Es ist wieder soweit – unmittelbar nach dem Jahreswechsel steht an der Hunte ein erster kultureller Höhepunkt auf dem Unterhaltungsprogramm: die 23. Oldenburger Kabarett-Tage stehen mit ihrem Motto ‚Eine Tüte Deutschland‘ noch im Zeichen der vergangenen Bundestagswahlen und dem eher kläglichen Ringen um eine ‚Jamaika‘-Koalition.

Auch wenn diese schwarz-gelb-grünen Versuche krachend gescheitert sind, bleibt bis heute der Eindruck einer eher surrealen bis grotesken Rauscherfahrung statt soliden Regierungsbildung. Jeweils vier namhafte Vertreter des humoristischen Genres und Kenner des hiesigen Politikbetriebs werden sich vom 19.1 zum 23.2. wieder den Vorhang in die Hand geben und munter ihren Teil zu dieser halluzinogenen Tüte beitragen.
Zum Auftakt wird mit Mathias Tretter in der Studentenwerksbühne Unikum nochmals ordentlich gegen 2017 ‘nachgetrettert’. Als aktueller Träger des Deutschen Kabarettpreises obliegt ihm quasi die Pflicht der ‘kabarettistischen Jahresrevanche’, in der der Bayer mit der crazy Frisur mit der Bundestagswahl und ihren Folgen abrechnet. Auch in Stefan Waghubingers federleichtem Programm ‚Jetzt hätten die guten Tage kommen können‘ geht es mehr oder weniger um die verkorkste Wahl und die persönlichen Konsequenzen für uns alle.
Die Februar-Gäste im Unikum sind der YouTube-Star und Poetry-Slammer Patrick Salmen mit seinem sarkastischen Doppel-Gastspiel ‚Genauer betrachtet sind Menschen auch nur Leute‘ sowie Jess Jochimsen. Der Freiburger Musik-Kabarettist bringt die Folgen der Bundestagswahl in seinem anrührenden Programm geistreich auf den Punkt: ‚Heute wegen Gestern geschlossen‘! In der Kulturetage wird derweil noch kräftig gefeiert – mit ‚Alkopop 100 Vol.%‘! Ariane Müller und Julia Gamez Martin waren die Publikumslieblinge der ‚Nacht der kleinen Künste‘ und somit erste Wahl für den kabarettistischen Neujahrsempfang an der Hunte. Mit reichlich Sex, Drugs & Rock’n’Roll bedient das dynamische Duo fast jedwede Sucht.
Im Februar beehren dann die großen Namen des deutschen Humors die Kulturetage: Henning Venske wirft in ‘Das war’s! Wars das?’ einen analytisch scharfzüngigen Rückblick auf das verrückte letzte Wahljahr und wird dabei süffisant von Frank Grischek am Akkordeon begleitet.
Christian Ehring war zuletzt im Februar 2016 in Oldenburg zu Gast und wurde anschließend weltberühmt. Nur wenige Tage nach seinem Gastspiel brachte der extra 3-Moderator den türkischen Oberhäuptling derart in Wallung, dass dieser bis heute die Kriegsbemalung nicht wieder ablegen mochte.
Abschließend wagt Vince Ebert einen gesellschaftspolitischen Blick voraus: Der diplomierte Physiker gilt als der Wissenschaftskabarettist unter den Spaßvögeln der Nation und entwirft in ‚Zukunft is the Future‘ eine fundierte und wahnwitzige Vision über das menschliche Leben im Jahre 2038.  | THORSTEN HENGST

Vom 19.1. bis zum 23.2. jeweils um 20 Uhr in der Kulturetage und der Studentenwerksbühne Unikum.

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