„Traut the Kraut“ – so beschimpften die Fans Bert Trautmann, als er 1949 zum ersten Mal als Torwart von „Manchester City“ zwischen den Pfosten stand.

Als Kriegsgefangener kam Trautmann auf die britische Insel und stieg in 590 Spielen vom verhass­ten Feind zur gefeierten Fußball-Legende auf. In Marcus H. Rosenmüllers Biopic ‘Trautmann’ spielt David Kross den deutschen Wehrmachtsoldaten, der von dem Lebensmittelhändler Jack Friar als Ladenhilfe und Torwart für sein Provinz-Team akquiriert wird. Mannschaft und Publikum sind wenig begeistert, aber der ‘Kraut’ verhindert den drohenden Abstieg.

Rosenmüller bedient in ‘Trautmann’ die klassische Sportfilm-Dramaturgie, die den mühsamen Aufstieg eines Außenseiters über Rückschläge bis zum finalen Triumph vorsieht. In diesem Fall ist dies das legendäre Finale zwischen Manchester und Birmingham 1956, das Trautmann in den letzten 15 Spielminuten mit einem gebrochenen Halswirbel absolvierte.

Vor dem Kontext heutiger Integrationsdebatten verfehlt eine Geschichte, in der sich ein Deutscher seinen Platz in einer ihm feindlich gesonnenen Umgebung erarbeiten muss, nicht ihre Wirkung. Rosenmüller zeigt den verständlichen Hass auf den Kriegsgefangenen in aller Deutlichkeit, um den steinigen Weg hin zur Versöhnung abzuwandern. Mit erstaunlichem Geschick lehnt sich ‘Trautmann’ an die Textur britischer Feel-Good-Movies an. Und hier zeigt sich wiederum Rosenmüllers Stärke, der in der englischen Working-Class der Nachkriegszeit sein Gespür für soziale Milieus beweist.
Martin Schwickert

Biografie, Drama, Sport, DEU, GBR, IRL 2018, R.: Marcus H. Rosenmüller, D.: David Kross, Freya Mavor, John Henshaw, Filml.: 120 Min. Start: 14. 3.

Vorheriger ArtikelWaschsalon
Nächster ArtikelPaul Taylor Dance Company