Margarethe Honisch ist Gründerin, Anlegerin und Finanzkolumnistin. 2017 startete sie die erfolgreiche Finanzplattform Fortunalista, mit der sie Frauen dabei hilft, ihre finanziellen Ziele zu erreichen. In ihren Vorträgen, Kursen und Workshops hat sie bereits über tausend Frauen dabei unterstützt, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen und ihrer finanziellen Unabhängigkeit ein Stück näher zu kommen. Über ihr neues Buch führte BREMER-Autorin Fanny Quest ein exklusives Interview.

BREMER: Inwiefern kennen sich Frauen schlechter aus mit Finanzen als Männer?

Margarethe Honisch: Frauen kennen sich nicht per se schlechter mit Finanzen aus, sondern interessieren sich seltener dafür. Einer der Gründe ist, dass Frauen häufig nicht in ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen und das Thema dann lieber den Männern überlassen. Dabei zeigen Studien, dass Frauen sogar die besseren Anleger sind – aber dafür müssen sie sich erst einmal mit der Materie beschäftigen und sich dann auch trauen.

Welche Fehler begehen Frauen häufig, wenn es um Finanzen geht?

Der häufigste Fehler ist, zu glauben, man hätte noch ausreichend Zeit und das Thema immer weiter aufzuschieben. Altersarmut ist in Deutschland weiblich und deswegen ist es wichtig, sich schon frühzeitig damit auseinanderzusetzen. Ein anderer Fehler, den ich vor allem bei Frauen beobachte, ist dass zu viel Zeit in die Theorie gesteckt wird und der Schritt in die Praxis lange aufgeschoben wird. Es bringt mir aber nichts noch das siebte Finanzbuch zu lesen, wenn ich nicht auch anfange, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Deswegen bieten wir auch genau dafür einen Kurs an, in der Theorie und Praxis miteinander verbunden werden.

Was würdest du einer Frau als erstes raten? Worauf sollte sie achten?

Zunächst einmal den Status quo überprüfen: Wie stehe ich finanziell da? Wie steht es um meine Rente? Wie bin ich abgesichert? Man muss sich einen guten Überblick verschaffen, um dann zu sehen, welche Optionen die besten sind. Immer auch das eigene Budget vor Augen haben: Wie viel Geld darf ich für dieses und jenes ausgeben? Es ist wichtig, niemals über die eigenen Verhältnisse zu leben. Helfen kann dabei ein Haushaltsbuch, in dem ich jede Ausgabe notiere.

Welche Anlagemöglichkeiten gibt es?

Von risikoarmen zu risikoreichen Anlagemöglichkeiten ist alles dabei. Daher sollte ich mir zunächst überlegen, was meine individuellen Ziele sind, was ich mir von meinen Investitionen erwarte und dann das passende Produkt auswählen. Dazu gehört auch, dass ich mir eine individuelle Asset Allokation zusammenstelle: Wie hoch soll jeweils der Anteil an einer bestimmten Anlagegruppe sein. Grundsätzlich kann man dabei zwischen Barvermögen, Anleihen, Aktien, Immobilien, Kryptowährungen, Gold oder Rohstoffen unterscheiden.

Was sollte man über Geld wissen?

Geld ist nur ein Werkzeug. Daher sollte ich meine Emotionen vom Geld lösen: Wenn ich viel verdiene, bedeutet es nicht, dass ich ein besserer Mensch bin. Wenn ich wenig Geld habe, bedeutet es nicht, dass ich wenig wert bin. Genauso bedeutet es nicht, dass ich egoistisch bin, wenn mir meine Finanzplanung wichtig ist. Wir müssen die Emotionen vom Geld trennen. Dann schaffen wir auch einen guten Umgang damit.

Kinder bekommen: Wie lange kann eine Frau beruflich pausieren ohne finanzielle Risiken?

Das kommt auf die individuelle Situation an. Wichtig ist zu wissen, dass meine Rentenpunkte von der Höhe meines Einkommens abhängen. Für die ersten drei Jahre Elternzeit bekomme ich noch jeweils einen Rentenpunkt. Bleibe ich länger zu Hause, wirkt sich dies negativ auf meine Rente aus. Gleiches gilt dafür, wenn ich danach einen Minijob habe oder lange in Teilzeit arbeite. Umso wichtiger, sich mit dem Partner über die jeweilige Altersvorsorge abzusprechen und dafür zu sorgen, dass ich als Frau und Mutter unabhängig von meinem Partner gut abgesichert bin.

Was ist ein gutes Jahreseinkommen, um im Alter abgesichert zu sein?

Das kann man pauschal nicht sagen, da es auf die individuelle Lebensweise ankommt. Eine Faustregel besagt allerdings, dass ich im Alter 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens zur Verfügung haben sollte. Das deckt die Deutsche Rentenversicherung alleine nicht ab. Daher ist es wichtig, sich auch darüber hinaus abzusichern und zusätzlich vorzusorgen.

Wie können Frauen sich sonst fürs Alter besser absichern?

Meiner Meinung nach sind In­vestitionen der beste Hebel. Hier kann ich die besten Renditen erzielen, jederzeit über mein Geld verfügen und auch immer individuell steuern, wie viel ich gerade investieren möchte. Vor allem ist es die kostengünstigste Möglichkeit um vorzusorgen. Die Gebühren sind mittlerweile sehr niedrig, somit bleibt das meiste Geld bei mir und ich muss nicht teure Gebühren für Banken oder Versicherungen ausgeben.

Hast du einen Wunsch?

Ein erster kleiner Wunsch wäre, dass wir Finanzbildung endlich auch an die Schulen bringen. Somit sorgen wir für mehr Chancengleichheit. Wenn mehr Menschen schon früh verstehen, wie wichtig eine eigene Finanzplanung ist und dass man dies selbst in die Hand nehmen kann, hätten viele Menschen sicherlich weniger finanzielle Sorgen. Hier fehlt es oft bereits am Grundwissen.

Hast du ein Lebensmotto?

Feel the fear and do it anyway! – Es ist okay, vor einem neuen oder großen Schritt Angst zu haben. Aber mache es trotzdem, denn am Ende bist du zumindest um eine Erfahrung reicher. Und vielleicht klappt es sogar.

Fotos:  Fortunalista/Piper Verlag   

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Margarethe Honisch
So wirst du finanziell frei
13 clevere Geldstrategien erfolgreicher Frauen

Frauen besitzen 38 Prozent weniger Vermögen als Männer, weil wir unser Geld deutlich seltener investieren. Wir erhalten durchschnittlich 728 Euro Rente – das sind 50 Euro weniger als die Armutsgrenze. Außerdem geben 72 Prozent der Frauen an, dass sie nach einer Scheidung oder dem Tod ihres Mannes eine böse finanzielle Überraschung erlebt haben. Wir sehen: Wer finanziell abgesichert und frei leben will, muss sich um sein Geld kümmern. Die erfahrene Finanzexpertin Margarethe Honisch zeigt, wie das gelingt. Im Austausch mit erfolgreichen Finanzvorbildern stellt sie 13 ganz unterschiedliche Anlagestrategien vor, die dazu inspirieren, sich eine eigene, individuell passende Finanzroutine aufzubauen. Mit Impulsen zur Geldanlage von Valentina Dapunt, Antje Erhard, Fränzi Kühne, Patrizia Laeri, Laura Lewandowski, Dorothea Metasch, Lisa Osada, Verena Pausder, Jennifer Phan, Monique Preischel, Magdalena Rogl, Heidi Stopper und Diana zur Löwen. Ein tolles Buch für den Einstieg in die finanzielle Freiheit.

 

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