Der ganze Hof steht voller Gegenstände, die sich im Laufe des Lebens angesammelt haben. Claire Darling will das alles los werden.

Die Demenz ergreift zunehmend Besitz von der alten Dame, die alleine in einem herrschaftlichen Haus am Rande des Dorfes lebt. Claire ist überzeugt, dass sie innerhalb der nächsten 24 Stunden sterben wird. Schon bald bevölkern die Schnäppchenjäger das Anwesen. Im Angesicht des Todes geht es ihr nicht nur darum, materiellen, sondern auch seelischen Ballast abzuwerfen.

Der Film beginnt als Komödie über eine eigensinnige alte Dame umgeben von der sommerlichen Idylle der französischen Provinz. Regisseurin Julie Bertuccelli taucht mit dem Flohmarkt der verblassenden Erinnerung immer tiefer in ein Familiendrama ein. Dabei werden die Antiquitäten im Hof zu Türen in die Vergangenheit, die in einer geschmeidigen Rückblendendramaturgie entschlüsselt wird. Damit passt sich der Film der dementen Wahrnehmung der Hauptfigur an, in der unzuverlässige Erinnerungen und Gegenwartswahrnehmungen in­einanderfließen.

Catherine De­neuve spielt die alte Dame, der ihr eigenes Leben zwischen den Fingern zu zerrinnen scheint. In hellen Momenten agiert ihre Claire ebenso sarkastisch wie klarsichtig, um dann wieder von ihren Schuldgefühlen erdrückt zu werden. Im seelischen und familiären Selbstreinigungsprozess versteigt sich der Film nicht in eine alles harmonisierende Katharsis, sondern bekennt sich zu einer unvollständigen Aussöhnung mit der Vergangenheit.
Martin Schwickert

Drama, Komödie, FRA 2018, R.: Julie Bertuccelli, D.: Catherine Deneuve, Chiara Mastroianni, Samir Guesmi, Filml.: 94 Min., ab dem 2. Mai im Kino!

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