Den Namen Leo Tolstoi bringt man schnell in Verbindung mit ‘Krieg und Frieden’ oder ‘Anna Karenina’. Sein dritter und letzter Roman ist da weitaus weniger bekannt: ‘Auferstehung’. Dabei stecken in ihm nicht nur zehn Jahre Arbeit, sondern auch eine inspirierende und tiefgehende Geschichte um Gerechtigkeit, Schuld und Erkenntnis. Das Theater Bremen wagt sich an eine Adaption des Buches.

Ein Buch als Theaterstück zu inszenieren ist sicher immer eine Herausforderung – ein Buch von Tolstoi mit 800 Seiten dann eine ganz besondere.
Autor und Regisseur Armin Petras gelang es allerdings bereits vor einigen Jahren, eine gelungene Adaption von Tolstois ‘Anna Karenina’ auf die Bremer Bühne zu bringen. So ist es kaum verwunderlich, dass er auch bei ‘Auferstehung’ für die Bearbeitung verantwortlich ist. „Die Fassung von Petras bewegt sich irgendwo zwischen Erzählen und Spielen, es fallen immer wieder Figuren aus der Erzählung – dann kann es szenisch werden“, erklärt die Regisseurin Alize Zandwijk.

Die Handlung erzählt vom jungen Fürsten Nechljudow. Als Geschworener bei Gericht erkennt er in einer angeklagten Prostituierten seine frühere Liebe Maslowa wieder. Schnell wird ihm klar, dass er die Schuld für das traurige Schicksal der jungen Frau trägt. Nechljudow erkennt aber nicht nur seine Schuld, sondern auch die Ungerechtigkeit des Rechtssystems und der Ständegesellschaft. So will er Maslowa in ein Arbeitslager nach Sibirien folgen.

Das Buch war zu der Zeit des Zarenreiches kontrovers und wurde von den Eliten in Russland missbilligt. Tolstoi, stets großer Verfechter der Moral, kritisiert in diesem Roman nicht nur die gesellschaftliche und finanzielle Ungerechtigkeit in Russland, sondern auch die russisch-orthodoxe Kirche. Die Folge: Tolstoi wurde exkommuniziert.
Aber auch jetzt ist das Werk noch interessant. „Der Roman erzählt das innere Erwachen eines Menschen“, so Zandwijk. „Die Fragen, um die wir kreisen, sind also existenziell und zeitlos: Wie kann ich meine Schuld sühnen, wie kann ich ein besserer, ein gerechterer Mensch werden?“

Unterhaltsam und bewegend werden in dieser Inszenierung sicher auch die Musikeinlagen sein: „Wir haben mit Beppe Costa und Nihan Devecioğlu zwei fabelhafte Musiker*innen dabei. Ihre Musik kann uns schlagartig in bestimmte Atmosphären versetzen, sie ist ein vielseitig einsetzbares gestalterisches Mittel, sie kann helfen, die Geschichte voranzutreiben oder die Zeit anzuhalten.“

Mit Fania Sorel und Robin Sondermann stehen außerdem zwei bewährte Schauspieler*innen in den Hauptrollen auf der Bühne. „Ich kenne die beiden gut und schätze sie sehr“, erzählt die Regisseurin. „Dass es die beiden geworden sind, hat auch damit zu tun, dass ich sie mir gut in diesen Rollen vorstellen kann; das ist aber etwas sehr Subjektives. Ich finde, es passt einfach.“

Die Aufführung verspricht also eine abwechslungsreiche, nachdenkliche und vielleicht sogar erkenntnisreiche Reise zu werden – zu den Widersprüchen in der Gesellschaft und eines jeden einzelnen Menschen.
Laura Lippert

Voraufführung: 6. März,, 19.30 Uhr, Uraufführung: 8. März, 19.30 Uhr, Theater am Goetheplatz, weitere Termine und Informationen: www.theaterbremen.de

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