Richard O’Brien’s Rocky Horror Showstar Oliver Savile – Interview // Richard O’Brien’s Rocky Horror Show // bis zum 2. Februar im Metropol Theater

Schon kurze Zeit nach ihrer Uraufführung 1973 in London wurde die abgedrehte Musikshow zum weltweiten Phänomen, das besonders durch die ‘74er Verfilmung mit dem ikonischen Tim Curry als Frank’n’Furter bis heute nachhallt.

Noch immer spürt man den Einfluss auf Drag Shows, Rockbands, Theater und die Burlesque-Szene. Regisseur Sam Buntrocks gefeierte Inszenierung wagt jetzt den ‘Time Warp’ zurück zu den Wurzeln – zu B-Movies, Burlesque und Glamrock – und dringt bis zum wahren Kern des Kult-Musicals vor.

Denn hier darf jeder so sein, wie er will. Und das bezieht sich mit Nachdruck auch auf die Zuschauenden vor der Bühne. Mit Konfetti (bevorzugt weißes) für die Hochzeit, kleinen Wasserspritzpistolen für den Regen, Zeitung als Schutz vor selbigem, Knicklicht für den Weg zum Schloss, Ratsche und Gummihandschuhen für das Labor bewaffnet, wird das Publikum zum Teil der Handlung und macht die Show zum Erlebnis.

In Bremen wird zudem Sky du Mont als Erzähler die Show begleiten und mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz und Schlagfertigkeit begeistern.
Der BREMER hat sich mit Oliver Savile über seine Rolle als ‘Frank’n’Furter’ unterhalten.

BREMER: Wann bist Du zum ersten Mal mit ‘The Rocky Horror Show’ in Berührung gekommen?

Richard O’Brien’s Rocky Horror Show
Oliver Savile – Richard O’Brien’s Rocky Horror Show // Foto: ATG Entertainment

Oliver Savile : Ich habe tatsächlich mit 13 Jahren den Film ‘The Rocky Horror Picture Show’ mit meiner Großmutter gesehen. Damals habe ich mir nicht viel dabei gedacht, weil ich noch zu jung war. Erst nachdem ich beschlossen hatte, Schauspieler zu werden, dachte ich wieder daran.

Wie hast Du die Rolle des Frank’n’Furter bekommen?
Ich bekam den Anruf für ein Vorsprechen als ‘Frank N. Furter’ während der Pandemie, als ich als Baumchirurg gearbeitet habe. Ich war gerade an einem großen Auftrag, den ich organisiert hatte, und das Vorsprechen war nur an einem einzigen Tag möglich.

Ich sagte: „Tut mir leid, ich kann nicht zu diesem Vorsprechen gehen“ – und habe es ein paar Mal abgelehnt. Ich bin dann schließlich in meiner Pause hingegangen. Beim Vorsprechen vor Martin Flohr, dem Executive Producer, dem Regisseur Sam Buntrock und dem Associate Director Gordon Gesatzki war ich buchstäblich wie ein Baumchirurg in Blaumann und Stiefeln gekleidet. Ich sang ‘Sweet Transvestite’, ‘I’m Going Home’ und spielte zwei Szenen – und musste dann wieder los. Etwa eine halbe Stunde später bekam ich das Jobangebot.

Wie bist Du an die Rolle herangegangen und wie hast Du sie Dir zu eigen gemacht? Hast Du dabei den Schatten des ikonischen Tim Curry gespürt?
Es ist unmöglich, diese Rolle anzugehen, ohne den Schatten von Tim Curry zu spüren – und es sind große Fußstapfen, die es zu füllen gilt! Ehrlich gesagt bin ich zurück zum Text gegangen, habe mir das Skript und die Geschichte noch einmal angesehen – und habe die Rolle von dort aus aufgebaut. Natürlich wird immer eine Essenz von Tim Currys Darstellung in jedem ‘Frank N. Furter’ mitschwingen. Aber ich habe mich auf den wahrhaftigen Kern der Geschichte konzentriert und sie in meiner Art erzählt.

Gibt es ein Lied aus der Show, das Dir besonders nahegeht oder besonders viel Spaß macht zu performen?
Ich liebe jedes einzelne Lied der Show. Aber mein Lieblingsmoment, der zugleich am berührendsten ist, kommt, wenn ich ‘Don’t Dream It, Be It’ singe – und in ein Meer von Menschen blicke, die einfach sie selbst sein wollen. Ich versuche, so vielen Menschen wie möglich direkt in die Augen zu schauen und diese Zeilen zu singen. Es ist weder stimmlich noch physisch eine besonders schwierige Stelle im Stück, aber das ist mein absoluter Lieblingsmoment.

Wie beeinflusst das bei der Rocky Horror Show stark miteinbezogene Publikum Deine Performance?
Das Publikum spielt in jeder Produktion eine riesige Rolle, aber in dieser ganz besonders. Wir sagen, dass sie das ‘13. Ensemblemitglied’ sind, weil die Show ohne sie nicht funktionieren würde. Jede Vorstellung ist unterschiedlich, je nach Energie; was das Publikum gibt, bekommt es zurück. Das macht die Auftritte so aufregend: die unterschiedlichen Interaktionen mit dem Publikum. Es ist wirklich unglaublich. Egal, ob es ein Montagabend oder ein Samstagabend ist – es ist immer anders und immer unterhaltsam.

Wie bist Du mit den hochhackigen Schuhen zurechtgekommen, die ja ein

Richard O’Brien’s Rocky Horror Show
Oliver Savile als Frank’n’Furter – Richard O’Brien’s Rocky Horror Show // Foto: Jochen Quast

wichtiger Teil des Kostüms sind?
Ich musste das Laufen in den ikonischen roten High Heels für diese Rolle erst lernen und habe mir dafür vor allem Tipps von den weiblichen Ensemblemitgliedern geholt. Ich musste nicht nur trainieren, überhaupt das Gleichgewicht zu halten, sondern auch, um den für das Gehen in High Heels typischen Hüftschwung hinzubekommen. Und obwohl ich sehr sportlich bin, erfordert es eine besondere Ausdauer, so lange in Absätzen zu gehen und zu tanzen.

Warum glaubst Du, ist Richard O’Briens The Rocky Horror Show heute noch so relevant, und was macht sie besonders?
Die Show war ihrer Zeit tatsächlich voraus, als sie herauskam. Sie handelt davon, so zu sein, wie man sein möchte, und das feiern wir – wir feiern jeden Menschen. Und genau deshalb ist sie auch heute noch so bedeutsam.

Was hoffst Du, dass das Publikum aus Deiner Interpretation von Frank N. Furter mitnimmt?
Ich hoffe, dass das Publikum eine großartige Zeit hat; das ist mein Ziel am Ende jedes Tages. Ich hoffe, sie genießen die Reise, auf die wir alle gemeinsam gehen. Darum geht es im Theater: der Realität des Alltags zu entfliehen und Live-Unterhaltung zu genießen. Das ist es, was ich daran liebe!

Christoph Becker

Richard O’Brien’s Rocky Horror Showstar Oliver Savile – Interview // Richard O’Brien’s Rocky Horror Show // bis zum 2. Februar im Metropol Theater

Vom 28. Januar bis 1. Februar
jeweils um 19.30 Uhr,
am 1. Februar auch um 15.30 Uhr
und am 2. Februar um 14 und 18 Uhr,
Metropol Theater

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