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Dan Perjovschi. Drawing your attention.

17. Juli 2020 - 13. September 2020

Dass Kunst immer auch von der aktuellen Situation erzählt, in der sie entsteht, führt uns kaum ein anderer so vor Augen wie der rumänische Künstler Dan Perjovschi, dem vom 17. Juli bis 13. September eine Sonderausstellung im Horst Janssen Museum in Oldenburg gewidmet ist. Auch er selbst wird dort sein und an der Glasfassade des Museums zeichnen.

Schon früh wurde das künstlerische Talent des 1961 geborenen Perjovschi erkannt, der bereits im Alter von zehn Jahren auf eine Schule für Begabte geschickt wurde. Während der Ceausescu-Diktatur entdeckte er das Zeichnen als sein Medium zur Antwort auf soziale Missstände und die Zensur in seinem Land.
Seit dem Ende der Diktatur 1989 arbeitet er als politischer Zeichner und Redakteur für die intellektuelle und unabhängige rumänische Wochenzeitung Revista 22, deren Artikel Perjovschi seit dem ersten Tag mit seinen Zeichnungen begleitet und kommentiert. Er nimmt stets auf aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse Bezug und bringt seine Kommentare direkt und schnörkellos zu Papier, auf Wände oder in den sozialen Medien zur Wirkung.

‘Urban’ oder ‘Naked Drawings’ nennt er seine Arbeiten, die mit gewitzten Sprachspielen und verblüffenden Pointen seine Sicht der Dinge auf den Punkt und auf die Linie bringen. „Dabei ist er immer engagiert, immer politisch, dabei nie mit erhobenem Zeigefinger ein Reporter der Stunde“, sagt Dr. Jutta Moter-Hoos, Leiterin des Horst-Janssen-Museums und Kuratorin der Ausstellung. Mit wenigen Strichen und reduziert aufs Wesentliche fängt er die gesellschaftliche Situation ein. Es gelingt ihm, die großen Paradoxe unserer Zeit, die Widersprüchlichkeiten, in denen wir uns politisch, gesellschaftlich und kulturell befinden, mit scheinbar minimalsten Mitteln auf den Punkt genau darzustellen.

Teilweise versieht er Wände und auch den Boden seiner Ausstellungsräume mit vergänglichen Kreidezeichnungen, bei denen dann die Besucher dafür sorgen, dass das jeweilige Kunstwerk ausgelöscht wird, indem sie einen Teil davon unter ihren Schuhen von dannen tragen. Doch das, was sich da dem Betrachter so simpel und klar präsentiert, wird von ihm akribisch vorbereitet – vor Ausstellungen fertigt er Skizzenbücher an, in denen er erprobt, was er später während der Projekte öffentlich darbietet.
Seine humorvollen, teils beißend-ironischen Werke haben ihm weltweite Reputation gebracht – er gestaltete 1999 den rumänischen Pavillon der Biennale in Venedig, stellte in der Tate Modern in London aus, im MoMa in New York, im Museum Ludwig in Köln, im Kiasma Museum in Helsinki, bedeckte die Wände der Kokerei Zollverein in Essen mit Kreidezeichnungen und bemalte die weißen Wände des Dortmunder U über sieben Stockwerke hinweg mit schwar­zem Marker.

Trotz seines weltweiten Erfolges bleibt er seiner Heimat Rumänien treu – noch immer lebt und arbeitet er in Bukarest. Die aktuelle, von der Corona-Krise geprägte Situation in seinem Land fasst er knapp mit den Worten „Frei zu denken, unfrei, sich zu bewegen“, zusammen und ergänzt: „Es sind Argwohn und Unsicherheit, die die Leute umbringen. In den romanischen Ländern pflegten sich die Leute zu umarmen und viel wegzugehen, und nun werden sie gezwungen, zuhause zu bleiben. Rumänien offenbart jetzt all seine Mängel in Infrastruktur und Organisation. Kein schönes Bild.“ Wir werden mehr von ihm hören – und zwar immer pointiert skizziert – sei es zu Fridays for Future, zur Corona-Krise oder ganz aktuell zu den weltweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Die Gesellschaft braucht ihn.

Regina Gross

Details

Beginn:
17. Juli 2020
Ende:
13. September 2020
Veranstaltungskategorie:
Veranstaltung-Tags:
,
Webseite:
https://www.horst-janssen-museum.de/ausstellungen/dan-perjovschi-1/

Veranstaltungsort

Horst Janssen Museum
Am Stadtmuseum 4-8
Oldenburg, Niedersachsen 26121 Deutschland
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