Flo Mega hat der Soulmusik eine frische, zukunftsgerichtete Note verpasst. Gekonnt kombiniert er pumpenden Funk mit derben Soulbläsern und mixt dazu Einflüsse aus Pop, Hip-Hop und Reggae. Auch auf seinem Album ‚BÄMS!‘ stellt er wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis.

Welche Musik hörst du aktuell?
Das kommt immer darauf an, was meine Seele gerade braucht. In stressigen Zeiten zum Beispiel höre ich zum Beispiel ungern härtere Musik, sondern eher was Entspannteres. Sehr oft sind das Tracks, die mich ganz woanders hinbringen. In letzter Zeit war viel Pink Floyd dabei.

Du kommst ja hier aus Bremen und bist in der Neustadt aufgewachsen. Wie bist du denn damals überhaupt an die Musik geraten?
Das ging schon als Kind bei meinen Großeltern in Hastedt los. Da habe ich im Garten immer auf Kartons und Ähnlichem herumgetrommelt. Von dem Zeitpunkt an bis heute spielt die Improvisation eine große Rolle für mich. Ich habe schon immer versucht, aus dem was da war das meiste zu machen. Außerdem hatte der Sohn des Nachbarn damals eine schrullige Hobby-Band, bei denen ich ab und zu mitmachen durfte. Das war ein Schlüsselmoment für mich. Von da an zog ich die musikalischen Projekte quasi an. Erst gab es eine Schülerband, dann einige Hip-Hop Projekte und so weiter.

Wo und wann hast du dann deine erste Bühnenerfahrung gemacht?
Da muss ich ehrlich sein, den habe ich mir ein bisschen hingebogen. Das war im Jahr 1993, auf einer Demo gegen den Irak-Krieg auf dem Marktplatz, wo Schüler an das Mikrofon treten durften. Alle Schulklassen aus Bremen waren da anwesend. Ich hatte nichts dazu zu sagen und auch wenig darüber gewusst, also habe ich einfach angefangen zu rappen. Auch lange danach war ich noch „Der Typ, der damals auf dem Marktplatz gerappt hat“. Zwei Jahre nach der Aktion auf dem Marktplatz habe ich dann im zarten Alter von 15 Jahren zum ersten Mal im Schlachthof an einer Hip-Hop Jam teilgenommen und alle Open-Mics abgeklappert, die ich konnte.

Wie bereitest du dich heutzutage auf einen Auftritt vor?
Ich war schon immer jemand, der aus der Ecke geschossen kommt und von dem Impuls des eben nicht vorbereitet sein lebt. Dennoch habe ich einige Regeln, zum Beispiel, dass ich auf Tour nicht trinke oder rauche. Aber zum Beispiel diese gymnastischen Stimmübungen vor einem Konzert waren noch nie meins.

Du hast vorhin erwähnt, dass du deine musikalischen Wurzeln im Hip-Hop hast. Wie kam der Sprung zum Soul und Funk zustande?
Auch in meiner Hip-Hop Zeit hatte ich schon Projekte nebenbei, die in diese Richtung gingen. Da habe ich zum Beispiel schon so Sachen gemacht wie Keyboard spielen und singen. Irgendwann haben mich die Leute aus der Hip-Hop Szene dann vor eine Wahl gestellt.  Doch sobald es Regeln und Grenzen gibt bin ich raus. Ich habe schon immer auf allen Hochzeiten getanzt und alles mitgenommen was geht. Hauptsache ich konnte ganz frei Musik machen.

Woraus beziehst du Inspiration zu neuen Songs?
Für mich ist das ganz klar die Sprache des Herzens und die kennt keine Regeln. Das muss sich nicht reimen, das muss auch nicht die richtigen Töne haben, wie es der Pop vorschreibt. Ich arbeite als Künstler in einer Industrie, wo viele Leute logischerweise verstärkt auf Vermarktung abzielen. Aber Inspiration kann aus allem Möglichen entstehen, zum Beispiel Frieden, Trauer oder Ungerechtigkeiten in der Welt.

Was macht das aktuelle Album für dich so besonders?
Ich habe davor lange keins gemacht, also war schon der Prozess an sich, mal wieder ein Album zu machen, etwas Besonderes. Außerdem habe ich dieses Mal viel selber kuratiert und es war keine Band dabei. Die meisten Instrumentale habe ich mir stattdessen von Beat-Schraubern besorgt.

Auf welche Acts aus Bremen sollte man in Zukunft ein Auge haben?
Ganz besonders auf Tightill und Doubtboy. Allgemein die ganze Crew von Erotic Toy Records sollte man im Auge behalten. Mir gefällt besonders der Humor, den diese Jungs fahren und wie sie den poetisch umsetzen. Dabei bewahren sie immer eine gewisse Lässigkeit.

von Ruben Schiefke

(Foto: Florian von Besser)

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