Tobias Beck flog aus dem Kindergarten, der Grundschule und von fünf verschiedenen Gymnasien. Vom Flugbegleiter mit Lernschwäche wurde er zum Hochschuldozenten. Sein Bewohnerfrei® Podcast schoss direkt auf Platz 1 der Charts. Hunderttausende schulte Tobias Beck bereits live, zudem ist er persönlicher Berater namhafter CEOs. Er studierte Psychologie und hält viele seiner Keynotes kostenlos an Schulen und Universitäten. BREMER-Autorin Fanny Quest führte mit einem der beliebtesten deutschsprachigen Speaker ein exklusives Interview.

BREMER: Woran erkennt man eine richtig gute Beziehung?
Tobias Beck: Wichtig ist, dass beide Partner so sein können, wie sie sind. Ohne Echtheit funktioniert es ebenso wenig wie ohne Wertschätzung, die man idealerweise auch äußert. Zudem trägt es eine Partnerschaft enorm, wenn jeder sich auf die Stärken des anderen und die der Beziehung konzentriert und die Träume des Partners unterstützt, anstatt den Fokus auf die Fehlersuche zu legen. Idealerweise pflegt man Rituale, die oft am Anfang einer Beziehung stehen und eine gesunde Streitkultur. Meine Frau Rita und ich fahren einmal im Jahr zum Flughafen und nehmen dann den vierten Flug von oben – egal, wohin er uns führt. Außerdem gehen wir niemals schlafen, ohne einen Konflikt geklärt zu haben.

Wann ist es Zeit, eine Beziehung zu beenden?
Es ist schwierig, darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben. Aber Gewalt und Verachtung gehören in keine Beziehung. Auch verbale Gewalt, etwa das ständige Drohen, den anderen zu verlassen, wenn er die Bedingungen des Partners nicht erfüllt, macht eine gesunde Partnerschaft unmöglich – das ist beinahe so, als hätte ein Diktator permanent den Finger am roten Knopf für die Atombombe. Viele Menschen halten auch wegen ihrer Kinder an Beziehungen fest, aber damit tun sie niemandem einen Gefallen, Kinder spüren sowas immer.

Wie bist du auf die vier Menschentypen – Wal, Hai, Delfin und Eule gekommen?
Mein Tiermodell hat antike Ahnen: Es ist angelehnt an Modelle von Hippokrates sowie an das Farbenmodell, das Menschen in rote, gelbe, grüne und blaue Persönlichkeiten
kategorisiert. Die vier Tiere repräsentieren passgenau die Eigenschaften des jeweiligen Menschentypen.

Wie lernt man, mit so unterschiedlichen Menschen zu kommunizieren?
Indem man erstmal aufmerksam hinschaut, wer einem da gegenüber steht – mit aufrichtigem Interesse. Außerdem hilft die Akzeptanz, dass nicht alle Menschen genauso ticken wie man selbst, dass es eben unterschiedliche Profile, Werte und Kommunikationsvorlieben gibt. Zudem spricht ja jeder Persönlichkeitstyp, jedes Tier seine eigene Sprache. Die kann man lernen, um gezielt konstruktiv mit dem jeweiligen Gegenüber zu kommunizieren, ihn dort abzuholen, wo er steht.

Glaubst du, dass man gute Beziehungen üben kann?
Oh ja, davon bin ich überzeugt. Paare sind oft überrascht, wie einfach es ist, gemeinsame Rituale einzuführen, die die Beziehung stärken und wachsen lassen. Jeder kann auch aus vergangenen Beziehungen lernen, diese reflektieren und auf die eigenen wiederkehrenden
Verhaltensmuster achten. Wir können uns außerdem die Frage stellen, was wir von unseren Eltern vorgelebt bekommen haben und ob wir es wirklich genauso handhaben möchten. Nicht zuletzt helfen gemeinsame Abenteuer, die Beziehung zu stärken.

Wie wichtig ist Selbstliebe dabei?
Elementar wichtig: Selbstliebe ist die Basis, um überhaupt lieben zu können. Was wir nicht in uns tragen, können wir nicht in die Welt bringen. Ich kann zu anderen nur so sein, wie ich zu mir selber bin. Selbstliebe bedeutet also auch, sich seine eigenen Fehler zu verzeihen, anstatt sich darin zu suhlen und sein inneres Kind an die Hand zu nehmen und es mal wieder spielen zu lassen.

Wird es in einer vernetzten Welt schwieriger, stabile Beziehungen zu führen?
Beziehungen bedeuten kein Wischen mit dem Finger auf dem Smartphone-Display, sondern echte Arbeit. Das vergessen viele. Es gibt das perfekte Instagram-Model mit dem passenden Beauty-Filter nicht im wahren Leben – das findet nicht beim Sammeln von Likes statt. Niemand ist fehlerfrei. Wir dürfen heute also immer wieder üben, das Handy aus der Hand zu legen und unserem Gegenüber ins Gesicht zu schauen. Vor allem aus dem Schlafzimmer sollte man alle elektronischen Geräte verbannen: Das ist Euer Rückzugsort.

Hast du einen Wunsch?
Ich wünsche mir von den Menschen eine Erkenntnis: Jede Welle – ob klein oder groß – ist doch nur der Teil eines Meeres. Wir sind alle miteinander verbunden. Deshalb gibt es kein Du und kein Ich und auch keine Ausgrenzung. Das Einzige, das wirklich existiert, ist ein Wir.

Hast du ein Lebensmotto?
Ein alter Mönch in einem Kloster in Thailand hat mir Folgendes erzählt: Wenn unsere Reise auf der Welt vorbei ist, bekommen wir eine Frage gestellt: „Und, wie war es im Himmel?“ – Deshalb weigere ich mich, erwachsen zu werden und leide gerne am Peter-Pan- und Pippi-Langstrumpf-Syndrom – das ist mein Lebensmotto.

Tobias Beck
Unbox your Relationship!
Wie du Menschen für dich gewinnst und stabile Beziehungen aufbaust

Beziehungen verändern sich ständig, denn sie leben mit und durch uns und deshalb sind sie wie wir: einzigartig statt makellos – und das ist gut so. Weil Perfektion viel zu statisch ist für unsere lebhafte Gefühlswelt, in der unsere Beziehungen zu Hause sind. Wir brauchen Beziehungen, um glücklich zu sein, doch genau diese einzigartige Gefühlswelt macht das In-Beziehung-Treten mit unseren Mitmenschen so schwierig. Tobias Beck nimmt dich in seinem neuen Buch mit auf die Reise, deren Ziel die besten Beziehungen deines Lebens sind. Zuallererst darfst du dich dabei in dich selbst verlieben. Eine Reise zu dir selbst und zu den Menschen, die du liebst. Ein starkes Buch für starke Beziehungen. Lesen!
GABAL 19,90€

(Foto: Tobias Beck)

Vorheriger ArtikelImmer größeres Geburtendefizit
Nächster Artikel66. Bremer Literaturpreis verliehen