Musik gehört für Diego el Cigala zu den frühesten Sinneseindrücken überhaupt. Geboren 1968 in Madrid wuchs er im Marktviertel Rastro mitten in der Stadt auf, hörte Flamenco in den Bars und begann selbst zu singen, zunächst auf der Straße, dann in Bars und einschlägigen Musiklokalen. Die ersten Auftritte bestritt er als jugendlicher Sänger auf der Straße oder in kleinen Szene-Clubs.

Ausgefeilte Rhythmik und hohe Emotionalität sind die prägenden Elemente des Flamenco. Das Nationalgenre Spaniens verbinden die meisten mit Gitarre und Tanz. Doch die Königsdisziplin des andalusischen Stils ist historisch gesehen seine vokale Facette, der Cante. Bei Diego el Cigala wird der Flamenco zu einer weitläufigen Klangsprache, die lediglich durch das Klavier unterstützt wird.

Als Camarón de la Isla (‚Die Sandgarnele‘), der größte Flamencovokalist unserer Zeit, 1992 starb, tat sich eine große Lücke auf. Fünf Jahre lang dauerte es, bis am Horizont ein junger Sänger auftauchte, der das Vermächtnis nun weiter trägt. Auch sein Name ist in der maritimen Sphäre verortet: Diego Ramón Jiménez Salazar nannten bald alle nur noch ‘El Cigala’, ‘Kaiserhummer’. Seine Erscheinung mit langer Mähne, dunklem Bart und herausfordernden Augen ist tatsächlich der eines Kaisers würdig. Sein Bekenntnis unmissverständlich: „Flamenco ist nichts anderes als Freiheit!“

„Wofür ist das Leben da, wenn man es nicht besingt?“, meint Diego el Cigala und steht damit in der großen Tradition des Flamenco. Doch wie sich die Welt um die Musik herum verändert, so brauchen auch die alten Melo­dien ein wenig neue Kraft.
Diego El Cigala hat in den vergangenen Jahren dem Flamenco viele frische Impulse zugeführt und dabei gleichzeitig mit überholten Klischees aufgeräumt. Als ein Meister der spannenden Fusionen beschreitet der ausdrucksstarke Sänger aus Madrid immer wieder neue Wege und fand 2005 in Jaime Calabuch ‘Jumitus’, einem Gitano aus Barcelona, einen treuen und kongenialen Begleiter am Klavier.

In ihrem Programm ‘Piano y Voz’ begeben sich die beiden auf einen Streifzug durch die Welt der Boleros, Tangos und la­tein­amerikanischen und spanischen Balladen.
Seinen internationalen Durchbruch feierte der spanische Sänger 2003 mit dem Album ‘Lágrimas negras’, das mit einem Grammy ausgezeichnet und von der New York Times zur besten CD des Jahres gewählt wurde. 2011 bei den 12. Latin Grammy Awards in Las Vegas, wurde seine Arbeit erneut ausgezeichnet: Das Album ‘Cigala & Tango’ gewann in der Kategorie ‘Tango’ und erschien im September 2011 auf ‘edge’, einem Sublabel von Deutsche Grammophon.

Diego El Cigala beschreitet immer wieder neue Wege, lässt den wehmütigen Flamenco mit kubanischer, afrikanischer und lateinamerikanischer Musik sowie Jazz-Elementen verschmelzen und sprengt dabei furios musikalische Grenzen. Zuletzt erweiterte er den Flamenco um Einflüsse des argentinischen Tangos und machte erneut klar, dass er ein Meister der spannenden Fusionen ist. Abseits ausgetretener Pfade pendelt er mitreißend zwischen Leidenschaft und geschmeidiger Raffinesse, zwischen Tradition und Experimentierfreudigkeit.
GH

Am 14. Oktober um 20 Uhr in der Glocke

Vorheriger ArtikelJUNIORsenior
Nächster ArtikelFiDO plays Zappa