Würden Sie ihr Wohnzimmer als hyggelig bezeichnen? Zu Deutsch heißt das soviel wie gemütlich oder heimelig. Hygge ist der neuste Schrei bei Interior-Bloggern und zurzeit Thema in allen Einrichtungsmagazinen. Mit einer neuen Ausstellung im Wilhelm-Wagenfeld-Haus wird sich dem Trend auf verschiedene Weisen genähert und die Geschiche dänischen Designs beleuchtet.

Designmagazine und -blogs berichten wöchentlich über dänisches Design. Sie feiern die Klassiker der 1950er/-60er Jahre und verankern den Begriff ‘Hygge’ im deutschen Vokabular. Offensichtlich spricht dänisches Design die Sehnsucht vieler Menschen nach Geborgenheit, nach langlebiger Qualität und dem sorgsamen Umgang mit natürlichen Materialien an.

Die Ausstellung greift dieses Interesse auf, hinterfragt aber zugleich den nostalgischen Blick. Wie konnte Design sowohl in der Außenwahrnehmung des Landes als auch innerhalb der dänischen Gesellschaft eine so zentrale Rolle einnehmen? Wie wurde es zu einer Marke, die heute als ‘cool’ gilt? Was bedeutet das Ideal des Handwerks in einer industrialisierten Welt? Ist Nachhaltigkeit auch heute noch ein aktuelles Thema oder ist dieser Anspruch inzwischen zu einem oberflächlichen Verkaufsargument verkommen? Um diesen Fragen nachzugehen, stellt die Ausstellung kein ‘best-of’ des heute so beliebten ‘Mid-Century-Designs’ zusammen, sondern präsentiert neben bekannten Entwürfen wie Möbel und Leuchten von Finn Juhl, Verner Panton und Nanna Ditzel auch seltener ausgestellte Objekte wie Insulinpens oder Wasserfilter.

‘Einfach gut. Design aus Dänemark’ spannt damit einen weiten Bogen über 70 Jahre dänische Designgeschichte. Im ersten Teil der Ausstellung wird die ‘goldene Zeit’ dänischen Designs in den 1950er/-60er Jahren vorgestellt. Gestalterinnen und Gestalter greifen moderne Position behutsam auf und verbinden sie mit einer handwerklich-bodenständigen Tradition. In dieser Zeit spielt Design eine zentrale Rolle im Konzept des Wohlfahrtsstaats und viele Keative entwickeln einfache, aber qualitativ hochwertige ‘Möbel für das Volk’.

Ein zweiter Themenschwerpunkt widmet sich den Jahren 1968 bis -90. Etwas zögerlich setzten sich schließlich auch in Dänemark industrielle Fertigungsmethoden und neue Materialien durch. Viele Dänen wohnen jetzt in poppig-farbenfrohen Wohnungen, doch dänische DesignerInnen verbinden Innovationen immer mit den Idealen der vorherigen Jahrzehnte. Die letzte Phase beginnt im Jahr 1990 und zeigt die Entwicklung bis heute. Nach wie vor interpretieren viele Entwürfe die dänische Möbel-Tradition neu, aber vor allem junge Kreative weiten ihr Tätigkeitsfeld aus. Sie verstehen Design als Prozess und finden Lösungen für Probleme in ganz neuen Bereichen wie Gesundheit, Energie und Klima.

Die Ausstellung wurde von der Dänischen Botschaft in Berlin initiiert und war dort erstmals im Sommer 2017 zu sehen. In erweiterter und auf das Wilhelm Wagenfeld Haus zugeschnittener Form wird sie dort exklusiv für den Norden Deutschland zu sehen sein.
SU

Die Ausstellung ‘Einfach gut. Design aus Dänemark’ ist vom 26. Oktober bis zum 21. April 2019 im Wilhelm-Wagenfeld-Haus zu sehen

Vorheriger ArtikelLebenslang grün-weiß
Nächster ArtikelTrattoria Gioia