Sie gilt als ruhig, bescheiden und eher farblos. Also nicht gerade die erste Persönlichkeit, die man sich als Hauptfigur in einem Shakespearedrama vorstellt. Dennoch bringt die Shakespeare Company Bremen nun Angela Merkel, unsere Bundeskanzlerin, auf die Bühne – in einem gar nicht so realitätsfernen Deutschland.

Am 28. Februar ist es soweit: Angela I. wird uraufgeführt. Das Stück von Autorin Katja Hensel und Regisseur Stefan Otteni wird bereits seit Monaten von der Presse angepriesen. Im Stil eines Königinnendramas soll das Deutschland der nahen Zukunft gezeigt werden – mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern.

In dem Stück hat sich Angela aus der Politik zurückgezogen und ist verschwunden.
Allerdings nicht so ganz, denn was keiner weiß: an einem geheimen Ort lebt die ehemalige Herrscherin und entwickelt einen Plan gegen das immer größere Chaos, das in Deutschland um sich greift: Das Volk probt den Aufstand, Politiker scheitern kläglich daran, es zu bändigen und in der Kita des Bundestages proben die Kleinsten ‘Angela, die kleine Meerjungfrau’.
Aber was wird aus dem Staat? Kann die Demokratie noch bestehen? Und was tut Angela I.?

Autorin Hensel ist bereits erprobt in Stücken, die die politische Gegenwart thematisieren. Während ihre vorherigen Werke wie ‘Brüssel brennt, sorry’ oder ‘EU only lives twice’ sich auf die europäische Ebene beziehen, geht es nun um die Situation in Deutschland – und das als erstes Königinnendrama der deutschen Gegenwartsliteratur. Wie die Situation der Bundesrepublik als dramatisches Theaterstück funktioniert?
Die Elemente eines Shakespeare-Werkes sind auf alle Fälle gegeben: „Mord, Rache, Intrige, Eifersucht, Liebe und Fußball – immer das ganz große Drama des Lebens – wie bei Shakespeare“, so die Autorin.

Schon vor einiger Zeit hatte die Shakespeare Company Bremen mit einem ‘Future History Play‘ das Publikum begeistert. In ‘King Charles III.’ von dem britischen Autor Mike Bartlett geht es um die Zeit nach Queen Elizabeth II. Die Regie führte damals ebenfalls Stefan Otteni, der nun auch dieses Drama inszeniert.

Im Verlauf der letzten Monate hat sich an der Handlung von ‘Angela I.’ noch einiges geändert, auch um der aktuellen Situation gerecht zu werden.
Während vor Kurzem noch der Konflikt mit Horst Seehofer eine größere Rolle gespielt hat, werden nun keine anderen politischen Persönlichkeiten auf der Bühne auftreten – zumindest nicht unter ihrem Namen. „Die anderen Rollen haben keine Klarnamen von Politikern, sind aber doch immer erkennbar“, erklären Hensel und Otteni.

Wer Interesse hat, ‘Angela I.’ schon vor der Uraufführung zu sehen, hat im Februar noch an zwei Terminen die Chance, öffentlichen und kostenlosen Proben beizuwohnen. Hier können die Zuschauer dann einen Einblick in den Prozess einer solchen Aufführung erhalten.

Dass das Stück noch für Diskussionen sorgen wird, ist relativ vorhersehbar. Reaktionen aus der Politik, gab es ja bereits vor der Premiere: „Angela Merkel ist nach der Leseprobe vom Parteivorsitz zurückgetreten, Frauke Petry ist wieder schwanger und Robert Habeck hat sich aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen – Kunst hat also doch Wirkung!“, scherzt Regisseur Otteni. Man darf also gespannt bleiben.
LL

Öffentliche Proben: 6. und 19. Februar, 19.30 Uhr;
Premiere: 28. Februar, 19.30 Uhr; Theater am Leibnizplatz, weitere Termine und Informationen: www.shakespeare-company.com

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