GOOGOOSH – MADE OF FIRE // EIN FILM VON NILOUFAR TAGHIZADEH // 9. Oktober im CINEMA im Ostertor
Premiere und Filmgespräch in Anwesenheit der Regisseurin
Googoosh, Irans bekannteste Sängerin und Schauspielerin, ist seit über 50 Jahren eine Ikone und Pionierin der iranischen Popkultur. Bereits als 2-Jährige hatte sie ihren ersten Auftritt, von Teherans bekanntem Kabarett Miami bis zum Königspalast kannte man Googoosh.
Es folgte eine internationale Karriere mit Auftritten auf der ganzen Welt und Hits auf Persisch, Französisch und Englisch. Mit der islamischen Revolution wurde auf einen Schlag alles anders: Auftrittsverbot, Gefängnis und Hausarrest.
Nach 21 Jahren Isolation gelang ihr die Ausreise und ein unerwartetes Comeback im Exil. Ihre bewegende Geschichte machte sie zu einer Stimme des Widerstands und zu einem Symbol der Hoffnung.
Bereits im Alter von zwei Jahren von ihrem Vater auf die Bühne gestellt und mit dem Künstlernamen Googoosh versehen, wurde Faegheh Atashin schnell zum Kinderstar im Iran. Ihr einzigartiger Gesangsstil, der persische Poesie mit Blues, Jazz, Rock und Disco vereint, katapultierte sie in den 1970er Jahren zu internationalem Ruhm.
Sie trat auch in den USA, Italien und Frankreich auf, bis ihre Karriere mit der Islamischen Revolution abrupt endete.
Das Regime hat zahlreichen Künstler*innen die Lebensgrundlage entzogen und viele von ihnen, darunter auch Googoosh, unter jahrzehntelangen Hausarrest gestellt.
Dann kehrt sie durch unglaubliche Umstände auf die Bühne zurück und feiert ein triumphales Come-back. Bis heute begeistert sie ein riesiges Publikum, hat Millionen Fans auf allen Kontinenten und aus allen Generationen. Die deutsch-iranische Regisseurin Niloufar Taghizadeh hat ein intimes Porträt dieser gefeierten Ikone und ein vielschichtiges historisches und kulturelles Zeugnis des Iran geschaffen.
Googoosh erzählt ihre einzigartige Geschichte in eigenen Worten – von den wilden Anfängen der iranischen Popkultur bis zum unermüdlichen Kampf gegen die Unterdrückung.
Einst strahlende persische Pop-Ikone und gefeierte Schauspielerin, dann 21 Jahre unter Hausarrest – und schließlich ein unerwartetes Comeback auf den Bühnen dieser Welt: „Googoosh – Made of Fire“ erzählt vom bewegten Leben der legendären iranischen Sängerin und Schauspielerin Googoosh mit allen Höhen und Tiefen – eine Hommage an eine der bedeutendsten Künstlerinnen der iranischen Popkultur und zugleich an die dramatische Entwicklung Irans, dem iranischen Volk und seinen Künstler*innen der vergangenen Jahrzehnte.
Über die Regisseurin Niloufar Taghizadeh
Niloufar Taghizadeh wurde im Iran geboren und hat schon früh angefangen, im Filmbereich zu arbeiten. Seit 1996 lebt sie in Deutschland und studierte an der Athanor Akademie Filmregie. Im Laufe ihres Werdegangs hat sie viele internationale Projekte als Autorin und Regisseurin begleitet und auch im Produktionsbereich mitgewirkt. Einige Filmprojekte entstanden in Zusammenarbeit mit Arte und ZDF für das Kino und Fernsehen. 2019 gründete sie ihre Produktionsfirma Windcatcher Productions, mit der sie ein junges Team zusammengebracht hat und sich mit vielschichtigen Geschichten und Biografien filmisch auseinandersetzt.
Ein wichtiges Thema in ihren Filmen sind
Menschenrechte, insbesondere Frauen- und Kinderrechte. Unterdrückung in jeder Form – sei es in Kunst und Kultur oder sozialen Verhältnissen – versucht sie anhand von persönlichen Geschichten mit ihren Filmen für das Publikum spürbar zu machen.
2024 bringt Niloufar Taghizadeh zwei Dokumentarfilme in die Kinos und auf internationale Festivalbühnen. NILAS TRAUM IM GARTEN EDEN und GOOGOOSH – MADE OF FIRE unterscheiden sich in ihrer Geschichte und Ästhetik, jedoch nicht vom Grundbedürfnis, Unterdrückung zu verurteilen und die Geschichte Irans aktuell aufzuarbeiten. Mit ihren Filmen trägt sie dazu bei, über die gesellschaftlichen Verhältnisse im Iran und der ganzen Welt nachzudenken und andere Perspektiven einzunehmen.
„Sinnbild des Nicht-Aufgebens, der Lebendigkeit und gegen die Unterdrückung der Frau“ – Regiekommentar von Niloufar Taghizadeh
Natürlich fühlt sich jede Regisseurin geehrt, einen Film über Googoosh, die berühmteste Popsängerin und Schauspielerin Irans machen zu dürfen. Als Begründung würde vollkommen reichen, ihr einzigar-tiges Schicksal Menschen über den Iran hinaus nahezubringen. Aber das wäre zu einfach. Googoosh ist für mich und für viele andere mehr als nur eine Popikone oder bekannte Schauspielerin. Sie war und ist ein Sinnbild des Nicht-Aufgebens, der Lebendigkeit und gegen die Unterdrückung der Frau.
Ich wurde 1978 geboren, im Jahr der Islamischen Revolution im Iran, kurz bevor das Leben der Menschen völlig auf den Kopf gestellt wurde. Zahllose Künstler*innen Irans verloren ihre Existenz. Viele haben das Land verlassen oder wurden verurteilt. Ich habe in dieser Zeit mitbekommen, dass bei all meinen Freund*innen und Bekannten die Musik von Googoosh und ihre alten Filme liefen. Immer wieder war dort das Thema, dass Googoosh als einzige Künstlerin nach der Revolution freiwillig in den Iran zurückgekehrt ist, obwohl ihr ganz klar der Tod drohte. Diese und andere tragischen Geschichten über iranische Künstler*innen gehörten zur alltäglichen Konversation.
Während wir Kinder der Revolution, komplett vermummt und dunkel angezogen sein mussten, nicht singen durften und für eine Haarsträhne zu viel bestraft wurden, brachte Googoosh viel Farbe in unser Leben. Mit ihr konnten wir träumten und uns vorstellen, wie Freiheit sein könnte. Ich konnte mich immer in diese Musik und in die Filme flüchten und mir eine iranische Frau visualisieren, die mit unserer alltäglichen Realität nichts zu tun hatte. Gleichzeitig wusste ich, dass während alle bunte Geschichten über Googoosh erzählten und sie bewunderten, sie irgendwo in Teheran unter Hausarrest saß und das ohne Musik und ohne jegliche Farbe. Sie war unerwünscht.
Ich erinnere mich, dass ich sehr oft zum illegalen Kassettenhändler, getarnt als Spielzeughändler in der Unteretage eines Einkaufszentrums, ging und nach neuen Kassetten gefragt habe. Ich musste ihm einen geheimen Code nennen und erst dann habe ich die neusten westlichen Kassetten bekommen. Es gab oft Gerüchte von einem neuen Googoosh-Album. Immer wieder bin ich darauf reingefallen und habe eine Kassette gekauft, die nicht neu war.
Als Googoosh dann nach 21 Jahren endlich die Ausreise gelang, wurden die VHS-Kassetten von ihrem Comeback im Iran und auch weltweit weitergereicht. Auf den Kassetten sah man eine zierliche und sichtbar mitgenommene Frau und tausend weinende und jubelnde Menschen. Sie war wohl der verbrannte Phönix, dessen Auferstehung aus der Asche von vielen sehnsüchtig erwartet wurde.
Die Frau, die auch Irans Tochter genannt wird, steht für das uner-müdliche Streben nach Freiheit und für die erstickten Stimmen der iranischen Frauen. Sie inspiriert die Menschen weiterhin über Generationen hinweg, nicht aufzugeben, selbst dort, wo es keine Hoffnung gibt. Sie hat sich erkämpft, was sich mehr als 80 Millionen Menschen für ihre Töchter und sich selbst wünschen: eine freie, laute Stimme.
Als ich Googoosh treffen durfte, um die Geschichte aus ihrer Sicht zu erfahren, machte uns der nächste Schlag der islamischen Republik fassungslos: Ein unschuldiges Mädchen musste sterben. Der Beginn der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung während der Dreharbeiten hat der Geschichte eine wei-tere Dimension hinzugefügt.
Wenn man die Geschichte, die dem iranischen Volk und seinen Künstler*innen angetan wurde, irgendwie in Bilder packen könnte, wäre niemand geeigneter für die Rolle der Erzählerin als Faegheh Atashin, wie Googoosh bürgerlich heißt. Googooshs Schicksal ist für mich ein Sinnbild für die iranischen Frauen, mit unermüdlichem Willen immer wieder aufzustehen und einen Neubeginn zu wagen.
Googoosh – Made of Fire ist mein Versuch, ihre Geschichte und parallel dazu die Geschichte der Kultur Irans der letzten 45 Jahre zu zeigen. Und selbstverständlich ist es die Geschichte einer Schauspieli-kone und der ersten Popsängerin Irans.
Der BREMER verlost 2×2 Gästelistenplätze für die Veranstaltung am 9.10. im CINEMA. Schreibt einfach bis zum 6. Oktober eine E-Mail mit dem Stichwort ‚Googoosh‘ an gewinne@bremer.de
Filmografie: NILOUFAR TAGHIZADEH (Auswahl)
2024 GOOGOOSH – MADE OF FIRE (Regisseurin, Produzentin)
2024 NILAS TRAUM IM GARTEN EDEN (Regisseurin, Produzentin, Kamerafrau)
2022 WIE GÖTTER SPEISEN (Co-Regisseurin, Produzentin)
2022 SEIDE AUS PERSIEN. NEUER GLANZFÜR ALTE KUNST (Regisseurin, Autorin, Produzentin)
2019 IRANS LETZTES FENSTER (Autorin und Produzentin)
2019 IRAN BITTERSÜSS (Regisseurin und Autorin)
2017 DURCH DIE NACHT MIT NAVID KERMANI UND MARTINA GEDECK / NEAPEL (Regisseurin und Autorin)
2017 DURCH DIE NACHT MIT CHARLIE HEBDO UND INNA SHEVCHENK (FEMDEN) / PARIS (Regisseurin und Autorin)
2017 DURCH DIE NACHT MIT THOMAS OSTERMEIER UND NIKI KARIMI / TEHERAN (Produktionsleiterin)
2013 EVERYDAY REBELLION (Regisseurin, Autorin, Kamerafrau für die Iran-Episode)
FR
GOOGOOSH – MADE OF FIRE // EIN FILM VON NILOUFAR TAGHIZADEH // 9. Oktober ab 20Uhr im CINEMA im Ostertor
Kinostart: 10. Oktober 2024
im Verleih von mindjazz pictures Deutschland 2024
Original (Farsi/Englisch) mit deutschen UT und deutsche Synchronfassung | 95 Minuten Weltpremiere: Sheffield International Documentary Festival 2024
Produktion: Windcatcher Productions GmbH
in Zusammenarbeit mit ZDF / ARTE
(Fotos: Anika Zachow/ Googoosh)