Der Traumfabrik neuer Darling Timothée Chalamat mimt nun den drogensüchtigen Sohn, der den besorgten Papa (Steve Carell) mit chronischen Rückfällen zunehmend in die Verzweiflung treibt.

Bislang führt der erfolgreiche Journalist David mit Gattin Vicki und dem sensiblen Sohn Nic ein höchst harmonisches Familienleben. Doch schnell ist Schluss mit lustig, der Teenager entdeckt Methamphetamin und wird ra­sant in den Teufelskreis der Sucht gezogen. Mit Liebe, Geduld und Verständnis versucht der Vater zu helfen. Selbst die 26 Wochen in einer Entzugsklinik bringen nur kurzfristige Erfolge, die Spirale der Sucht dreht sich unerbittlich weiter. Rückfälle gehörten zum Genesungsprogramm, erläutern die Experten. Der verzweifelte Vater will sich mit solchen Botschaften nicht abfinden. Irgendwann muss jedoch auch er einsehen, dass alle Hoffnungen vergeblich sind.

Basierend auf den beiden Biografien von Vater und Sohn erzählt der Belgier Felix van Groeningen sein Drama mit reichlich Rückblenden auf die gute alte Zeit familiärer Freuden. Umso kras­ser der Kontrast, was die Sucht aus den Beteiligten ge­macht hat. Während Drogenfilme gemeinhin aus der Sicht der Junkies geschildert werden, liegt hier der Schwerpunkt bei den An­gehörigen. Die naheliegenden Kitsch-Klippen kann das Melodram nicht immer souverän umgehen. Einen John Lennon Song als Filmtitel zu nutzen, ist allemal grenzwertig.

Zur ganz großen Schwachstelle gerät der aufdringliche Soundtrack, der als penetranter Ge­schmacksverstärker kaum überzeugt. Mehr „weniger ist mehr“ hätte auch Hauptdarsteller Steve Carell ganz gut getan. Wie in seinen Komödien trägt er reichlich dick auf, was bei einem existenziellen Drama alle notwendigen Zwischentöne übertüncht und zur Klischeenummer gerät. Filmsohn Chalamat kann sich das eher leisten. Als Crystal-Meth-Junkie am Abgrund muss er dem Affen ge­hörig Zucker geben. Er liebt und lügt und betrügt in Extremform. Kotzbrocken und zerbrechlich – eine fast schon beängstigende Tour de Force, die dem 22-jährigen so schnell keiner nachmacht.
Dieter Oßwald

Drama, USA 2018, R.: Felix van Groeningen, D.: Steve Carell, Timothée Chalamat, Maura Tierney, Filml.: 121 Min.

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