Pipilotti Rist. Pixiwald Wisera – Kunsthalle Bremen

Seit dem 6. Februar präsentiert die Kunsthalle Bremen eine bedeutende Neuerwerbung mit „Pixelwald Wisera“ von Pipilotti Rist (*1962). Die Rauminstallation gleicht einem verwunschenen Wald, der sich im Museum ausgebreitet hat und lädt ein sich darin zu verlieren.

Ermöglicht wird die eindringliche Raumerfahrung durch fast 3.000 von der Decke hängenden LED-Lichtern. Sie sind in handgemachte Formen eingefasst, die an Stalaktiten oder Kristalle erinnern. Als wäre ein Bildschirm in den Raum explodiert, schweben die Lichter als Pixel im Raum, ohne geometrische Linien und Perspektiven zu zeigen. Jedes Pixel-Licht ist gesondert programmiert und spielt einen Teil eines dreidimensionalen Videos ab, das durch die Abstände zwischen den Pixeln stark abstrahiert ist und nicht als Ganzes erfasst werden kann. Der Videoinhalt ist in Farbe und Bewegung genau auf die Musikstücke zugeschnitten, die im „Pixelwald“ erklingen. Die restliche Synchronisation leisten die Gehirne der Betrachtenden, in denen dann Ton und Farbe verschmelzen.

Die im „Pixelwald“ umherwandelnden Besucher*innen bewegen sich durch den bunten Raum wie auf einer Traumreise durch das Videobild. Dabei erinnert die Installation an die Synapsen unserer Gehirne und auch an die fließenden Farben, die mit geschlossenen Augen wahrgenommen werden können. Die Videokünstlerin Rist ist bekannt für ihre stets unkonventionellen, sinnlichen, mal aufrüttelnden, mal traumhaft-meditativen Arbeiten. Mit ihren seit 2016 entstehenden Pixelwäldern hat Rist einen neuen Weg gefunden, das Videobild aufzulösen und in faszinierende, sinnlich wie inhaltlich vielschichtige Rauminstallationen zu überführen – sie machen Lust zum Eintauchen und Verweilen.

„Pixelwald Wisera“ ist der erste Pixelwald in einer deutschen Sammlung. Weltweit finden sich Pixelwälder von Pipilotti Rist in vier weiteren Sammlungen: im National Museum of Qatar, im Kunsthalle Zürich, im Ekebergparken in Oslo und im Museum of Fine Arts, Houston. Der Titel „Wisera“ ist althochdeutsch für „Weser“, der Fluss an dessen Ufer sich nun der erste Pixelwald in Deutschland befindet.

Die Installation von Rist wurde anlässlich des Jubiläums des Kunstvereins in Bremen erworben und exklusiv für die Kunsthalle Bremen angefertigt. Bereits 2011 wurde im Zuge der Wiedereröffnung der Kunsthalle Bremen eine vielbeachtete Schau von Pipilotti Rist in der Kunsthalle präsentiert. Im Rahmen von „Ruhig durch die Wände” hatte die Künstlerin die farbenfrohe, traumhaft-meditative Audio-Videoinstallation „Bremer Lungenflügel” eingerichtet, die viele Besucher*innen nachhaltig faszinierte.

Pipilotti Rist
© Courtesy the artist, Hauser & Wirth and Luhring Augustine / VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Tobias Hübel

Die Erwerbung und Präsentation wird ermöglicht durch die Wilhelm Klocke Stiftung, die Kunst- und Kulturstiftung Sabine Hackerodt, die Waldemar Koch Stiftung, die Gerrit Meyer & Eka Meyer-Lausch- Stiftung, Lutz H. Peper, Silvia Jacobs und eine Gruppe privater Förderer.

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Mehr zu Pipilotti Rist:

Pipilotti Elisabeth Rist (* 21. Juni 1962 in Grabs; bürgerlich Elisabeth Charlotte Rist) ist eine Schweizer Videokünstlerin, die internationale Bedeutung erlangt hat. Rist hat als Pionierin im Umgang mit ihren Medien, vor allem Video und Film, einen eigenen, unverkennbaren Ausdruck gefunden. Neben Videoinstallationen und Experimentalfilmen gehören zu ihren Arbeiten auch Environments, Objekte, Computerkunst und digitale Fotomontagen.

Schwerpunkte ihres medienreflexiven und sinnlichen Werks sind der menschliche Körper und die Weiterentwicklung der Videotechnik. Dabei passte Rist sich an den jeweiligen Stand der Technik an: Anfangs arbeitete sie mit Magnetvideobändern, später mit Super-8-Filmen, und schließlich ging sie zur digitalen Videotechnik über. Die Bilder wurden anfangs auf Fernsehbildschirmen wiedergegeben, später projizierte Rist sie auf Wände, Grossleinwände, ganze Ausstellungsräume und Objekte. Dies zielte darauf ab, das Publikum in das Kunstwerk zu integrieren. Musik und Ton haben in Rists Werk eine große Bedeutung. Ihre zahlreichen Arbeiten, die über einen Zeitraum von fast 40 Jahren entstanden, werden weltweit ausgestellt.

Zu ihren bekanntesten Werken gehören die Videos I’m Not The Girl Who Misses Much (1986) und Ever Is Over All (1997). Ein Teil ihrer Kunstwerke befindet sich im öffentlichen Raum, so etwa Stadtlounge (seit 2005), eine Platz- und Strassengestaltung in Sankt Gallen, und Monochrome Rose (seit 2016), ein von ihr gestalteter Tram-Zug in rosa in Genf. Rist vertrat ihr Heimatland zweimal auf der Biennale di Venezia, 1997 und 2005.

(Fotos: © Courtesy the artist, Hauser & Wirth and Luhring Augustine / VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Tobias Hübel)

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