Sommer 1967: Flower-Power, Liebe und das Gefühl, dass sich die Welt zu einem besseren Ort ändern wird – auch für Kenneth und Sandra. Doch die Zeit nimmt ihren Lauf und 30 Jahre später ist die Ehe gescheitert, die eigenen Kinder sind erwachsen und die Welt ist im Neoliberalismus angekommen.

Das Familiendrama von Mike Bartlett erzählt auf eine böse und gleichzeitig amüsante Weise das Leben eines Paares aus der Generation der ‘Babyboomer‘. Nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, steht sie wahrscheinlich wie keine andere bis heute dafür, dass sie alles anders machen wollte. Das Stück lief bereits erfolgreich am Broadway und wird nun zum ersten Mal in deutscher Übersetzung aufgeführt.

„Thematisch dominant ist die ökonomische und ideologische Reise der Babyboom Generation“, erklärt Regisseurin Patricia Benecke. Die Entwicklung wird den Zuschauern in drei Akten verdeutlicht, eingebettet in Musik und Gesang.
Es beginnt mit dem leidenschaftlichen Anfang der Liebesgeschichte des jungen Paares. Geprägt von Enthusiasmus und Aufbruchsstimmung möchten Kenneth und Sandra sich Ende der 1960er selbst verwirklichen.
Das Stück zeigt dann aber auch die Lebensphase, in der die Widersprüche zwischen freiem Leben und materieller Bequemlichkeit auftreten – ganz zu schweigen von den familiären Verpflichtungen.
Schließlich wird auch die Gegenwart aufgegriffen, in der die mittlerweile erwachsenen Kinder versuchen sich in der prekären Arbeitswelt zu verwirklichen oder gleich in die digitale Parallelwelt fliehen.

Das Theaterstück beschäftigt sich also ebenfalls mit der Folgegeneration: „Der große Rahmen sind die Dynamiken und Erwartungshaltungen zwischen Eltern und Kindern und die spannende Frage: „Wie übernehme ich generationsübergreifend Verantwortung, wie sehr ist das in unserer Gesellschaft überhaupt möglich?“ Denn in der Gegenwart, in der Kenneth und Sandra über Eigentum und gutes Renteneinkommen verfügen, wirft die inzwischen 37-jährige Tochter ihren Eltern schließlich vor: „Ihr habt die Welt nicht verändert, ihr habt sie gekauft.“

„Sowohl die Babyboomer als auch die Folgegeneration werden an ihrem gesellschaftlichen Verhalten gemessen“, erklärt Patricia Benecke. „Bartlett hat einen verschärft satirischen Blick auf beide und es gelingt ihm wunderbar, in seiner Familiengeschichte ein ‘State of The Nation‘- Stück zu verstecken.“ Exemplarisch spiegelt die Familie den ‘Zustand der Nation‘ wider.
Auch das Stück ‘King Charles III.‘ von dem englischen Dramatiker wurde von der Bremer Shakespeare Company als deutsche Erstaufführung ins Programm aufgenommen.

„Mike Bartlett gelingt es wieder einmal genial, gesellschaftlich relevante Themen in einem gleichzeitig spannenden und unterhaltsamen Plot unterzubringen“, freut sich die Pressesprecherin der Bremer Shakespeare Company Anette Ruppelt. „Er versteht es bestens das Politische im Privaten aufzudecken und umgekehrt. Das macht seine Dramen so up-to-date ohne je ins Belanglose abzugleiten.“
Auch ‘Love Love Love’ wird eine Mischung aus schwarzem Humor und einem kritischen Blick auf die Gesellschaft sein.
LL

Am 10. Oktober, 19:30 öffentliche Probe (Eintritt frei), am 18. Oktober, 19:30 Premiere, Am 20., 21. und 27. Oktober 19:30 Uhr, Bremer Shakespeare Company,Theater am Leibnizplatz
Weitere Informationen:
www.shakespeare-company.com

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