Tom Jones // Verschoben auf den 28. Juli um 19.30 Uhr, Seebühne. Es gibt noch Restkarten, einfach hier klicken.

Eine Legende kehrt zurück nach Bremen. Nach seinem umjubelten Konzert im Metropol Theater 2014 kommt der 85-jährige Weltstar im Rahmen seiner ‘Defy Explanation’-Tour auf die Seebühne.

Dass aus Thomas John Woodward – besser bekannt als Tom Jones – überhaupt etwas wurde, gleicht einem Wunder. Geboren am 7. Juni 1940 in Pontypridd, Wales, mitten im Zweiten Weltkrieg, wuchs er in einfachen Verhältnissen auf als Sohn einer Hausfrau und eines Berg­arbeiters. Schulische Schwierigkeiten durch eine Lese- und Rechtschreibstörung erschwerten ihm den Alltag. Fluch und Segen war seine Tuberkulose-Erkrankung mit zwölf – zwei Jahre Bettlägerigkeit, während denen das Radio sein Fenster zur Welt und seine musikalische Zuflucht wurde.

Nach der Genesung kam er mit seiner Jugendliebe Melinda Rose Woodward zusammen, mit der er bis zu ihrem Tod 2016 verheiratet war. Mit 16 wurde Tom Vater seines Sohnes Mark, der später sein Manager wurde und ihn bis heute begleitet.
Um seine junge Familie zu ernähren, arbeitete Tom als Staubsaugervertreter und Bauarbeiter. Gleichzeitig trat er mit seiner Band – zu der auch der spätere AC/DC-Drummer Chris Slade gehörte – in Nachtclubs auf. Erste Singles blieben erfolglos.
Jones’ Leidenschaft für Rock’n’Roll (Little Richard, Jerry Lee Lewis, Elvis Presley), Soul (Otis Redding, Solomon Burke), Gospel, Country und klassische Balladen machte ihn zu einem vielseitigen, aber schwer einzuordnenden Künstler.

1964 traf er auf den Musikmanager Gordon Mills – der entscheidende Wendepunkt. Mit dem vom Mills geschriebenen Song ‘It’s Not Unusual’ gelang ihm 1965 der internationale Durchbruch. Es folgten Hits wie ‘What’s New Pussycat?’ aus der Feder von Burt Bacharach, der James-Bond-Titelsong ‘Thunderball’, ‘Delilah’ und ‘Green, Green Grass of Home’. Die neue Berühmtheit führte ihn auch nach Las Vegas, wo er auf sein Idol Elvis Presley traf. Zwischen den beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft.
Zwischen 1969 und -71 war Tom Jones Gastgeber der Varieté-TV-Show ‘This Is Tom Jones’, die in den USA und Großbritannien ausgestrahlt wurde. Sie gilt heute als ein faszinierendes Zeitdokument – ein musikalischer Schmelztiegel, der Stars aus Soul, Pop, Rock, Country und Gegenkultur zusammenbrachte.

Auf der Gästeliste standen Ikonen wie Aretha Franklin, Stevie Wonder, Ella Fitzgerald, Janis Joplin, Jerry Lee Lewis, Ray Charles, Crosby, Stills, Nash & Young, aber auch Schlagergrößen wie Engelbert Humperdinck und Paul Anka. Besonders legendär ist der gemeinsame Auftritt mit Janis Joplin. Die Sängerin soll zunächst keine Lust auf die für sie ‘spießig’ wirkende Sendung gehabt haben – doch sobald sie und Tom gemeinsam auf der Bühne standen, sprühten sie vor Energie. Das Duett – ein Medley aus ‘Raise Your Hand’ und ‘Try (Just a Little Bit Harder)’ – zählt heute zu den Höhepunkten seiner Karriere und ist wie viele weitere Ausschnitte der Show auf dem offiziellen YouTube-Kanal von Tom Jones verfügbar. Die Performances zeigen eindrucksvoll, wie Tom Jones mühelos musikalische Grenzen überschritt und Künstler aller Genres und Szenen auf Augenhöhe begegnete.

In den 1970er- und frühen 80er-Jahren verlagerte sich Jones’ Karriere stärker auf den amerikanischen Markt. 1977 gelang ihm mit dem Song ‘Say You’ll Stay Until Tomorrow’ ein Nummer-1-Hit in den US-Country-Charts. Zwar blieb der ganz große Pop-Erfolg in dieser Phase aus, doch als Live-Performer war er weiterhin gefragt. Anfang der 1980er zog Jones in die USA, wo er unter anderem eine TV-Show in Kanada moderierte. 1987 übernahm sein Sohn Mark offiziell das Management – von da an wurde die Karriere neu strukturiert.
1988 feierte Jones ein Comeback in den Pop-Charts: Mit der ‘Art-of-Noise-Version’ von Prince’ ‘Kiss’ gelang ihm ein internationaler Hit, das dazugehörige Video wurde auf MTV rauf und runter gespielt und mit dem MTV Video Music Award für das ‘Breakthrough Video’ ausgezeichnet. Es folgte das Funk-orientierte Album ‘At This Moment’. In den 1990er-Jahren arbeitete er mit Van Morrison (‘Carrying a Torch’) und trat 1996 im Tim-Burton-Film ‘Mars Attacks!’ auf, wo er sich selbstironisch als Show-Legende spielte.

Sein großes kommerzielles Comeback gelang 1999 mit dem Album ‘Reload’, das ausschließlich aus Duetten mit zeitgenössischen Künstlern bestand – darunter Robbie Williams, die Stereophonics oder Portishead. Das Album verkaufte sich über vier Millionen Mal weltweit und wurde zur erfolgreichsten Veröffentlichung seiner Karriere.
Die Single ‘Sex Bomb’ entwickelte sich zum internationalen Clubhit. 2003 erhielt Tom Jones den Brit Award für sein Lebenswerk, 2006 wurde er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Für die Monarchin trat er 2012 beim diamantenen Thronjubiläum im Buckingham Palace auf.

Tom Jones Foto: Universal Music

Auch im neuen Jahrtausend blieb Tom Jones aktiv. Seine Studioalben ‘Praise & Blame’ (2010), ‘Spirit in the Room’ (2012) und ‘Long Lost Suitcase’ (2015) zeigten eine rauere, tiefgründigere Seite des Sängers – geprägt von Blues, Gospel und Americana. 2021 veröffentlichte er das Album ‘Surrounded by Time’, das unter anderem Songs von Bob Dylan, Cat Stevens und Michael Kiwanuka neu interpretierte – erneut mit hervorragenden Kritiken.

Bis heute ist Tom Jones in der Jury von ‘The Voice UK’ zu sehen, und auch live steht er noch auf der Bühne. In diesem Sommer kehrt er im Rahmen seiner ‘Defy Explanation’-Tour erneut nach Deutschland zurück. Zwischen dem 16. Juni und dem 22. Juli spielt er Konzerte in Stuttgart, Berlin, Baden-Baden – und am 22. Juli auch auf der Seebühne in Bremen. Der Auftritt an der Waterfront ist das einzige Norddeutschland-Konzert der Tour und verspricht eine außergewöhnliche Kulisse für einen Künstler, der seit über 60 Jahren auf den Bühnen der Welt zuhause ist. Die Show verbindet Generationen, Genres und Geschichten – getragen von der unverkennbaren Stimme eines Mannes, der längst zur Legende geworden ist.

Christoph Becker

Am 28. Juli um 19.30 Uhr, Seebühne

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