Nina Ruge im Interview – Gesundes Altern

Nina Ruge, Journalistin, Bestsellerautorin und Moderatorin, prägt seit über 30 Jahren die deutsche Medienlandschaft – von Nachrichten- und Wissenschaftsformaten bis hin zu gesellschaftlichen Zukunftsthemen. Sie spricht über Langlebigkeit, innere Stärke und Achtsamkeit – Themen, die sie mit fundierter Expertise und persönlicher Erfahrung verbindet. Ihr Setting: ein Mix aus Recherche, Reflexion und spirituellem Tiefgang. BREMER-Autorin Fanny Quest führte ein exklusives Interview mit der Moderatorin.
BREMER: Warum lohnt es sich, das Altern neu zu denken?
Nina Ruge: Es lohnt sich allein schon aus finanzieller Sicht – und zwar enorm. Die letzte Phase unseres Lebens ist heute oft von Krankheiten geprägt, und genau diese Phase wird durch die Fortschritte der modernen Medizin immer länger – aber auch teurer. Schon jetzt geraten unsere Gesundheitssysteme zunehmend unter Druck. Bald werden sie die explodierenden Kosten kaum noch tragen können. Deshalb ist es entscheidend, nicht nur das Leben an sich zu verlängern, sondern vor allem die gesunde Lebensspanne – also die Jahre, in denen wir fit, aktiv und unabhängig bleiben. Das ist das zentrale Ziel der sogenannten ‘Healthy Longevity’.
Welche wissenschaftliche Erkenntnis über Longevity hat Sie persönlich am meisten überrascht?
Am meisten beeindruckt mich die enorme Komplexität der Alterungsprozesse. Altern ist kein einfacher, linearer Vorgang, sondern ein komplexes Zusammenspiel vieler biologischer Mechanismen. Deshalb wird es auch niemals die eine Pille geben, die das Altern aufhält oder gar umkehrt. Aber: Es gibt eine Vielzahl an Maßnahmen, die – individuell angepasst – einen spürbaren Unterschied machen können.
Inwiefern können wir unser biologisches Alter beeinflussen?
In erstaunlich vielen Bereichen! Der Schlüssel liegt in einem ganzen Bündel an Maßnahmen, die zusammenspielen. An erster Stelle steht ein gesunder Lebensstil: ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, erholsamer Schlaf, eine bewusste Atmung und mentale Resilienz. Dazu kommt unser heutiges Wissen über präventive Strategien – etwa regelmäßige Impfungen zur Stärkung des Immunsystems, Hormonersatztherapie für Frauen nach der Menopause, individuell abgestimmte Nahrungsergänzungsmittel und natürlich die klassische medizinische Vorsorge: regelmäßige Blutwerte-Checks, kardiologische Untersuchungen und gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung. All das kann unser biologisches Alter beeinflussen – zum Positiven.
Welche Rolle spielen Mitochondrien für ein längeres, gesundes Leben?
Unsere Mitochondrien – also die ‘Kraftwerke’ der Zellen – spielen eine zentrale Rolle im Alterungsprozess. Mit den Jahren lässt ihre Leistungsfähigkeit nach: Sie produzieren weniger Energie (in Form von ATP), verursachen gleichzeitig mehr freie Radikale und werden in ihrer Anzahl deutlich weniger. Diese Veränderungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Zellgesundheit – und damit auf unseren gesamten Organismus. Deshalb sind Strategien zur Förderung der Mitochondrienfunktion ein wichtiges Feld in der Longevity-Forschung.
Wie funktioniert epigenetische Verjüngung?
Mit zunehmendem Alter verschieben sich sogenannte ‘Stoppschilder’ auf unserer DNA – also epigenetische Marker, die die Genaktivität regulieren. Diese Verschiebungen führen zu Fehlregulationen, die Alterungsprozesse verstärken. Ziel der epigenetischen Verjüngung ist es, diese Marker wieder in ihre jugendliche, gesunde Position zu bringen. Klingt simpel, ist aber ein komplexer biochemischer Vorgang.
Welche Nahrungsergänzungsmittel sind wirklich sinnvoll?
Das lässt sich pauschal kaum beantworten. Ob – und wenn ja, welche – Ergänzungsmittel jemand braucht, hängt von vielen individuellen Faktoren ab: Alter, Ernährungsweise, sportliche Aktivität, Stresslevel, genetische Disposition. Einige Werte lassen sich im Blut messen, andere nur abschätzen. Wichtig ist: Eine fundierte Beratung und regelmäßige Kontrolle sind entscheidend, um hier wirklich zielgerichtet und sinnvoll zu handeln.
Gibt es Medikamente, die das Altern verlangsamen können?
Es gibt einige vielversprechende Kandidaten, die aktuell wissenschaftlich untersucht werden. Dazu zählen etwa bekannte Diabetes-Medikamente wie Metformin oder SGLT2-Hemmer, aber auch die sogenannte ‘Abnehmspritze’. Lange Zeit war auch Rapamycin – ein Immunsuppressivum – ein Hoffnungsträger, doch mögliche Nebenwirkungen machen hier Abwägungen notwendig. Forscher:innen arbeiten aktuell an biochemischen Alternativen.
Was ist die größte Herausforderung in der Longevity-Forschung?
Ganz klar: die langwierigen und kostspieligen Prüf- und Zulassungsverfahren. Das kostet nicht nur viele Jahre, sondern erfordert auch hohe finanzielle Investitionen.
Welche Zukunftstechnologien könnten das Altern grundlegend verändern?
Die Bandbreite der aktuellen Forschung ist riesig – und teilweise futuristisch anmutend. Dazu zählen unter anderem spezielle Blutwäschen, Transplantationen von jungen Mitochondrien, Verfahren zur Hemmung oder Entfernung sogenannter Zombiezellen (seneszente Zellen), Verjüngung von Stammzellen oder die gezielte Verlängerung der Telomere – also der Schutzkappen unserer Chromosomen. Besonders faszinierend ist die epigenetische Reprogrammierung durch sogenannte Yamanaka-Faktoren, mit der möglicherweise ganze Organe verjüngt werden können.
Was ist der wichtigste erste Schritt zu einem längeren, gesünderen Leben?
Sich zu informieren! Wissen ist der erste Schritt zur Veränderung. Mein Tipp: meinen Podcast STAYOUNG hören oder mein Buch lesen.
Haben Sie einen Wunsch?
Gesund 90 werden, gerne auch 95 – und dann schnell sterben…
Haben Sie ein Lebensmotto?
Alles wird gut. Aber nicht von alleine!
Fanny Quest

Müssen wir das Altern als unausweichliche Talfahrt hinnehmen? Nina Ruge sagt Nein – und stützt sich dabei auf aktuelle Forschung und fundierte Gespräche mit führenden Expertinnen und Experten. In ihrem Buch stellt sie neueste Erkenntnisse aus Medizin und Wissenschaft vor, die zeigen, wie gesundes Altern möglich wird. Sie beleuchtet vielversprechende Entwicklungen: von Nahrungsergänzung und Medikamenten bis hin zu epigenetischer Verjüngung und Mitochondrien-Therapien. Ein eindrucksvoller Blick in die Zukunft der Langlebigkeit.