Während die Homo-Ehe in zivilisierten Gesellschaften längst zum akzeptierten Standard gehört, sind Schwule im (Profi-)Fußball noch immer ins rückständige Abseits verdammt.

Die Schweizer Lovestory erzählt von zwei jungen Fußballern, die zögerlich ihre Liebe zueinander entdecken. Dem gut aussehenden Fußball-Talent Mario steht der Aufstieg in die erste Liga bevor. Durch die Ankunft des neuen Spielers Leon verschärft sich die Konkurrenz. Das weiß auch der Verein, der die beiden Rivalen prompt zusammen in einer Spieler-WG unterbringt. Nach ein paar Bier kommen sich Mario und Leon näher. Dem ersten Schrecken am Morgen danach folgt die große Leidenschaft. „Wovor hast du so eine Angst?“ will Leon wissen und das Versteckspiel von Mario beenden. Der Manager hat eine schichte Antwort: „Euer Marktwert ist im Keller, wenn das herauskommt!“. Die einzige Lösung des Funktionärs: Sein Schützling braucht schleunigst eine Spielerfrau als Alibi.

Regisseur Marcel Gisler inszeniert seine Lovestory mit großer Empathie und angenehmer Unaufgeregtheit. Bisweilen gerät die schweizerische Bedächtigkeit ein wenig zu betulich, da wären 90 Minuten Spielzeit packender ausgefallen als die Verlängerung auf zwei Stunden Filmlänge. Insbesondere die Se­quenzen auf dem Rasen erweisen sich ohne überzeugenden dramaturgischen Mehrwert. Auf der anderen Seite überzeugt die psychologische Entwicklung der Figuren sowie die lässige Darstellung der Schauspieler: Max Hubacher und Jessy Moravec wurden dafür mit dem Schweizer Filmpreis belohnt.
Dieter Oßwald

Drama, Sport, CHE 2018, R.: Marcel Gisler, D.: Max Hubacher, Aaron Altaras, Jessy Moravec, Filml.: 119 Min., Kinostart: 18. Oktober

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