Für alle die wollen: Einen Platz an der Sonne
Die Bürger Energie Bremen eG (BEGeno) gilt als ein Beispiel dafür, wie die Energiewende dezentral und gemeinschaftlich umgesetzt werden kann. Die Genossenschaft wurde vor elf Jahren in Findorff mit dem Ziel gegründet, erneuerbare Energien in der Region in und um Bremen auszubauen und Bürger:innen an dieser Entwicklung zu beteiligen. Inzwischen hat das Team, bestehend aus Fachpersonal, freiwilligen Helfern sowie Energie-Enthusiasten, zahlreiche kleine und große Solar-Projekte umgesetzt, besitzt zwei Windkraftanlagen und beteiligt sich kontinuierlich regionalen Energiewende. Ein Thema, welches sich immer mehr als unausweichlich herauskristallisiert.
Das System der BEGeno basiert auf demokratischer Mitbestimmung: Jedes Mitglied verfügt über eine Stimme, unabhängig von der Höhe des eingebrachten Kapitals. Auf diese Weise verbindet die Genossenschaft ökologische Zielsetzungen mit einem gemeinschaftlich getragenen, wirtschaftlich tragfähigen Ansatz, der das gesellschaftliche Umdenken hin zur Solarenergie fördert. Die Mitgliederzahlen verdeutlichen die Dynamik: Inzwischen gehören der Genossenschaft über 400 Personen an, eine Zahl, die weiter steigt. Das gezeichnete Geschäftsguthaben beläuft sich auf über 1,7 Millionen Euro.
Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen Photovoltaikanlagen auf Dächern von Gewerbetreibenden und Mehrfamilienhäusern. Zudem ist die Genossenschaft in der Entwicklung von Freiflächenanlagen erfolgreich tätig. Auf Randstreifen entlang von Autobahnen oder auf landwirtschaftlich wenig geeigneten Flächen entstehen so große Energiegewinnungsanlagen. „Seit letztem Jahr sind wir auch aktiv in der Projektentwicklung für Freiflächen-Photovoltaikanlagen“, erklärt Tobias Jaletzky, einer von drei Vorständen der BEGeno, im Gespräch.

Ein entscheidender Schritt war die Gründung der Tochtergesellschaft BEGeno Solar GmbH im Jahr 2022. Als Handwerksbetrieb gegründet, fungiert die Firma als ‘montierender Arm’, sowohl für die BEGeno, aber auch für Privat- und Geschäftskunden mit Interesse an Photovoltaik. Damit reagierte die Genossenschaft auf zentrale Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und Qualitätsprobleme in der Solarbranche. „Wir wollten eine eigene Struktur schaffen, die sowohl die Anlagen der Genossenschaft als auch die Projekte externer Kund:innen mit hoher Qualität und Verlässlichkeit umsetzt“, meint Franziska Tobias, Geschäftsführerin der BEGeno Solar GmbH. Seitdem wurden mit dem Team aus sieben fachkundigen Mitarbeitenden über 100 Anlagen realisiert.
Die Besonderheit liegt nicht nur in der handwerklichen Qualität, sondern auch in der Philosophie: „Wir gehen nicht mit Verkaufsdruck an den Markt, sondern beraten ehrlich und raten auch ab, wenn ein Batteriespeicher oder eine bestimmte Anlage für den Kunden nicht sinnvoll ist“, sagt Jaletzky. Damit unterscheidet sich die BEGeno klar von großen Anbietern, die häufig mit standardisierten Paketen arbeiten – oft mit Materialien, die aus ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen stammen und über lange Lieferwege bezogen werden. Die BEGeno macht vor, wie es transparent und fair gehen kann und verschafft ihren Kund:innen so einen Platz an der Sonne.
Neben klassischen Haushalts- und Gewerbeanlagen rücken zunehmend auch Gewerbespeicher in den Fokus. Diese sind besonders für Betriebe mit hohen Lastspitzen interessant, etwa in der Gastronomie. „Wir haben gerade eine große Anlage auf einer Pizzeria mit Speicher realisiert. Das ist ein Segment mit großem Potenzial, das in Zukunft stark wachsen wird“, so Jaletzky.
Auch in organisatorischer Hinsicht hat sich die Genossenschaft weiterentwickelt. Aus der ursprünglich ehrenamtlich getragenen Struktur ist ein professionelles Unternehmen mit hauptamtlichem Vorstand und fest angestellten Mitarbeitenden geworden. Gleichzeitig wird das Ehrenamt weiterhin aktiv gefördert. „Ein wichtiger Schritt war, die Mitarbeitenden selbst als Mitglieder in die Genossenschaft einzubinden“, erinnern sich Tobias Jaletzky und Franziska Tobias.

Die BEGeno setzt zudem auf nachhaltige Arbeitsbedingungen und Fairness. Im Handwerksbetrieb wurde eine Vier-Tage-Woche eingeführt – ein Novum in der Branche. Hinzu kommt der konsequente Einsatz von Elektrofahrzeugen im Fuhrpark: Greenwashing? Fehlanzeige. „Bei uns fahren alle mit E-Autos, auch die Handwerksfahrzeuge. Geladen wird mit Strom von der Solaranlage auf dem Firmendach. Uns war es wichtig, von Anfang an vieles richtig zu machen“, unterstreicht Franziska Tobias.
Zahlreiche Projekte unterstreichen das: Kürzlich wurde mit 300.000 Euro eine Beteiligung an einer neuen Bürger:innen-Windenergieanlage vom Typ Vestas V162 im Windpark Zeven-Wistedt realisiert, die der Genossenschaft über zwei Jahrzehnte planbare Einnahmen sichern soll und den Mitgliedern eine zusätzliche Investitionsmöglichkeit bietet.
Die Herausforderungen bleiben jedoch beträchtlich. Politische Unsicherheiten, volatile Märkte und ein unübersichtliches Feld an Mitbewerbern erschweren die Arbeit. Dennoch herrscht Optimismus. „Die Energiewende ist unumkehrbar. Sie kann gebremst werden, aber nicht mehr aufgehalten“, betont Tobias Jaletzky.
Für die Zukunft hat die BEGeno klare Ziele: Der Mitgliederkreis soll in den nächsten Jahren weiterwachsen, und es sollen zusätzliche Freiflächenanlagen sowie größere Gewerbeprojekte realisiert werden. Damit stärkt die Genossenschaft nicht nur die regionale Energiewende, sondern auch das Vertrauen, dass gemeinschaftliche Modelle tragfähige qualitative Alternativen zu rein profitorientierten Anbietern darstellen. Ein Konzept, das die Kund:innen der BEGeno mit einem zufriedenen Lächeln bestätigen können.
Mika Dunkel
Bürger Energie Bremen eG & BEGeno Solar GmbH: Schongauer Str. 7, 28219 Bremen,
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 9 – 15 Uhr, Tel.: 01520 5483326 & 0421 64473338 (BEGeno Solar GmbH)
Weitere Infos und Angebote: begeno.de & begenosolar.de






