2017 wollte es der Zufall, dass die Bands der Freunde Tom Dowse (Gitarre), Nick Buxton (Schlagzeug) und Lewis Maynard (Bass) kollabierten und sie beschlossen, die ‘bandfreie’ Zeit mit ein paar Jams in der Garage von Maynards Mutter in Süd-London zu überbrücken.
Da sich keine neuen Projekte auftaten und die Jams einige fähige Songfragmente herausbeförderten, beschlossen die Drei, sich nach einem Frontmann umzuschauen. Aus dem Mann wurde eine Frau in persona der Zeichendozentin und bildenden Künstlerin Florence Shaw, die Dowse einst auf dem London College Of Art kennengelernt hatte. Ihr Einwand, dass sie nicht singen könne, wurde mit der Aufforderung kommentiert, die Texte einfach zu zitieren.


Photography: Annie Collinge
Creative Direction: Rottingdean Bazaar
So ging Shaw wie einst Anne Clark frisch ans Mikro und sagte ihre frei entworfenen Texte über lustige Alltagsbeobachtungen und latent ironische Tagebucheintragungen auf, während das Trio dazu seinen unterkühlten Post-Punk schmetterte. Es hatte etwas von Stand-Up-Poetry mit Musik, machte aber allen Beteiligten enorm Spaß und sprach sich in der Hauptstadt schnell als neuer Avantgarde-Hype um. Im Herbst 2019 erschienen mit ‘Sweet Princess’ und ‘Boundary Road Snacks And Drinks’ in kurzer Folge die ersten EPs, die das Beggars Label 4AD überzeugte, das Quartett unter Vertrag zu nehmen.
Ein Glücksfall für Dry Cleaning: so schoß das Debüt ‘New Long Leg’ 2021 aus dem Nichts bis auf Platz der UK-Charts. Gut ein Jahr später folgte mit ‘Stompwork’ der nicht minder erfolgeiche Nachfolger, auf dem Shaw ihrem tiefen Timbre erste notorische Gesangsübungen entlockte, während der trockene Sound ihrer Jungs nicht mehr ganz so stoisch dröhnte, sondern Raum für etwas luftigere und dezent psychedelische Momente lässt.
Thorsten Hengst
Am 30. Mai um 20.30 Uhr, Lagerhaus.
(Fotos: Max Miechowski/ Hanna-Katrina Jedrosz)