Was passiert eigentlich, wenn das Publikum nicht lacht? Der BREMER hat mit dem Comedian geschnackt und diese Frage geklärt.

BREMER: Du bist ja schon viel rumgekommen – unterscheidet sich der Humor in Deutschland?
Ingo Appelt: Gar nicht. Man denkt immer, dass Bayern und Bremer über verschiedene Inhalte lachen, aber dem ist nicht so. Doch wenn man in Provinzen wie zum Beispiel Cloppenburg spielt kann es schon sein, dass es am Anfang ein bisschen stiller ist.
Also freust du dich schon auf Bremen?
Ja! Ich habe eine Zeit lang in Bremen ‘Auf der Kuhlen‘ ge­wohnt. Zu der Zeit habe ich auch meine erste Frau kennengelernt, die kam aus Bremen. Was ich an Bremen sympathisch finde ist, dass Bremer keine Kohle haben, super tolerant und offen sind. Sympathisch linkes Gesindel, ähnlich wie in Berlin. Aber nicht wie Hamburger, die sind mir zwar lieb, aber die sind doch zu bürgerlich und denken zu viel ans Geld. Bremer sind mir lieber, die haben nichts. (lacht)
Hast du Vorsätze für 2018?
Ich habe keine Vorsätze, außer immer weitermachen. Ich bin dieses Jahr 50 geworden – und habe noch immer Termine ohne Ende. Kürzlich habe ich mit dem Rauchen aufgehört.
Welche Verhaltensweisen nerven dich am meisten?
Die Selbstgefälligkeit von Männern. Viele sind nicht in der Lage, über sich selbst lachen zu können. Frauen hingegen wollen oft einen Mann, der eine Mischung aus Macho und Weichei symbolisiert: das ‘Machei’. Dann sage ich zum Spaß: Kommt Männer wir werden alle schwul um etwas charmanter und höflicher zu sein. Und da fällt mir dann häufig auf, wie viel Homophobie im männlichen Publikum verhanden ist – für mich unbegreiflich und einfach nur rückschrittlich. Wahrscheinlich rührt das noch aus diesem traditionalistisch-katholischem Weltbild, was noch in vielen Köpfen steckt.
Was kann man dagegen tun?
Ich bin ja auch selber betroffen. Ich habe 3 Kinder – aber ich habe keine Kinder, weil es schwierig ist, sie als Vater bei sich zu haben. Ich bin der Meinung, das Gesetz sollte die Väter in Sachen Erziehung mehr rannehmen.
Wie reagierst du, wenn das Publikum einfach stumm bleibt?
Das ist das Schlimmste. Da bekomme ich einen trockenen Mund und zitternde Hände. Das ist mir einmal in München passiert: Ich stand auf der Bühne und im Saal passierte NICHTS. Nach ein paar quälenden Minuten stehen zwei Frauen auf und gehen raus und ich frage von der Bühne ins Publikum: ‘Na geht ihr zu zweit Pipi machen?‘ Und die zwei antworten: ‘Nee, wir finden es nicht lustig.‘ Das war unangenehm. Wenn im Publikum keine Stimmung aufkommt, hat man verloren, ein Rezpt gibt es nicht.
Dann gibt’s auch keine Zugabe, oder?
Nee, Zugaben gebe ich generell nicht. | LB

Ingo Appelt am 25. Januar um 20 Uhr im Schlachthof

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