Das Indische Tuch // Statt-Theater-Vegesack

Ein abgelegenes Schloss, ein mysteriöser Todesfall und eine Erbengemeinschaft, die für sechs Tage aufeinander angewiesen ist – während draußen ein Sturm wütet und drinnen ein Mörder umgeht.

Im Statt-Theater-Vegesack entfaltet sich eine atmosphärisch dichte Krimikomödie, die auf charmante Weise Spannung und schwarzen Humor verbindet. Autor Bernd Spehling hat Edgar Wallaces Vorlage für die Bühne adaptiert und dabei ein Kammerspiel geschaffen, das den Geist des klassischen britischen Krimis atmet.

Leiche um Leiche sammelt sich im, vom Gewitter umnachtetem, Haus Foto: M. Sabelhaus

Unter der Regie von Christina Richter steht ein generationsübergreifendes Ensemble auf der Bühne. Schrullige Verwandte, ein unheimlicher Butler, eine resolute Lady und ein wortkarger Anwalt liefern sich Verdächtigungen, entlarvende Dialoge und überraschende Wendungen. Das Ensemble findet dabei einen gelungenen Ton zwischen Ernst und Überzeichnung – ohne in Karikatur abzurutschen. Die Inszenierung setzt auf eine konzentrierte Bildsprache: Die Bühne von Norma Metag und Walter Schimmler ist reduziert, aber wirkungsvoll gestaltet.

Mysteriöse Umstände im Hause geben Rätsel auf Foto: M. Sabelhaus

Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist das titelgebende Halstuch – ein scheinbar harmloser Gegenstand, der bald zur brutalen Mordwaffe wird. Doch wer steckt hinter der Serie von Todesfällen? Die Inszenierung spielt gekonnt mit der Unsicherheit, lässt Spuren ins Leere laufen, Andeutungen verwischen und treibt das Publikum in denselben Sog aus Misstrauen und Spekulation wie die Figuren selbst.

Mysteriöse Umstände im Hause geben Rätsel auf Foto: M. Sabelhaus

Immer wieder durchbrechen humorvolle Momente das düstere Setting. Ein trockener, makaberer Witz zieht sich durch das Stück, oft subtil, manchmal überraschend direkt. Diese Balance aus Spannung und Ironie ist eine der Stärken des Abends – ebenso wie das Tempo der Inszenierung, das durch flüssige Übergänge und kluge Rhythmik nie abreißt.
Die Inszenierung ist mehr als nur eine Hommage an Edgar Wallace. Es ist ein Beweis dafür, wie lebendig Amateurtheater sein kann, wenn Leidenschaft, Präzision und Spielfreude aufeinandertreffen. Ein Abend, der unterhält, überrascht und angenehm schaudern lässt – pointiert, unterhaltsam und mit Sinn für das theatrale Spiel im Spiel. Ein gelungener Beitrag zum Spielplan des Statt-Theaters – und ein echter Geheimtipp für Freunde des gepflegten Grusels mit Augenzwinkern.

Mika Dunkel

Am 15.8./19.30h, 16.8./19.30h, 17.8./16h, 22.8./19.30h, 23.8./19.30h, 24.8./16h, Kulturbahnhof Vegesack (kuba), Hermann-Fortmann-Str. 32, 28757 Bremen, weitere Infos und Karten (15 €, erm. 10€): statt-theater-vegesack.de

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