Ryan Gosling, der für Chazelle schon in ‘La La Land’ vor der Kamera stand, spielt Neil Armstrong als introvertierte Ingenieursseele.

Er ist ein scheinbar stoischer, wortkarger Kerl, der auch in Krisensituationen die Nerven behält, aber ganz und gar nicht dem Klischee eines furchtlosen Weltraumfliegers entsprechen will. Als seine Tochter im Alter von zwei Jahren an einem Hirntumor stirbt, frisst er die Trauer in sich hinein und vergräbt sich in seine Arbeit. Schließlich wird er bei der NASA angenommen und für das Mondprogramm „Gemini“ berufen, was für ihn und seine Frau Jan auch als ein neuer Start ins Leben angesehen wird. Aber bis die Apollo 11 den Mond erreicht und Armstrong am 21. Juli 1969 dort den Fuß auf den staubigen Boden setzt, ist es ein weiter Weg.

Gosling gelingt es auf subtile Weise die Ängste hinter der stoischen Fassade des Astronauten sichtbar zu machen. Jenseits aller Heldenklischees vermittelt ‚First Man‘ ein Gefühl für den kalkulierten Wahnsinn der Mission, deren verschwenderisches Budget damals angesichts der Misere in den amerikanischen Großstädten sehr umstritten war. Im Finale schließlich, wenn sich die Landefähre ‘Eagle’ ihrem Ziel nähert, fährt Chazelle allen cineastischen Hokuspokus zurück und zeigt in vollkommener Konzentration und Ruhe jenen unwirklichen, poetischen Moment, den damals die ganze Welt gebannt am Fernseher verfolgt hat.
Martin Schwickert

Aufbruch zum Mond, Drama, Biografie, R.: Damien Chazelle, D.: Ryan Gosling, Claire Foy, Jason Clarke, Filml.: 140 Min., Kinostart: 8. November

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