Der ‘Ur-Vater des deutschen Rock’ wird Achim Reichel gerne genannt. Der deutsche Musiker und Produzent blickt auf eine über 60 Jahre währende Karriere zurück und ist dabei immer für eine Überraschung gut. So ist sein über 30-jähriger Klassiker ‘Aloha heja he’ 2021 durch das Internet plötzlich ein Hit in China geworden.
Der bei Hamburg geborene 79-Jährige gehört zu den ganz frühen Rockmusikern in Deutschland. Mit The Rattles trat er von 1960 bis 1966 im Vorprogramm der Beatles und der Rolling Stones auf. 30 Singles, ein Kinofilm und zahlreiche Tourneen machten die Hamburger Jungs zu einer der erfolgreichsten deutschen Beat-Gruppen.
Nach dem wehrdienstbedingten Aus bei den ‘Rattles’ entstand mit dem Bandprojekt ‘Wonderland’ die erfolgreiche Psychedelic-Single ‘Moscow’ unter der Produktion von James Last. Danach ging Reichel mit ‘A.R. & Machines’ im Jahre 1971 auf ‘Die grüne Reise’. Frühe deutsche Elektronika und Krautrock verbanden sich hier zu einer trippigen Musikerfahrung, die Reichel 2017 Live in der Elbphilharmonie Hamburg wiederaufleben ließ. Der erneute Stilwechsel und Wegweiser für die weitere Karriere erfolgte 1976 mit ‘Dat Shanty Alb’m’, auf dem Reichel überwiegend in deutscher Sprache über eines seiner Lieblingsthemen singt, die Seefahrt.
Seitdem hat der Musiker zahlreiche deutschsprachige Alben veröffentlicht. ‘Der Spieler’ war 1982 ein stimmungsvoll von Lyriker Jörg Fauser gedichtetes Porträt, das melancholische ‘Fliegende Pferde’ 1989 ein Hit. Sein mit Abstand bekanntester Song ‘Aloha heja he’ befand sich 1991 auf der Erfolgsscheibe ‘Melancholie und Sturmflut’. Die Platte enthielt daneben das schöne Begegnungslied ‘Auf der Rolltreppe’. Das durch Ringelnatz beeinflusste ‘Kuddel Daddel Du’ zeigte einmal mehr seine Vorliebe für deutsche Lyrik.
Achim Reichel ist einer, der sich nie angepasst hat an die Hörgewohnheiten der aktuellen Popmusik, sondern immer das gemacht hat, was er wollte. In seiner 2020 erschienenen Autobiografie ‘Ich hab das Paradies gesehen: Mein Leben’ schildert er seine bewegte Reise durch die deutsche Musiklandschaft. Live auf der Bühne kann Achim Reichel aus dem Vollen seines facettenreichen Gesamtwerkes schöpfen und denkt noch lange nicht ans Aufhören: „Ich bin für die Musik geboren worden, anders ist es nicht zu erklären, warum mir die Freude daran noch immer nicht vergangen ist. Meine Fans wissen das, wofür ich große Dankbarkeit verspüre.“
Foto: Hinrich Frank und Matti Klatt
Christoph Becker
Am 27. Februar um 20 Uhr, Metropol Theater