Martin Sonneborn – Krawall und Satire

Martin Sonneborn kommt mit ‘Krawall und Satire’ in den Schlachthof. Der Titel ist Versprechen und Warnung zugleich. Wer Sonneborn kennt, weiß: Hier wird nicht bloß gelacht, hier wird seziert, entlarvt und mit chirurgischer Präzision über das Nervensystem der Republik gefahren. Immer im Dienste des Witzes, aber selten ohne Nachbeben.

Martin Sonneborn ist vieles zugleich: ehemaliger Chefredakteur des Satiremagazins Titanic, Mitgründer und Bundesvorsitzender der PARTEI, Abgeordneter im Europäischen Parlament und einer der wenigen Satiriker, die aus einer Magisterarbeit über „die absolute Wirkungslosigkeit moderner Satire“ eine politische Karriere gezimmert haben. Sein Aufstieg vom Titanic-Praktikanten ins EU-Parlament liest sich wie eine grandios missglückte Pointe, nur, dass sie funktioniert hat und bis heute in Plenarsälen und auf Bühnen widerhallt.

In seinen Liveprogrammen verwebt Sonneborn bissige Filmausschnitte, politische Kommentare und gezielte Provokationen zu einem unterhaltsamen Gesamtkunstwerk. Krawall und Satire ist ein Abend für Menschen mit stabilem Zwerchfell und robustem Demokratieverständnis. Politiker werden durch den satirischen Fleischwolf gedreht, Heute-Show-Ausschnitte flimmern über die Leinwand, und irgendwo zwischen Medienkritik und Wahlwerbung für Die PARTEI blitzt eine Wahrheit auf, die sich im politischen Alltag selten blicken lässt.

Sonneborn produziert seit Jahren Schlagzeilen, die zu absurd klingen, um wahr zu sein. Nach einer seiner ZDF-Aktionen trat ein Geschäftsführer eines großen Pharmaverbands zurück und das chinesische Außenministerium soll einst seine „Hinrichtung“ gefordert haben – rhetorisch, versteht sich, aber bezeichnend. Solche Empörung gilt in Sonneborns Welt als Auszeichnung: Satire, die niemanden stört, ist schließlich keine Satire, sondern Kabarett mit Rückspiegel.

Dass er sich selbst und seine PARTEI nie ganz ernst nimmt, gehört zum Konzept. Im EU-Parlament werden seine Reden zu performativen Miniaturen, seine Abstimmungen zu Kunstaktionen. Legendär: sein Einsatz für den „Wiedereintritt Großbritanniens in die EU – nur um die Briten anschließend wieder rauszuwerfen“.

Mit Krawall und Satire bringt Sonneborn nicht bloß ein Bühnenprogramm, sondern ein Stück gelebte Mediengeschichte in die Kesselhalle. Eine Mischung aus Politshow, Slapstick und europäischem Feuilleton, irgendwo zwischen Monty Python, Bundestag und Stammtisch.

Und das Beste: Hinter all dem Krawall steckt ein kluger Kopf, der die Absurditäten der Macht nicht nur verspottet, sondern inszeniert. Wie ein Regisseur, der weiß, dass das Publikum längst Teil seines Stücks ist.

Mika Dunkel

Am 7. November um 20 Uhr, Schlachthof (Kesselhalle),
weitere Infos: schlachthof-bremen.de

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