Ein Streit zwischen einem libanesischen Christen und einem Palästinenser wird zu politischen Protesten, die aus dem Ruder laufen.

Es ist ein heißer Sommertag in Beirut. Yasser ist palästinensischer Flüchtling und ein gewissenhafter Vorarbeiter für die aktuellen Baumaßnahmen in der kleinen Straße. Toni ist Automechaniker, ein gebürtiger Libanese und bekennender Christ. Weil der illegale Abfluss auf seinem Balkon ständig auf die Straße tropft, will Yasser das Problem spontan lösen und verlegt eine neue Leitung. Der Bewohner zeigt sich wenig dankbar. Voller Wut zerschlägt Toni das Rohr. Dass ihn der Bauarbeiter deshalb als Trottel beschimpft, bringt den Choleriker völlig aus dem Häuschen. Es folgt das übliche Geblöke von verletzter Ehre samt der obligatorischen Stolz-Hysterie. Der Streit geht vor Gericht in die nächste Runde. Für die klugen Frauen der Beteiligten ist das ganze Wichtigtuer-Theater ihrer aufgeplusterten Gockel längst lästig.

Die Story ist so schlicht wie ergreifend. Als brillante Parabel über Rechthaberei, vermeintlich verletzte Ehre sowie religiösen Fanatismus funktioniert dieses bewegende Moral-Drama exzellent. Dass Regisseur und Autor Ziad Doueiri sein Handwerk als Kameraassistent von Quentin Tarantino lernte, hat visuelle Spuren hinterlassen. Als Sahnehäubchen erweist sich die Besetzung der sturen Streithähne. Der Comedian Adel Karam sowie der Theatermann Kamel El Basha geben die fanatischen Widersacher mit großer Präzision und machen sie zu grotesken Figuren der lächerlichen Art.
Dieter Oßwald

Drama, FRA, CYP, BEL, LBN, USA 2017, R.: Zaid Doueiri, D.: Adel Karam, Julia Kassar, Kamel El Basha, Filml.: 109 Min., Kinostart: 25. Oktober

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