In der Brauerei in Walle gibt es nicht nur Bier. Auch ein Gasthaus befindet sich in dem historischen Backsteingebäude. Das sogenannte Braugasthaus bietet größtenteils Hausmannskost, die gut zu dem einen oder anderen Glas Bier passt.

Von außen macht die alte Brauerei einiges her. Das über 100 Jahre alte Gebäude steht sogar unter Denkmalschutz: „Als gelungenes Beispiel einer repräsentativen Industriearchitektur“. Eine rot-weiße Backsteinfassade, große runde Fenster und im Inneren Hallen mit Kesseln und natürlich ganz viel Bier – die Union Brauerei hat einen ganz eigenen industriellen Charme.

In einem der großen Räume befindet sich auch das Braugasthaus. Auch hier riecht es nach Bier, was wohl kaum zu vermeiden ist. Stilistisch passt das Restaurant gut zu dem Gebäude: Boden, Tische und Stühle sind aus rustikalem Holz und von den metallenen Balken an der Decke hängen große Lampen. An der Seite befindet sich eine lange in schwarz gehaltene Theke. Bestimmt 15 verschiedene Zapfhähne ragen dort aus der Wand und versprechen eine vielseitige Bierauswahl. Eine große bemalte Tafel hinter der Theke unterstützt die moderne und ungezwungene Atmosphäre. Durch ein paar Säulen in der Mitte der Halle findet eine kaum spürbare Raumteilung statt. Dahinter ist die Wand teilweise mit Holz verkleidet und es hängen auf der fensterlosen Seite unzählige Fotos. Sie zeigen die historische Brauerei und ihre Arbeiter. Die hintere Wand mit einem Holzregal, in dem zahllose Flaschen von unten angestrahlt werden, gehört ebenfalls zur Dekoration. An der Seite befindet sich außerdem ein kleines hölzernes Podest, auf dem weitere Tische und Stühle stehen. Auch wir bekommen hier einen Platz zugewiesen, allerdings mit etwas Glück, da der Raum ansonsten komplett ausgebucht ist. Das Restaurant scheint also gut zu laufen.

Die Speisekarte, einige Seiten auf ein Holzbrett geklemmt, zeigt schon von der Anordnung her, wo der Fokus liegt: die vorderen Seiten präsentieren die große Bierauswahl. Diverse Craft-Biere werden mit genauen Beschreibungen vorgestellt. Wer mag, kann auch ein ‘Bremer Brett’ mit fünf oder drei 0,1l Testbieren bestellen – der Preis liegt bei 7,20 Euro oder 5,10 Euro.

Die Speisen im hinteren Teil der Karte kann man wohl bis auf ein paar Ausnahmen der (norddeutschen) Hausmannskost zu­ord­nen: Bremer Knipp, Matjes oder Strammer Max – deftiges Essen, das gut zum Bier passt. Auch einige vegetarische Gerichte sind vorhanden. Die Preise der Hauptgerichte liegen zwischen 10 und 20 Euro.

Wir bestellen Bremer Backfisch für 12,90 Euro und die vegetarische Lauch-Quiche für 11,90 Euro. Außerdem entscheiden wir uns für das neue Bremer Brauer Altbier, das von vier ansässigen Brauern zuletzt auf der ‘Fisch & Feines’-Messe vorgestellt wurde. Einmal mit 0.2l für 2,90 Euro und 0.3l für 4,20 Euro.

Das Bier kommt relativ schnell und schmeckt uns beiden sehr gut. Nicht zu bitter und nicht zu süß mit einem leicht malzigen Nachgeschmack.
Auf das Essen müssen wir etwa 20 Minuten warten. Die ovalen Teller sind eher schlicht angerichtet, die Soßen und einige Beilagen befinden sich in Glasschüsseln.

Das Stück Lauchquiche wird mit Schnittlauch-Schmand in einer Glasschüssel und einem frischen Salat serviert. Lauch und Käse schmeckt man bei der Quiche deutlich heraus, sie könnte allerdings noch etwas mehr gesalzen werden. Der Schmand schmeckt sehr erfrischend und passt mit dem Schnittlauch gut zu der Quiche. Der Salat wirkt ebenfalls frisch und die Zutaten sind angenehm bissfest.

Der Backfisch ist laut Karte Nordsee-Seelachs im Pale-Ale- Bierteig gebacken. Dazu werden in einer Glasschüssel Kartoffel-Gurken-Salat und in einer weiteren Knoblauchsoße serviert. Außerdem liegt eine Zitronenspalte neben dem Fisch.
Der Backfisch schmeckt – das Innere ist zart und saftig, der Teigmantel kross und aromatisch. Der Nordsee-Seelachs macht durch seinen milden und feinen Geschmack einen frischen Eindruck. Zu dem herzhaften Fisch ist der leichte Kartoffel-Gurken-Salat ein angenehmer Kontrast. Gurken und Kartoffeln sind biss­fest und er ist nicht so säuerlich, wie man es von manchen Kartoffelsalaten kennt. Im Gegenteil: die frischen Kräuter wie Kresse oder Schnittlauch unterstützen den leichten Geschmack. Die Knob­lauchsoße ist dagegen wieder kräftig und erinnert eher an eine Remoulade – passend also zu Fisch. Mir ist sie allerdings etwas zu säuerlich.
Die Portionen beider Gerichte sind ausreichend für eine Mahlzeit, allerdings auch nicht übermäßig groß.

Der Service ist freundlich, zuvorkommend, aber nicht aufdringlich. Durch die Räumlichkeiten und vielen Gäste besteht allerdings kein intensiver Kontakt zu der Bedienung.

Insgesamt kann man festhalten, dass das Essen in dem Braugasthaus auf jeden Fall passend und auch schmackhaft ist. Die Preise entsprechen gängigen Restaurantpreisen. Das Bier ist etwas teurer als in einer herkömmlichen Kneipe, hebt sich aber durch den Geschmack auch deutlich ab. Insgesamt zahlten wir 31,90 Euro.

Ein Besuch des Braugasthauses ist vor allem wegen des Bieres lohnenswert. Die Auswahl der Speisen passt zu den vielen auch herberen Sorten.

Für ein romantisches Candle-Light-Dinner ist die Location eher nichts, denn durch die Räumlichkeiten ist keine wirkliche Privat­sphäre gegeben. Aber dafür ist insbesondere für etwas größere Runden genug Platz.
LL

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