan Laurel und Oliver Hardy glaubwürdig nachzuahmen – gehören die zwei Legenden doch zur Ursuppe des Kinos.

Aber Steve Coogan und John C. Reilly belehren uns eines Besseren. In seiner gelungenen Hommage nimmt Regisseur Jon S. Baird die letzten Jahre der Slapstick-Virtuosen ins Visier. Im Jahr 1953 begeben sich die beiden noch einmal auf eine Tour durch Großbritannien. Die Hotels sind räudig, die Bühnen in der Provinz wenig glamourös und die Zuschauerreihen nur licht besetzt. Auf der Bühne strahlen sie die Vertrautheit eines alten Ehepaares aus. In einem herzhaft-melancholischen Grundton und aus der Perspektive der Vergänglichkeit blickt Biard auf die Beziehung der beiden Leinwandlegenden. Durch den Blickwinkel werden die Fallen des klassischen Biopics mit konventioneller Lebensstations-Dramaturgie umgangen.

Biard konzentriert sich auf die letzte Lebensphase der Komiker, die in fortgeschrittenem Alter noch einmal einen neuen Karriereanlauf nehmen. Reilly und Coogan sind hinreißend als gealterte Komiker. Vor allem Coogan überzeugt mit einer Imitation, die sichtbar von innen heraus kommt und Laurels Körpersprache und Augenbrauenakrobatik perfekt nachahmt. Immer wieder lässt Biard bekannte Sketche nicht nur in Bühnenpräsentationen, sondern auch ins private Miteinander der beiden einfließen. Eine angenehm sanfte Komödie über die Vergänglichkeit des Ruhms und den unzerstörbaren Wert gewachsener Freundschaften.
Martin Schwickert

Biografie, Drama, Komödie, GBR, USA, CAN 2018, R.: Jon S. Baird, D.: Steve Coogan, John C. Reilly, Nina Arianda, Filml.: 97 Min., ab dem 9. Mai im Kino!

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