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Remix 2020

6. Juni 2020 - 6. Oktober 2020

Nach fast zehn Jahren wird die Sammlung der Kunsthalle jetzt neu präsentiert. Die Besucher erwartet eine grundlegend andere Konzeption der Dauerausstellung. Intensive Wandfarben, dichte Salonhängung, die ungewöhnliche Inszenierung von Gemälden und Skulpturen, aufwendige, teils raumfüllende Installationen und spektakuläre neue Werke machen den Museumsbesuch zu einem sinnlichen und gleichzeitig intellektuellen Genuss.

Entdeckungstouren müssen nicht immer in der Fremde und unter freiem Himmel stattfinden. Auch scheinbar Altbekanntes birgt so manche Überraschung, wenn man es von einem anderen Blickwinkel betrachtet. Die Kunsthalle Bremen hat mit einer in dieser Form noch nicht dagewesenen Konzeption die Werke der Dauerausstellung kreativ neu gemischt. Hierdurch bekommen die Besucher neue Sichtweisen auf bereits bekannte Werke.

Otto Piene, Salon de lumiére (Lichtballet), 1961/98 Mettall, Stoff, Antrieb, Scheinwerfer, 177 cm x 155 cm x 90 cm Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Karen Blindow

„Der Titel ist deshalb auch ‘Remix’, ein Begriff, der aus der Musik kommt, wo es darum geht, ein bereits existierendes Musikstück oder einen Teil davon neu zu mischen, also etwa durch eine Verlangsamung oder Beschleunigung der Geschwindigkeit oder eine Veränderung von Tonlagen neue Variationen zu schaffen“, erklärt Museumsdirektor Prof. Dr. Christoph Grunenberg, der ‘Remix’ zusammen mit Dr. Dorothee Hansen und Dr. Eva Fischer-Hausdorf kuratiert hat. Dorothee Hansen ergänzt: „Die Frage, die man sich bezüglich des Konzeptes einer Ausstellung stellt, ist: Gehen wir chronologisch vor, also die Kunstgeschichte entlang oder gehen wir thematisch vor. Beides hat seine Berechtigung und bietet jeweils große Vorteile – die Chronologie gibt eine Ordnung und eine Hilfe, auch für Leute, die sich gern kunsthistorisch bilden wollen. An das Thematische kann man jedoch spontaner herangehen, einfach mit dem Wissen, das man mitbringt – und letztlich haben wir für die neue Darbietung der Sammlung eine Kombination aus beidem gewählt: Wir haben einen großen chornologischen Rundgang gemacht, der an verschiedenen Stellen mit Themenräumen kombiniert wird. Diese Kombination hat eine große inspirierende Kraft.“

So gibt es etwa den Themenraum ‘Stillleben und Welthandel’ (Raum 5), in dem sich Marinemalerei, Stillleben und die ‘Cui Bono’ befinden, das Schiff, das Hew Locke 2017 für die Obere Rathaushalle schuf und das die gewaltsamen Eroberungen, das Streben nach Wohlstand sowie die dadurch verursachten globalen Migrationsbewegungen thematisiert. Überseehandel und Nationalbewusstsein spiegeln sich in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts wider, Stillleben und Seestücke zeigen den dadurch erwachsenen Reichtum, dessen negative Kehrseite durch die ‘Cui Bono’ eindrucksvoll kontrastiert hervorgehoben wird.

Ein anderer Themenraum heißt ‘Battlefield – Schlachtfelder’ (Raum 25) und verdeutlicht, dass Krieg und Gewalt sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte ziehen. Von den Reliefs römischer Triumphsäulen bis zur Propaganda der NS-Zeit lieferten der Krieg und seine ‘Helden’ die Vorlage für starke, eindringliche Bilder. Dass dieses Thema anhaltend fasziniert, zeigt sich gerade heue in Computerspielen wie ‘Battlefield’, ‘Counterstrike’ oder ‘Call of Duty’, die Millionen von Gamern gebannt vor ihren PCs verweilen lassen.
Ein vom Künstler Franz Ackermann gestalteter Raum, der den Betrachter in seiner wortwörtlich rahmensprengenden Lebendigkeit voller knalliger, abstrakter Farbflächen, die mit Fotografien und Installationen vermischt sind, in seinen Bann zieht, lädt ebenfalls zu ausgiebigem Betrachten und Erkunden ein, wobei die überflutenden Farbreize immer wieder Neues entdecken lassen.

Henri Biva, Ein Teich im Wald, Anf. 20. Jh. Öl auf Leinwand, 163,9 x 135,3 cm, Geschenk Claus H. Wencke 2019 Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen

Der Themenraum Wald (Raum 20) verdeutlicht plastisch, dass Klima- und Umweltschutz nicht etwa erst eine Erfindung der letzten 40 Jahre sind, sondern dass bereits im 19. Jahrhundert Waldgebiete unter Naturschutz gestellt wurden, etwa der Wald von Fontainebleau oder der Hasbruch bei Bremen. Dorthin pilgerten nun Künstler wie Théodore Aligny oder Ernst Willers. Von ihnen und anderen Künstlern sind beeindruckende Baumporträts zu sehen.
Der Mittelsaal trägt das Thema ‘Bremen und die Welt’, in dem zuallererst Maurizio Cattelans künstlerische Interpretationen der Bremer Stadtmusikanten ins Auge springen, einmal als Skelette mit dem Titel ‘Love Lasts Forever’ und einmal in Form von präparierten Tierkörpern mit dem Titel ‘Love Saves Life’. An einer anderen Wand befindet sich eine Galerie bedeutender Bremer Persönlichkeiten, die um 1900 die glanzvolle Zeit der Hansestadt geprägt haben. Kontrastierend dazu hängt an der Wand direkt gegenüber eine Serie von Zeichnungen, die Fragen über die Rolle Bremens während der Kolonialzeit aufwerfen. „In dem Raum werden somit Stadt-, Sammlungs- und institutionelle Geschichte als komplexe und manchmal zufällige Verknüpfung von widersprüchlichen Ereignissen, handelnden Personen und historischen Begebenheiten gezeigt, die ein vielstimmiges Bild ergeben“, so Direktor Grunenberg.

Fazit: ‘Remix 2020’ ist faszinierend, erkenntnisreich, verblüffend anders und so facettenreich, dass man ein ganzes Jahr lang täglich hier vorbeischauen kann und trotzdem immer wieder Neues entdecken wird.

Regina Gross

Ab 6. Juni in der Kunsthalle Bremen, Am Wall 207.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 – 17 Uhr; jeden letzten Di im Monat 10 – 21 Uhr.
www.kunsthalle-bremen.de
Einlass derzeit nur mit Mund-Nasen-Schutz

(Foto: Schiff: Hew Locke, Cui Bono, 2017 © the artist and courtesy Hales Gallery, London / VG Bild-Kunst, Bonn 2020)

Details

Beginn:
6. Juni 2020
Ende:
6. Oktober 2020
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
Bremen, Bremen 28195 Deutschland
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