The Bridge City Sinners

Die aus Portland, Oregon stammende Folk-Truppe um Leadsängerin Libby Lux und Kontrabassist Scott Michaud lässt sich schwer einem Genre zuordnen. Gestartet haben die beiden ihre Musikkarriere buchstäblich auf der Straße.

Nachdem sich die beiden getrennt als Straßenmusiker:innen in den USA, Kanada und Mexiko durchgeschlagen haben, gründeten sie 2016 die inzwischen fünfköpfigen ‘The Bridge City Sinners’. Ihre mitreißende Mischung aus Americana, Jazz der Prohibitionszeit, traditioneller Folkmusik der Appalachen und der Energie des Punk gepaart mit düsteren Texten über Tod und Teufel und die dunklen Seiten des Lebens brachte dem zutätowierten Haufen schnell eine treue Fangemeinde. Ihr drittes Album ‘Unholy Hymns’ von 2021 schaffte es auf Platz 70 der amerikanischen Bill-board Charts. Mit Songs wie ‘Rock Bottom’ sind sie darauf im Song­writing nicht weit entfernt von Country-Ikone Hank Williams oder Underground-Folklegende Townes Van Zandt. Die Single ‘Devil Like You’ mit dem zugehörigen drastischen Video, in dem der frischgebackene Ehemann die Gattin niedermeuchelt, um an ihr Geld zu kommen, ist eine lupenreine Mörderballade in der Tradition früher Countrymusik. Im fröhlichen, von Banjo und Fiedel angetriebenen ‘Pick Your Poison’ wird der hedo-nistische Drogenkonsum bis zum Vergessen und letztendlich bis ins Grab zelebriert.

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The Bridge City Sinners

Im Juli bringen die sündigen Folk-Punks ihr viertes Album ‘In the Age of Doubt’ raus. Auf dem als Vorabsingle veröffentlichten ‘Doubt’ singt und faucht Libby Lux gespenstisch über Selbsthass und die Stimmen im Kopf, die einen niedermachen wollen. Das ebenfalls neue ‘Crazy’ verhandelt zu flottem Piano-Banjo-Swing die geistige Gesundheit und kommt zu dem Schluss: “I’ll never be okay, Hey maybe that’s okay”. Auf den Konzerten der Bridge City Sinners reißt das überbordende Charisma von Frontfrau Libby Lux und ihrer Bande einen endgültig in einen Strudel aus Emotionen, zu dem man gerne wild tanzen oder einen Moshpit eröffnen darf. Den Support erledigt der Bridge City Sinner-Fiedler Lightnin’ Luke gleich selbst mit.

Christoph Becker

Am 25. Juli um 20 Uhr, Tower

(Fotos: Bridge City Sinners)


DAS NEUE ALBUM:

The Bridge City Sinners
In The Age Of Doubt
Sbäm Records/Broken Silence

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Dark Folk

„The only constant now is change” singt Libby Lux im von Banjo und Trompeten angetriebenen Opener ‘Break The Chain’ über diese unsicheren Zeiten. Genreketten sprengt auch das vierte Album der folkigen Sünder aus Portland, Oregon. Ihr traditionell mit Banjo, Violine, Gitarre, Ukulele und Kontrabass instrumentierter Mix aus Bluegrass, Jazz, Folk und Country speist sich aus einer wilden, düsteren Punkquelle. Oft steht die fröhliche Musik im Kontrast zu den ernsten Texten. So thematisiert ‘Heavy’ zu flottem Gefiedel Depressionen. Im bedrohlichen ‘Doubt’ faucht Libby die selbstzerfleischenden Stimmen im Kopf an. Und das verspielte ‘Crazy’ ruft laut heraus, dass es völlig ok ist, nicht ok zu sein. Dazwischen gibt es Geschichten über den sündigen Saloon und die Guten, die zu früh sterben. Kein Zweifel, dieses mitreißende Album steckt voller Energie und bietet bei aller Düsternis unheimlich unterhaltsame Musik ohne Scheuklappen.

Christoph Becker

 

 

 

 

 

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