Joe Jackson // Am 16. September um 20 Uhr, Metropol Theater
Mit seinem aktuellen Programm ‘Two Rounds Of Racket’ bringt der legendäre britische Songschreiber eine zweigeteilte Show auf die Bühne des Metropol Theaters. Im ersten Teil präsentiert er Hits aus seiner nun 50-jährigen Karriere. Im zweiten spielt er mit einer neunköpfigen Band die Stücke des 20er Jahre Varieté-Künstlers Max Champion, der eine verblüffende Ähnlichkeit zu Joe Jackson aufweist.
Denn die Stücke des 2023er Albums ‘Mr. Joe Jackson Presents: Max Champion in What A Racket!’, die angeblich aus dem London der 20er Jahre stammen, sind natürlich nicht vom fiktiven Max Champion, sondern von Jackson selbst. Dieser lebt hier authentisch und augenzwinkernd seine Liebe zu den Music Hall- und Revuetheater-Shows der Goldenen Zwanziger aus. Wo es musikalisch altmodisch zugeht, bleiben die Texte voller Zweideutigkeiten und Verspieltheit eindeutig erkennbar aus der Feder des klassisch ausgebildeten Pianisten Jackson.
Schon seit Mitte der 70er schreibt der 70-Jährige Songs, die ins Ohr gehen und mit hintergründigen Lyrics im Gedächtnis bleiben. Am bekanntesten ist wohl ‘Steppin’ Out’ von seinem Hit-Album ‘Night and Day’ (1982), das die Vorfreude auf das Ausgehen in der Stadt zu einer hypnotisch-eingängigen Piano- und Synthie-Melodie schildert.
‘Is She Really Going Out with Him?’, fragte sich Joe auf seiner Debütsingle von 1978, einem großen Hit der aufkommenden New Wave. Bereits in diesem Song zeigt sich sein Hang zum humorvollen und scharfzüngigen Schildern menschlicher Eigenheiten, hier die Wahl des augenscheinlich nicht passenden Partners. Das funkige ‘You Can’t Get What You Want (Till You Know What You Want)’, das soulige ‘Happy Ending’ oder das herzzerreißende ‘Be My Number Two’, alle vom Album ‘Body and Soul’ (1984), sind weitere Beispiele seines exzellenten Songwritings.
Über die Jahre hat Joe Jackson immer wieder Ausflüge in Jazz und Klassik gemacht und veröffentlichte 21 Alben. Mit seiner zweiteiligen Show im Bremer Metropol Theater zelebriert er sein 50. Bühnenjubiläum gebührend mit einer Aufführung seiner größten Hits und einem Eintauchen in längst vergangene Musikwelten – das verspricht perfekte Unterhaltung!
Christoph Becker
Joe Jackson// Am 16. September um 20 Uhr, Metropol Theater
Joe Jackson // BIO
Joe Jackson (geboren als David Ian Jackson) entstammt einem proletarischen Elternhaus und erlebte eine problematische Kindheit (Asthma, fehlende soziale Bindungen). Ab elf Jahren lernte er Geige und Klavier. Ab dem Alter von 16 Jahren spielte er Klavier in den Kneipen seiner Heimatstadt Portsmouth. 1972 erhielt er ein Stipendium für ein Studium der Komposition an der Royal Academy of Music in London, das er 1975 abschloss.
Der Beruf des klassischen Komponisten reizte ihn nicht, daher verfolgte er verstärkt seine Ambitionen im Rock- und Pop-Bereich, die bereits vor seine Zeit an der Academy zurückreichen. Von 1974 bis Oktober 1976 spielte er in der Band Edward Bear, 1975 umbenannt in Arms and Legs, von 1974 an mit Bassist Graham Maby, mit dem er bis heute zusammenarbeitet.
Joe Jackson Band ab 1978
1978 zog Jackson nach London und brachte die Musiker der Joe Jackson Band zusammen: den Bassisten Graham Maby, den Schlagzeuger Dave Houghton und den Gitarristen Gary Sanford. Mit diesen begann er, Demo-Tapes aufzunehmen, durch die er 1978 einen Plattenvertrag bei A&M Records erhielt. Das im unmittelbaren Anschluss eingespielte Album „Look Sharp!“ wurde 1979 veröffentlicht und vor allem durch das Lied Is She Really Going Out with Him? ein kommerzieller Erfolg. Danach folgten die Alben I’m the Man (1979) und Beat Crazy (1980). Die Band war sehr erfolgreich und absolvierte weltweit zahlreiche Konzerte.
1981 nahm er ein Album auf, das sich deutlich von den bisherigen unterschied: Jumpin’ Jive enthält Swing- und Blues-Standards von Cab Calloway, Lester Young, Glenn Miller und vor allem von Louis Jordan.
New York ab 1982
1982 zog er nach New York. Das folgende Album Night and Day (1982) zeigt erstmals Jacksons kompositorische Vielfalt und enthält Rock-, Pop- und Jazz-Elemente; auch seine Liedtexte wurden komplexer. Er selbst hält dieses Album für sein bislang bestes. Mit Steppin’ Out gelang ihm ein radiotauglicher und bis heute gespielter Popsong.
Mit der Filmmusik zum Spielfilm Mike’s Murder betrat Jackson 1983 Neuland, doch weder der Film noch der Soundtrack konnten Publikum und Kritiker überzeugen.
Mit dem Album Body and Soul knüpfte er wieder an vorherige Erfolge an. Dem Zeitgeist entsprechend kommen Bläser zum Einsatz, doch auch südamerikanische Rhythmen und klassische Elemente sind auf dem komplexen, klangbetonten Album zu hören. Happy Ending, ein Duett mit der Sängerin Elaine Caswell, etablierte sich als Singleauskopplung in den Charts.
Eine Besonderheit bildete 1986 die Anderthalb-LP Big World (keine richtige Doppel-LP, Seite 4 enthielt lediglich eine Leerrille): Jackson und seine Musikerkollegen spielten sämtliche Songs wie ein Konzert vor Publikum ein, zu Aufnahmebedingungen wie im Studio.
In der Folgezeit lieferte Jackson einen Soundtrack zu dem Film Tucker ab, veröffentlichte ein Live-Doppelalbum mit Aufnahmen aus vier Tourneen und spielte das mit klassischen Elementen durchsetzte Album Will Power ein. Besondere Beachtung oder kommerzieller Erfolg waren diesen Projekten nicht beschieden. Die Fans warteten auf Neues vom „echten“ Joe Jackson und wurden mit den Alben Blaze of Glory (1989) und Laughter and Lust (1991) belohnt.
Nach drei Jahren Auszeit erschien mit Night Music (1994) ein von Klassischer Musik geprägtes Album, bei dem Jackson fast alle Instrumente selbst spielte. Trotz des kommerziellen Misserfolges dieser Produktion (Singleauskopplung: Ever After) ging Jackson 1997 bei Sony Classical unter Vertrag. Hier veröffentlichte er das Konzeptalbum Heaven and Hell (1997), auf dem er jedoch nur wenige Songs sang. Für die ungewöhnliche Symphony No. 1 (1999) erhielt er im selben Jahr zwar einen Grammy Award, doch der wirtschaftliche Erfolg hielt sich in Grenzen. Zeitgleich veröffentlichte er seine Autobiographie A Cure for Gravity, die in deutscher Übersetzung unter dem Titel Ein Mittel gegen die Schwerkraft erschienen ist.
Mit einer Kehrtwendung meldete sich Jackson Anfang des neuen Jahrtausends wieder auf den Pop- und Rock-Bühnen zurück: Mit einer Live-Platte und dem ambitionierten Night and Day II knüpfte er an seinen Bandklang der frühen 1980er-Jahre an.
London ab 2003
2003 zog er zurück nach London und reanimierte die originale Joe Jackson Band, die sich 23 Jahre zuvor aufgelöst hatte, und spielte mit Volume 4 eine vielbeachtete CD ein. Der CD-Titel spielt auf die drei ersten Platten der Band an und stellt somit deren Fortsetzung dar. Die anschließende Tournee wurde auf dem Livealbum Afterlife dokumentiert, das im Frühjahr 2004 erschien.
Auf William Shatners Album Has Been (2004) hört man Jackson im Duett auf dem Song Common People der Gruppe Pulp. Aufgrund künstlerischer Differenzen führte er 2004 die Arbeit am Soundtrack zum Golf-Film Das größte Spiel seines Lebens nicht zu Ende. Jackson hat in dem Film einen kleinen Gastauftritt.
Berlin ab 2006
Seit 2006 lebt Jackson überwiegend in Berlin, neben New York und seiner Heimatstadt Portsmouth. 2006 stellte Joe Jackson im Rahmen einer Europa-Tournee zusammen mit dem Bassisten Graham Maby und dem Schlagzeuger Dave Houghton neue Songs vor. In Berlin nahmen die drei Musiker das Album Rain auf, das im Januar 2008 veröffentlicht wurde. Das Trio spielte seitdem weitere Tourneen, zuletzt im Herbst 2010 in Europa und Deutschland. Dabei wurden die Sets um einige Coverversionen angereichert.
Im Herbst 2012 fand zum Album The Duke eine weitere Tour in den USA und Europa statt. Dieses Mal wurde er begleitet von der „the Bigger Band“ mit sechs weiteren Musikern: Regina Carter, Sue Hadjopoulos, Allison Cornell, Jesse Murphy, Adam Rogers und Nate Smith.
Im Zuge des 2015 veröffentlichten Albums Fast Forward gab es im Frühjahr 2016 eine Konzerttournee durch Europa. 2018 war er auf Tournee. Im Januar 2019 veröffentlichte Joe Jackson sein 20. Studioalbum Fool. Das 40. Jahr seiner Musikkarriere beging Joe Jackson mit einer Welttournee im Jahr 2019.