Der BREMER präsentiert: 

Of Curious Nature – Skin Deep

Ein leiser Atemzug. Ein Handrücken, der eine Schulter berührt. In einer Welt, in der physischer Kontakt zur Ausnahme wird, setzt das Bremer Ensemble ‘Of Curious Nature’ mit seiner neuen Produktion ‘Skin Deep’ ein eindrucksvolles Zeichen: für das Körper­liche, das Fragile, das Verbindende.

Choreograf Helge Letonja und Gastchoreograf Tu Hoang spüren in ihrer Uraufführung der Frage nach, was es heißt, Haut zu haben und was passiert, wenn man sie berührt. Das Ensemble lässt Worte außen vor und spricht mit dem Körper. In eindringlichen Bildern, tastenden Gesten und der Sprache des taktilen Miteinanders entfaltet sich eine bewegende Reflexion über Intimität, Selbstwahrnehmung und Zugehörigkeit.

Choreograf Helge Letonja Foto: Marianne Menke
Choreograf Helge Letonja                                Foto: Marianne Menke

„Unsere Welt ist sehr kopflastig geworden“, so Letonja im Interview. „Mit Skin Deep wollen wir das Taktile zurück in den Fokus rücken – den Wert körperlicher Kommunikation jenseits von Sprache.“ Die Bühne ist dafür minimalistisch gestaltet, in warmen Hauttönen gehalten. Die Tänzer:innen beginnen als homogenes Kollektiv, verschmelzen mit dem Raum und lösen sich im Verlauf zunehmend voneinander, bis Individualität, Vielfalt und persönliche Ausdruckskraft hervortreten.

'Skin Deep' Foto: Lidia Melnikova
‚Skin Deep‘                                                                                                                                     Foto: Lidia Melnikova

Besonders intensiv wirken die Momente körperlicher Nähe: zwei Körper, die sich zögernd annähern, abstoßen, wiederfinden – stets auf der Suche nach Verbindung. „Wir arbeiten mit Prinzipien wie Fallen, Gewicht, Unwucht“, erklärt Letonja. „Das erzeugt nicht nur Bewegung, sondern Emotion – das ist der Kern.“

Skin Deep - wortwörtlich... Foto: Lidia Melnikova
Skin Deep – wortwörtlich… Foto: Lidia Melnikova

Ein Kontrapunkt gelingt Gastchoreograf Tu Hoang, der fernöstliche Philosophie einfließen lässt. In seinem Abschnitt steht der Rückzug ins Innere im Mittelpunkt: eine tänzerische Meditation über das Gleichgewicht zwischen Außen und Innen. Letonja beschreibt es als „spirituelle Haut“, eine unsichtbare Schutzschicht, die uns zugleich isoliert und verbindet.
Skin Deep ist kein Stück mit klassischer Dramaturgie, sondern ein vielschichtiger Erlebnisraum. Es bleibt abstrakt – aber nie unnahbar. Die Stille auf der Bühne wird zur Sprache, die Bewegungen zur Botschaft. Und wenn zwei Tanzende sich in einer einzigen Umarmung verlieren, dann wirkt das stärker als jede Pointe.

Hautnah, berührend, zum ineinander verschmelzen... Foto: Lidia Melnikova
Hautnah, berührend, ineinander verschmelzen…                                                                                Foto: Lidia Melnikova

„Wir sind eigentlich Skin-Wesen“, sagt Letonja. Skin Deep erinnert uns daran. Und daran, wie essenziell es ist, sich zu spüren – sich wirklich zu fühlen. In einer Zeit der Distanz ist das vielleicht die wichtigste Be­rührung von allen.

Die Bewegung der Masse, das Auferstehen des Einzelnen Foto: Lidia Melnikova
Die Stillstehen der Masse, die Bewegung des Einzelnen                                                                       Foto: Lidia Melnikova
Text und Interview Mika Dunkel

Premiere am 9. Mai um 19.30 Uhr, Schwankhalle Bremen
Weitere Termine: 10.5./19.30h, 15.5./19.30h, 16.5./19.30h, 17.5./19.30h, Tickets gibt es über ‘rausgegangen’, Regulär: 20 Euro, Ermäßigt: 12 Euro, Bremen Pass: 3 Euro; Studierende haben gegen Vorlage eines Studi-Ausweises freien Eintritt

Weitere Informationen:www.of-curious-nature.de

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