Die Kantine des Theater am Goetheplatz hat seit September einen neuen Betreiber: Das Projekt ‚Lichtgrenze‘ des Bürgerzentrum Neue Vahr e.V. bietet abwechslungsreiche Speisen in den frisch renovierten Räumen und qualifiziert Menschen mit Flucht- und Integrationserfahrung für die Arbeitswelt.

Speisen können hier alle – vom Personal bis zu Außenstehenden. Um in das Innere der Kantine zu gelangen, muss man sich schon auskennen. Versteckt liegt das Lokal im Keller der Theaterstätte. Den Zugang erreicht man über die Bühnenpforte, an der man nach unten geleitet wird. In den gemütlich eingerichteten Räumen erhält man ein wechselndes Angebot, dessen Zubereitung man teilweise vom Platz aus beobachten kann, denn die Küche verbirgt sich hinter einer gläsernen Wand. Jeder Monat widmet sich den kulinarischen Genüssen einer anderen Kultur. Meist ist dieses vegetarisch oder vegan. Die seltenen Speisen mit Fleisch und Fisch sind etwas teurer. Im November fokussiert sich die Theaterkantine auf die mediterrane Küche. Fest auf der Karte stehen frisch gebackenes Brot mit hausgemachten teilweise veganen Dips, Aufläufe, Nudelgerichte und Currywurst.

Die Geschäftsführerin des Theater Bremen Swantje Markus war wichtig, dass jemand die Räume der Kantine übernimmt, der das Theater-Business versteht, denn das läuft aufgrund unterschiedlicher Proben und Vorstellungszeiten immer anders ab. Mit dem Projekt aus der Vahr zeigt sie sich sehr zufrieden.

Passend zum Monatsmotto veranstaltet das Projekt Kulturangebote wie Tanzkurse, Lesungen oder Kochabende. Die Koordination hat Rami Abou Asse inne, den das Theater Bremen beschäftigt. Er erklärt zum monatlich wechselnden Angebot: „Wir wollen Menschen mit verschiedenen Hintergründen ansprechen, aber auch anderen die Kulturen näherbringen.“

Außerdem sind der Koch Robert Schadeweg und die zwei Mitarbeiterinnen Kausar und Jasmin Mireh in der Küche fest angestellt. Die aus dem Iran kommende Praktikantin Homa Vakhshineh unterstützt. Zukünftig sollen insgesamt sechs Praktikant:innen dem Personal für ein halbes Jahr unter die Arme greifen. Gesucht werden Menschen über 18 Jahre mit Flucht- oder Migrationserfahrung, die Lust auf Gastronomie haben und über einen Bildungsgutschein vom Jobcenter verfügen.

Projektleiterin Saher Khanaqa-Kükelhahn vom Bürgerzentrum Neue Vahr berichtet von dem gelungen Start und betont: „Wir müssen Menschen mit Fluchterfahrung da einsetzen, wo sie gebraucht werden.“ Für sie ist die Gastronomie genau der richtige Ort, denn hier wird Hände ringend an allen Ecken nach Personal gesucht. Außerdem zählt für sie „Learning by Doing“ – Sprache könne im Tun besser erlernt werden, als bloß in der Schule, sagt Khanaqa-Kükelhahn. Gleichzeitig könnte das der politisch negativen Stimmung gegen Geflüchtete entgegenwirken. Gewinne erwirtschaftet mit dem Projekt niemand, da es sich neben den Einnahmen durch Fördermittel finanziert.

Das Bürgerzentrum brachte schon andere Projekte dieser Art wie das Upcycling-Geschäft in der Berliner Freiheit an den Start. Die Kantine ist allerdings für alle neu – eine Herausforderung, die das Team gerne annimmt.

Im Oktober konnten sich die Gäste über prominenten Besuch freuen: Ex-Werder-Stürmer und Trainer der U23 Werder Herren Nelson Valdez kochte sein Lieblingsgericht ‚Sopa Paraguaya‘, ein Maisbrot mit Zwiebeln und Käse, aus seinem Geburtsort Paraguay. Der Erlös ging an ein Kinderprojekt aus einem Dorf seiner Heimat. Solche Aktionen kann sich das Projekt Lichtgrenze öfter vorstellen.

Chantal Moll

Öffnungszeiten: montags bis freitags von 8 bis 15.30 Uhr und 17 bis 20 Uhr, samstags von 9.30 bis 15 Uhr und 17 bis 20 Uhr, sonntags von 17 bis 20 Uhr

Theater am Goetheplatz, Zugang über die Bühnenpforte des Theater Bremen

(Foto: Jörg Landsberg)

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