Thomas Pletzinger ist Autor, Journalist und Übersetzer. Er studierte Amerikanistik in Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, danach folgte 2008 sein Debütroman ‘Bestattung eines Hundes’. Als großer Basketballfan begleitete er ein Jahr lang die Basketballprofis von Alba Berlin, worauf 2012 sein Sachbuch ‘Gentlemen, wir leben am Abgrund’ erschien. Für sein neues Werk hat er Dirk Nowitzki viele Jahre begleitet. BREMER-Autorin Fanny Quest führte mit Pletzinger über seine literarische Reportage aus der Welt des Profisports und seine gelungene Nahaufnahme des außergewöhnlichen Menschen Nowitzki ein exklusives Interview.

BREMER: Du bist großer Basketball-Fan. Bist du so zu Nowitzki gekommen?
Thomas Pletzinger: Ich habe seine Karriere komplett verfolgt, erst als Basketballer, dann als geneigter Zuschauer, dann als Sportreporter und schließlich bei der Arbeit an diesem Buch. Zum ersten Mal mit ihm gesprochen habe ich, weil ich für das ZEITmagazin ein großes  Porträt schreiben sollte. Das ist jetzt sieben Jahre her.

Wer ist Nowitzki für dich – in drei Worten?
The Great Nowitzki.

Wo hast du ihn überall hinbegleitet?
Wir waren in oberfränkischen Turnhallen und chinesischen Megacities, in Indianapolis und Los Angeles, in Ljubljana und Warschau, in Houston und Dallas. Ich war sehr oft in Dallas. Nowitzki ist tatsächlich ein Weltbürger, der sich überall sehr souverän bewegt. Nicht nur in Luxushotels.

Wie war es für dich, Nowitzki und seine Lebensbereiche so privat kennenzulernen?
Es war überraschenderweise nicht sonderlich überraschend. Er lebt abseits des Rampenlichts ein recht normales Leben und wird oft als ‘bodenständig’ bezeichnet. Das ist er tatsächlich. Er weiß, wer er ist, und er hat nicht vergessen, woher er kommt.

Eines der verrücktesten Erlebnisse mit ihm…?
Da gab es einige Ereignisse, die ich verrückt finden würde, wenn sie mir passierten. In seiner Welt gibt es aber viele solcher besonderen Momente und Situationen. Wenn eine ganze Halle mit 22.000 Zuschauern aufsteht, applaudiert und vor Rührung weint, ist das etwas Einzigartiges. Aber auch im Alltag eines Profisportlers dieses Kalibers gibt es viele bemerkenswerte und berührende Szenen – wie hart er arbeitet, wie genau er dabei aufs Detail achtet. Das ist für unsereins manchmal kaum vorstellbar.

Was konntest du aus deiner Zeit mit Nowitzki lernen?
Wie groß und gut es sein kann, wenn man sich einer Sache verschreibt, die man wirklich mag und beherrscht. Es kommt recht selten vor, dass man Menschen trifft, die ihre Sache wirklich lieben und außergewöhnlich gut machen – egal in welchen Bereichen. Ob in der Kunst, in der Musik, aber auch in ganz ‘normalen’ Berufen. Das lässt sich auf alle Tätigkeiten übertragen und ist sehr inspirierend.

Inwiefern hat so ein Superstar-Dasein auch seine Schattenseiten?
Mir fällt es schwer, das zu bewerten. Man neigt ja dazu, von sich auf andere zu schließen. Ein Superstar hat ganz andere Freiheiten als man selbst und natürlich auch andere Einschränkungen – ob das eine ‘Schattenseite’ ist, weiß ich nicht. Das, was man selbst als Einschränkung empfinden würde – beispielsweise strikte Ernährungsregeln, keinen Alkohol zu trinken und das Immer-trainieren-Müssen – ist für ihn womöglich gar kein Verzicht, sondern eröffnet erst die Möglichkeit, auf dem Spielfeld so frei wie möglich sein zu können.

Wie ist es, wenn man so ein persönliches Buch abschließt?
Ein Buch zu beenden ist ein ziemlich besonderer und seltener Moment. Man hat ja Ewigkeiten daran herumgedacht und geschrieben. Es ist ein großer Moment, aber tatsächlich weniger erhaben und toll, als man denkt. Eigentlich ist man nur fix und fertig. Und dann kommt der Postbote und bringt Dir ein Paket mit dem ersten Exemplar. Der wundert sich dann, dass man ihm beinahe um den Hals fällt.

Stehst du weiterhin mit Nowitzki in Kontakt?
Ab und zu texten wir. Er verfolgt natürlich, was mit dem Buch passiert. Und zur Buchmesse werden wir sogar zusammen in Frankfurt auf der Bühne sitzen und das Buch vorstellen. Darauf freue ich mich.

Hast du einen Wunsch?
Das Buch ist in der Welt, ich wünsche dem Buch das Beste.

Hast du ein Lebensmotto?
Nein. Ja. Nein.

Thomas Pletzinger
The Great Nowitzki:
Das außergewöhnliche Leben des großen deutschen Sportlers

Dirk Nowitzki gehört zu den Legenden eines weltweiten Spiels, er hat Basketball grundlegend revolutioniert. Kein deutscher Sportler hat seine Sportart tiefgreifender geprägt. Er ist ein globaler Superstar – als Mensch zugleich nahbar und schwer zu fassen. In den vergangenen sieben Jahren wurde Thomas Pletzinger Teil von Nowitzkis Kosmos. In seiner literarischen Reportage zeigt er uns Nowitzkis ungesehene Welt jenseits des Scheinwerferlichts – zwischen Flughäfen, staubigen Turnhallen und Nowitzkis Haus in Dallas. Pletzinger stellt ganz persönliche Fragen: Wie fühlt es sich an, ausgepfiffen zu werden? Wie war der Tag nach der Meisterschaft? Was bedeutet ihm Geld? Wem kann er vertrauen? Wie einsam ist ein Superstar? Was beginnt, wenn die Karriere endet? Aber er nimmt das Phänomen Nowitzki auch aus weiteren Perspektiven in den Blick: in Gesprächen mit dem direkten Umfeld, Gegnern und Mitspielern, Fans und Coaches, aber auch mit Soziologen, Ökonomen und Künstlern. Mitreißend und kenntnisreich!
Kiepenheuer & Witsch 26€

(Foto: Juliane Henrich)

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