Die drei ??? am 16. Mai – Oliver Rohrbeck im Interview
„Dürfen wir Ihnen unsere Karte geben?“ – Viele werden diesen Satz aus der ikonischen Hörspielreihe des Detektivtrios aus Rocky Beach kennen. Anlässlich der Folge 236 ‘Im Bann des Barrakudas’ findet am 8. Dezember eine Record Release Party im Metropol Theater statt, in der Fans jeden Alters die Folge schon etwas früher hören können. Mit dabei ist ‘der erste Detektiv Justus Jonas’, Oliver Rohrbeck. BREMER-Autor Mika Dunkel führte ein exklusives Interview mit ihm.

BREMER: Wie läuft eine ‚Record-Release-Party‘ eigentlich ab?
Oliver Rohrbeck: Es ist eigentlich ganz simpel und sehr unaufgeregt. Da kommen sehr viele Leute, die alle gerne die drei ??? hören. Und ich stelle die neue Folge vor und lasse sie einfach ablaufen. Zwischendrin gibt es ein Mitmach-Hörspiel mit Szenen, die im Hörspiel nicht vorkommen, im Buch dafür schon.
Nehmen Sie die Hörspiele zu ‚Die drei ???‘ immer noch in der Stadtvilla von Frau Heikedine Körting auf, ist das eine Art Ritual?
Ja, das ist tatsächlich so. Während der Pandemie haben wir das natürlich aufgebrochen, aber ansonsten haben wir unser Leben lang da aufgenommen. Daher ist es auch kein Ritual, sondern eine Notwendigkeit, weil Frau Körting ihr Studio dort hat.

Wie läuft so eine Aufnahme ab, hangeln Sie sich von der ersten bis zur letzten Szene?
Die Folge kontinuieren wir nicht von Anfang bis Ende, sondern mal kommt die letzte Szene zuerst, dann kommt die Mittelszene, je nachdem, welcher Schauspieler wie Zeit hat. Die wirklich fertige Folge höre ich dann eigentlich bei der Record-Release-Party selber zum ersten Mal.
Der Geräuschemacher ist eine wichtige Person im Hörspielbereich, er bringt letztendlich das Hörspiel zum Leben, sehen Sie das auch so?
Die Aussage finde ich völlig richtig. Ich liebe Geräusche, mache ja auch ganz viel Sounddesign für meine Live-Hörspiele selber. Geräusche beleben das Ganze erst und machen es zu einem Hörspiel. Das ist tatsächlich ein absoluter Spezialistenjob. Ich glaube, es gibt in Deutschland höchstens 40 bis 50 Geräuschemacher, die davon professionell leben können. Ich oder wir arbeiten viel mit dem wunderbaren Jörg Klinkenberg zusammen. Er ist ein Vollprofi, der auch national beschäftigt wird und eine echte Institution, wenn es um Geräusche geht. Ich bin da selber fasziniert von. Das ist ein ganz toller Beruf, in dem man total kreativ sein muss. Für eine quietschende Tür kann man zum Beispiel einen Grashalm, Schilfgras oder ein altes Scharnier aus dem Baumarkt nehmen.
Wie alt wird das Detektiv-Trio in diesem Jahr?
Wir haben 1979 angefangen und steuern damit langsam auf das 50. Jahr zu. Und wir freuen uns drauf. Es ist auch für uns verrückt. Es ist ja nicht so, als ob wir das gewohnt wären.

Die drei ???-Fans der „ersten“ Stunde sind inzwischen Eltern oder schon Großeltern, trotz dessen ist die Hörerschaft sehr durchmischt, von alt bis blutjung und sehr loyal. Finden Sie, das ist selbstverständlich?
Nee, das ist nicht selbstverständlich. Bei mir waren es die Asterix-Hefte, die haben aber meine Kinder nicht weitergelesen. Aber die drei ??? wurden weitergegeben und auch weitergehört. Oder die Kinder wurden über die drei ??? Kids an die drei ??? herangeführt. Aber im Endeffekt kommen sie alle zu die drei ???. Und ich glaube, mittlerweile geben sie die ja schon an ihre Enkelkinder weiter. Es ist für ganz, ganz viele Kindheit mittlerweile. Und das ist natürlich etwas, was sich verselbstständigt hat und wir uns nicht wirklich erklären können – es ist, glaube ich, auch ein Stück Lebensgefühl.
In meiner Recherche bin ich auf eine berührende Geschichte gestoßen, über eine Zuschrift eines Soldaten in Afghanistan an Sie, der abends zum Einschlafen die drei ??? hört. Kriegen Sie viele Zuschriften?
Das berührt mich jedes Mal, wenn ich daran denke, dass sie abends dann in ihren Unterkünften liegen und sich die drei ??? zur Beruhigung anhören. Das hat mich sehr berührt.

Sie haben mehrere Gastauftritte bei ‚TKKG‘ und Co. gehabt. Kennt man sich gegenseitig als Sprecher in der Hörspiellandschaft?
Ja! Wenn wir zu die drei ???-Aufnahmen da sind, fragt Frau Körting manchmal, ob wir eine ganz kurze Gastrolle übernehmen wollen, wenn wir schon gerade da sind. Dann muss man nicht noch extra Schauspieler bestellen – dann haben wir Glück. Bei TKKG habe ich meistens unter dem Synonym Lars Lächel mitgemacht – lustigerweise kenne ich einen, der wirklich so heißt. Ich habe dann gefragt, ob ich mir diesen Namen „leihen“ darf. Dafür hat er eine Kiste Bier bekommen. Und natürlich kennen wir auch die Sprecher von TKKG, wie Sascha Draeger. Der hat in mehreren Folgen mitgesprochen, beispielsweise als Doppelgänger von Justus. Sascha Draeger kommt gerne zum Fußball nach Berlin, wir waren auch schon zusammen im Olympiastadion und haben Fußball geguckt.
Gibt es Situationen in Ihrem Leben, in denen Sie denken: „Das könnte jetzt auch Justus Jonas gemacht oder gesagt haben“, oder sind Sie außerhalb des Studios einfach nur Oliver Rohrbeck?
(lacht) Ich bin tatsächlich ich im wirklichen Leben, ich kann mich sehr gut von meinen Rollen trennen. Wenn ich mal irgendwas schwafele im echten Leben, was sich dann nach Justus anhört, weil es ein komplizierter, umständlicher oder rechthaberischer Satz ist, fällt mir das auch auf. Aber normalerweise bin ich immer ich und das klappt auch sehr gut.

Gibt es denn etwas, was Sie an Justus Jonas so richtig nervt?
Nee, wüsste ich jetzt nicht. Der steht auf der guten Seite des Lebens und ist auch davon angetrieben, das Richtige zu tun und Lügen in der Welt zu entlarven. Manchmal ist er sehr rechthaberisch, aber das gehört eben zu seiner Rolle.
Bei den Folgen der drei Detektive aus Rocky Beach gibt es so einige Dauerbrenner bzw. Dinge, die immer wiederkehren.
Ja, das hören und lesen die Leute sehr gerne. Wir übernehmen ja die Geschichten, die vom Kosmos Verlag kommen. Auch diese Klischees, die immer wieder auftauchen sollten und müssen, auch darüber freuen wir uns. Die Leute mögen das.
Die Live-Auftritte von die drei ??? sind sehr gefragt unter Hörspiel-Fans. In Berlin haben Sie sogar mit 15.000 Besuchenden einen Weltrekord aufgestellt. Läuft das immer noch so gut?
Es ist ehrlich gesagt unerwartet gut. Wir waren früher für Record-Release-Partys im Schlachthof, jetzt gehen wir ins Metropoltheater. Das ist schon ein Unterschied. Und wir sind mit Leichtigkeit ausverkauft.
Sie haben das Mitmach-Hörspiel quasi erfunden. Was genau hat es damit auf sich?
Früher haben wir bei den Record-Release-Partys immer erst die Folgen gehört. Dann habe ich eine Viertelstunde Mitmach-Hörspiel gemacht und dann, passend zur Stadt, wo wir gerade waren, etwas geschrieben. Das fanden die Leute richtig gut und wollten mitmachen. Mittlerweile machen wir haben wir dafür ein Casting eingeführt. Die Leute, die ausgewählt werden, kriegen den Text schon vorher und können sich so vorbereiten. Dadurch können wir ein zweistündiges Mitmach-Hörspiel machen. Das ist dann eine richtig runde Veranstaltung. Das Publikum liebt es, mit eingebunden zu werden. Es funktioniert von hinten bis vorne – das Publikum ist sozusagen der Star. Ich mache im September zum Beispiel im Tempodrom in Berlin ein Mitmach-Hörspiel zum „Phantomsee“ mit 3000 Leuten. Wir sind jetzt schon ausverkauft. Das ist wirklich sensationell.

Die fünf Freunde, die drei ???, Ben Stiller oder Gru – Sie sind ja nun schon einige Jahrzehnte im Geschäft. Stichwort Montagsmaler, wo Sie 1976 zu Gast waren. Haben Sie eine Routine entwickelt oder gibt es vereinzelte Hemmungen oder Selbstzweifel?
Ich habe frühzeitig festgestellt, dass das genau der richtige Job ist, zu dem ich mich berufen fühle. Ich habe eigentlich immer Bock auf die nächste Rolle. Es ist nie so, dass ich sage, ich habe Angst vor der nächsten Rolle, sondern freue mich ehrlich gesagt auf alles, was kommt.
Welche Rolle hat in letzter Zeit so richtig Laune gemacht?
Ich habe gerade schon zwei Filme gemacht als Bernhard Bär. Bernhard Bär ist eine chinesische Animationsreihe, die es als Serie gab. Jetzt kam der erste als Kinofilm, und der zweite Film kommt jetzt bei Netflix raus. Irgendwann wird es auch einen dritten geben. Bernhard Bär hat früher nur Laute gemacht, er schrie und prallte gegen irgendwas. Jetzt hat er auch mal ein paar Sätze gesprochen, aber bei 500 Takes waren 400 Takes nur Laute. Das war eine interessante Rolle.
Haben Sie außerhalb des Studios Kontakt zu Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews)?
Ja, natürlich. Das verbindet ungeheuer, wenn wir das seit über 45 Jahren zusammen machen. Wir haben auch alle vor, das weiter zusammen zu machen. Es ist jetzt nicht so, dass wir uns jede Woche treffen oder so, aber wir stehen in Kontakt.

Die drei ??? sind eine echte Erfolgsgeschichte, die immer noch nicht abreißt. Haben Sie damals gedacht, dass Sie nach über vier Jahrzehnten immer noch dieselbe Rolle sprechen?
Das kann man ja gar nicht denken, dass man so lange auf so einer großen Welle surft. Das ist auf jeden Fall erstaunlich.
Was sind Ihre Lieblingsfolgen?
Ich mag die Dreierfolgen, die sind ein bisschen inhaltsreicher, weil sie mehr ausholen können, haben mehr Nebenstrecken. Die Folge „Das leere Grab“ fand ich auch immer super, weil Justus das einzige Mal emotional angegriffen wird – das fand ich durchaus spannend. Aber ich mag auch „Nacht in Angst“, die Museumsfolge. Da stecke ich die ganze Zeit mit Morton (dem Rolls-Royce fahrenden Chauffeur) im Fahrstuhl und Peter und Bob haben die ganze Zeit den Text und rennen durch das Museum und die Treppenhäuser. Die Folge finde ich auch sensationell gut.
Können Sie sich an alle Folgen erinnern?
Bei circa 70% aller Folgen kann ich mich inhaltlich nicht wirklich erinnern. Alles andere wäre auch schlecht, man muss sowas vergessen – das tun auch Autoren, die Bücher schreiben.
Sind Sie immer noch bekennender Fußballfanatiker: brennender Pauli- und Hertha-Fan?
Total! Ich schalte am Wochenende manchmal schon um 13 Uhr ein und gucke dann bis zum letzten Spiel. Das ist für mich eine sehr schöne Freizeitbeschäftigung. Andererseits rege ich mich da auch auf und bin sehr emotional. Ich bin nun mal Fan von diesen beiden Fahrstuhlmannschaften. Man hat die Mannschaften im Herzen und dann muss ich mich da emotional beteiligen.
Haben Sie Tipps für Leute, die interessiert an Synchron sind?
Man muss eine Schauspielausbildung machen, anders funktioniert es meiner Meinung nach nicht. Denn es kommt eben nicht nur auf die Stimme an, sondern dass man mit der Stimme etwas spielen kann. Und das muss man beigebracht bekommen und lernen.

Schauen Sie gerne Filme im Original oder kommen Sie auch gerne auf die Synchronisation zurück?
Ich gucke fast nur noch im Original, das aber auch sehr gerne. Ich gucke z.B. auch japanische Kochsendungen mit englischen Untertiteln.
Waren Sie schon mal in Bremen? Was mögen Sie an der Stadt?
Öfter. Ich mag die Stadt, sie ist sehr schön überschaubar. Sie ist jung, hat eine Kneipenszene und ist sehr lebendig. Bremen ist nicht einfach nur eine Stadt mit einer Fußgängerzone. Es ist eine Stadt mit einem eigenen Gesicht. Das mag ich sehr! Ich habe nur gute Erinnerungen an Bremen.
Danke Oliver Rohrbeck!
Text und Interview Mika Dunkel
Die drei ??? Record Release Party mit Oliver Rohrbeck: Am 8. Dezember um 19 Uhr im Metropol Theater: Release Party Folge 236: Die drei ??? Im Bann des Barrakudas – mit Oliver Rohrbeck