In der prachtvollen Villa in der Hollerallee neben dem Standesamt kommen Gourmets und Liebhaber des Außergewöhnlichen voll auf ihre Kosten.

Die Bar im Chapeau la Vache

Seit November hat das neue Lokal eröffnet – seit November soll es so gut wie täglich ausgebucht sein. Diesen kulinarischen Leckerbissen, der sich bei Liebhabern guter Küche offenbar in Windeseile herumgesprochen hat, wollten wir uns nicht entgehen lassen und so statteten wir der ‚Brasserie‘, wie sie von Küchenchef und Gastgeber Jens Kommerau mit dezentem Understatement genannt wird, an einem Mittwochabend einen Besuch ab. In der Eingangshalle des Restaurants beeindruckt zunächst ein imposanter Kristallleuchter gigantischen Ausmaßes, der einen kongenialen Kontrast bietet zu den nicht minder effektvoll
gerahmten Fotografien von Kühen, die samt sonders einen Hut auf dem Kopf tragen. Nach diesen behüteten Kühen ist der Name ‚Chapeau la Vache‘ entstanden, verrät uns der freundliche Mensch, der uns willkommen heißt. Die Fotografien zeigen die Kuh Hermione mit verschiedenen Kopfbedeckungen. In Szene gesetzt wurde das Holstein-Rind durch den bekannten Modefotografen Jean-Baptiste Mondino.

Von außen…

Sowohl die Bar, die links an die Empfangshalle grenzt, als auch das Restaurant sind sehr gut besucht. Wir haben Glück und bekommen den letzten noch freien Tisch im einladenden Salon der Villa, in dem sich der Speisebereich befindet. Jetzt lassen wir erst einmal die Atmosphäre auf uns wirken – die olivgrün gestrichenen Wände, das gediegene Parkett und die geschmackvollen Kronleuchter sind perfekt aufeinander abgestimmt. Brennende Kerzen auf Tischen und Fensterbänken unterstreichen die gemütliche Stimmung. Ein weiterer Blickfang sind die Bilder des spanischen Künstlers Miguel Vallinas – in Schlips und Kragen gekleidete Blumenstraußköpfe, die zum mehrfachen Hinschauen und Staunen geradezu auffordern. Die hanseatischen Wurzeln der Brasserie kommen mit dem Silberbesteck von Koch & Bergfeld dezent zum Ausdruck. Ohne überhaupt einen Bissen probiert zu haben, sind mein Begleiter und ich uns einig, dass allein schon das Interieur den Besuch gelohnt hat. Dann versorgt uns der aufmerksame Kellner mit den Speisekarten. Das Angebot ist übersichtlich aufgeteilt in ‘Vorspeisen kalt’, ‘Vorspeisen warm’, ‘Land’, ‘Meer’, ‘Käse’ und ‘Dessert’. Wer sein Menü nicht selbst zusammenstellen will, der kann auch ein Drei- bzw. Vier-Gang-Überraschungsmenü wählen und nach Wunsch auch noch begleitende Weine dazu bekommen. Gediegen bremisch kann man sich aber auch für ‘Grünkohl à la Kommerau’ entscheiden.

…und von innen eine Augenweide!

Die Weinkarte ist erlesen und bietet ausgesuchte Tropfen aus den bekannten Anbaugebieten.  Hier wird einer weiteren hanseatischen Tradition die Ehre erboten – im Angebot befindet sich einer der beiden Schafferweine der 475. Bremer Schaffermahlzeit des Jahres 2019: ein 2014er Chateau Lespault-Martillac aus dem Gebiet Pessac-Léognan im Bordeaux. Als Vorspeise wähle ich den ‚Salat Chapeau La Vache‘ mit Wildkräutern, Passionsfruchtvinaigrette, grünem Spargel und gebackenem Ziegenkäse für 13,50 €. Meine Begleitung entscheidet sich ebenfalls für ein kaltes Entree – Furikake Thunfisch, angerichtet mit Sesam, Algen, Gurken, Wasabicreme und kleinen Chili-Chips für 17,50 €. Allein schon die Art der Präsentation der Speisen auf den Tellern kann in Sachen Ästhetik mit der Kunst an den Wänden mühelos mithalten.

Auch geschmacklich fängt dieser Abend wunderbar an: Die wilden Kräutersalate harmonieren perfekt mit der fruchtigen Vinaigrette und werden durch den Ziegenkäse ausgezeichnet abgerundet. Besonderer Clou sind die Cherry-Tomaten mit ihrem leicht karamellisierten Aroma. Auch meinem Begleiter schmeckt der Thunfisch sichtlich, der quasi fast direkt „auf der Zunge zergeht“, wie er sagt. Beim Hauptgang entscheide nunmehr ich mich für den Thunfisch – angegrillt und mit einer Tikka Masala Sauce, Shiitake-Pilzen und Pak Choi für 28,50 €. Meine Begleitung wählt die Tagliatelle Fenchelsalsiccia mit Kirschtomaten und grünem Spargel für 14,50 €.

Furikake Thunfisch

Auch hier bleiben keine Wünsche offen – der Thunfisch ist au point, außen kross angebraten und innen noch wunderbar rosa. Die festen, vollaromatischen Shiitake-Pilze geben dem Thunfisch noch einen besonderen geschmacklichen Kick und die Tikka Masala Sauce schließlich sorgt für kleine Geschmacksexplosionen im Gaumen. Dies alles ist mit einem Wort – köstlich! Mein Begleiter ist ebenfalls angetan von seiner Pasta – obwohl er eigentlich sonst keinen Spargel isst, erklärt er jetzt vollmundig, er werde sich das nach diesem Essen doch noch einmal anders überlegen. Auch das Dessert wollen wir uns nicht entgehen lassen und so lasse ich mich von ‘Le Café Gourmand’ überraschen – drei Mini-Desserts nach tagesfrischem Angebot inklusive Espresso für 7,50 €. Mein Gegenüber entscheidet sich für Dreierlei Sorbet für 9,80 €. Ich erhalte ein Stückchen Schokotarte mit eine Kruste aus salzigem Karamell, Sanddorn-Mousse und einen mit Kirschen garnierten Happen Käsekuchen. Als Sorbet wird je eine Kugel Schokolade, Himbeer sowie Mango serviert, wobei mein Gefährte erhebliche Schwierigkeiten damit hat, zu bestimmen, welche der Sorten ihm am besten schmeckt, weil er sie alle hervorragend findet.

Am Ende eines in jeder Hinsicht gelungenen Abends zahlen wir insgesamt 110,30 € für Speisen und Getränke. Wir verweilen noch ein wenig, weil wir uns als Gäste hier mehr als willkommen, ja schon fast zuhause, fühlen. Das liegt nicht zuletzt an dem überaus freundlichen, zuvorkommenden und offenem Service und auch daran, dass Küchenchef Kommerau selbst es sich nicht hat nehmen lassen, jedem seiner Gäste im Laufe des Abends am Tisch einen kleinen Besuch abzustatten und zu fragen, ob alles geschmeckt hat und man sich wohl fühlt. Unser Fazit: Diese Kuh in der Hollerallee ist wunderbar – oder – auf Neudeutsch, hier gibt es ‘Foodporn at its best!’.

Regina Gross

(Fotos: Chapeau la Vache / L. Bienkowski)

Chapeau la Vache – Brasserie & Bar, Hollerallee 77, 28209 Bremen, Telefon 0421/ 9 33 11 17 77. Öffnungszeiten: Mo.-Sa. ab 18.00 Weitere Infos unter chapeau-la-vache.de

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