Klara Hanstein – Hey Panik, komm mal wieder runter!

 

Klara Hanstein
Klara Hanstein Foto: Klara Hanstein

 

Sie ist klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und systemische Psychotherapeutin und kennt Panikattacken aus eigener Erfahrung. Auf Instagram, im Podcast und im Newsletter teilt sie fundiertes Wissen und alltagstaugliche Impulse für mehr innere Sicherheit. In ihrem neuen Buch verbindet sie persönliche Einblicke mit psychologischem Know-how und bietet 21 praktische Werkzeuge für ein Leben mit mehr Vertrauen und Selbstbestimmung. BREMER-Autorin Fanny Quest führte ein exklusives Interview mit Klara Hanstein über ihr neues Buch.

 

 

 

BREMER: Warum entstehen Panik­attacken überhaupt?
Klara Hanstein: Panikattacken sind eine Fehlzündung des Nerven­systems. Der Körper glaubt, dass Gefahr besteht, obwohl objektiv alles in Ordnung ist. Er fährt alles hoch, um bei Gefahr kämpfen oder flüchten zu können. Eigentlich sind das lebenswichtige Mechanismen, doch wir stufen sie als bedrohlich ein. Das kann durch anhaltenden Stress, Ängste, traumatische Erfahrungen oder eine langfristige Überforderung entstehen. Oft zeigt sich die Panik sogar erst dann, wenn der Stress im Außen nachlässt.

Was passiert im Körper während einer Panikattacke?
Der Körper schaltet auf Notfall­modus. Adrenalin wird ausgeschüttet, das Herz rast, die Atmung wird flach, Muskeln spannen sich an, der Magen zieht sich zusammen. Viele Betroffene glauben in dem Moment, etwas Lebensbedrohliches passiere. Aber in Wahrheit bereitet sich der Körper auf Kampf oder Flucht vor – nur dass es keine reale Bedrohung gibt. Es ist eine überaktive Alarmreaktion.

Welche Fehler machen Betroffene oft im Akutfall?
Der größte Fehler ist der Versuch, gegen die Panik anzukämpfen. Gedanken wie: „Das darf nicht sein“, oder: „Ich muss mich zusammenreißen“, verschärfen die Symptome oft. Auch das panische Googeln, Kontrollieren oder Sich-selbst-Scannen macht es schlimmer. Panikattacken lassen sich nicht mit Druck lösen.

Was hilft am besten, um eine Attacke sofort zu stoppen?
Langsam ausatmen, den Körper spüren, die Füße am Boden wahrnehmen. Leise summen oder wie durch einen Strohhalm ausatmen, um das Nervensystem zu beruhigen. Und sich innerlich sagen: „Ich kenne das. Es ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Es wird vorbeigehen.“

Wie lässt sich der Panikkreislauf langfristig unterbrechen?
Indem man lernt, das Nervensystem regelmäßig zu beruhigen – nicht nur im Notfall. Atem, Körperarbeit, kleine Pausen, gesunde Grenzen im Alltag. Gleichzeitig ist es wichtig, die Angst nicht mehr zu vermeiden, sondern ihr schrittweise zu begegnen. Panik wird weniger, wenn wir aufhören, vor ihr davonzulaufen.

Warum ist es so wichtig, das Nervensystem zu beruhigen?
Weil Panik keine logische Reaktion ist, sondern eine körperliche. Du kannst noch so positiv oder logisch denken – wenn dein Körper im Alarmzustand ist, reagiert er trotzdem mit Angst. Deshalb hilft es nicht, nur im Kopf zu arbeiten. Der Körper muss mit ins Boot. Erst wenn das Nervensystem sich wieder sicher fühlt, reagiert es nicht mehr mit Panik.

Welches deiner 21 Werkzeuge hat dir selbst am meisten geholfen?
Eigentlich alle, weil sie an verschiedenen Punkten ansetzen. Aber das Atmen war ein wichtiger Gamechanger, der mich sehr lange begleitet hat.

Wie kann man Vertrauen in den eigenen Körper zurückgewinnen?
Am Anfang fühlt man sich dem eigenen Körper oft ausgeliefert. Er macht scheinbar grundlose Dinge, die Angst machen: Herzrasen, Schwindel, Atemnot. Wichtig ist erstens, zu verstehen, warum der Körper das macht, nämlich, weil er uns schützen möchte. Und zweitens, wieder selbstwirksam zu werden. Ich habe gemerkt, dass ich durch Atemübungen und Körperarbeit aktiv Einfluss nehmen kann. Das fühlt sich an wie: „Ich kann etwas tun.“ Und genau dadurch kommt Vertrauen zu­rück.

Was hilft präventiv, um seltener in Panik zu geraten?
Regelmäßig essen. Genug schlafen. Grenzen setzen. Auf den eigenen Energiehaushalt achten. Viele Panikattacken kommen dann, wenn man sich lange selbst übergangen hat. Prävention bedeutet, sich ernst zu nehmen – bevor es der Körper für einen tut.

Welche Rolle spielen Gedanken und innere Dialoge bei Panik?
Gedanken spielen eine große Rolle, denn durch unsere inneren Vorstellungen heizen wir den Panikkreislauf oft unbewusst an. Ein harmloses Körpersignal wird schnell zur Katastrophe im Kopf: „Was, wenn ich gleich ohnmächtig werde?“, „Was, wenn das nie wieder aufhört?“ – und schon reagiert der Körper noch stärker. Es geht also auch darum, Abstand zu den eigenen Gedanken zu bekommen. Nicht alles, was wir denken, ist wahr.

Was rätst du Menschen, die Angst vor der nächsten Attacke haben?
Die Angst vor der Angst ist oft belastender als die Panikattacke selbst. Es ist total nachvollziehbar, dass man nicht will, dass es einem wieder so schlecht geht. Dieses Gefühl von Kontrollverlust will man kein zweites Mal erleben. Aber genau dieser Vermeidungsreflex hält die Angst oft am Leben. Was hilft, ist: sich in kleinen Schritten wieder der Angst zuzuwenden. Nicht gleich ins kalte Wasser springen, sondern sanft die Augen öffnen: Was genau macht mir Angst? Was vermeide ich? Und dann Schritt für Schritt ausprobieren: „Ich halte das aus. Die Angst kann mir nichts anhaben. Mein Körper macht nur das, was er gelernt hat – aber ich bin nicht in Gefahr.“ Und genau da entsteht langsam wieder Vertrauen.

Gab es eine Erfahrung, die dich besonders bewegt hat?
Als ich eine Panikattacke das erste Mal selbstständig beruhigen konnte.

Hast du einen Wunsch?
Dass viel mehr Menschen einen Weg aus der Angst finden.

Hast du ein Lebensmotto?
Ich habe in jedem Moment die Möglichkeit, meine Situation zu ändern.

FQ
Hey Panik, kommmal wieder runter!
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Klara Hanstein – Hey Panik, komm mal wieder runter!

Panikattacken treten oft unerwartet auf – im Auto, im Flugzeug, im Supermarkt oder nachts im Bett. Das Herz rast, der Atem wird flach, der Körper steht unter Strom und die Kontrolle scheint zu entgleiten. Klara Hanstein, Psychologin, Psychotherapeutin und selbst einmal betroffen, begleitet in ihrem Buch einfühlsam durch diesen Ausnahmezustand. Mit persönlichem Erfahrungsschatz, fundiertem Fachwissen und 21 alltagstauglichen Werkzeugen zeigt sie, wie Panik entsteht, wie der Teufelskreis durchbrochen werden kann und wie Ruhe, Sicherheit und Selbstvertrauen Stück für Stück zurückkehren.

 

 

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