Sie ist Hundetrainerin und Hundebetreuerin und hält seit 15 Jahren Seminare zum Themenschwerpunkt ‘Erziehung und Verhalten’. Maren Grote war mehrere Jahre als Dozentin bei CANIS und dogument tätig, ist Autorin und Bloggerin für Fachartikel und bietet auf ihrer Homepage Vorträge zu Hundeverhalten an. BREMER-Autorin Fanny Quest führte ein exklusives Interview über ihr neues Buch vom Miteinander zwischen Mensch und Hund.

BREMER: Woher kommt deine Leidenschaft für Hunde?

Maren Grote: Ich fand Tiere schon immer genau so faszinierend wie Menschen. Hunde haben mich besonders beeindruckt, weil sie so intelligent sind und so komplexe Fähigkeiten haben zu kommunizieren und zu fühlen. Schon als Kind bin ich mit den Hunden der Nachbarschaft spazieren gegangen und hab einen sogar gelegentlich über Nacht bei mir aufgenommen.

Wie hast du gelernt, Hunde so gut zu lesen?

Ich habe selbst Hunde und hatte bei meinen Eltern auch einen Hund. Aber die Erfahrung mit eigenen Hunden ist anders. Hier vermischt sich so viel eigene Bewertung, dass man nicht besonders objektiv bleiben kann. Was mich sehr viel weiter gebracht hat, ist meine Zeit als Hundebetreuerin und Dogwalkerin. Da habe ich so viele verschiedene Hunde intensiv kennen lernen können, wie es mit eigenen nicht möglich ist. Dazu kam dann das dreijährige Studium und die Ausbildung zur Hundetrainerin bei Canis, einer Ausbildungsstätte für Hundefachleute. Viele zusätzliche Seminare, Bücher, Vorträge, Praktika und natürlich die Arbeitserfahrung als Trainerin für Hunde…
Was die meisten Menschen über Hunde nicht wissen…
Dass Hunde eigene Interessen haben und diese auch ziemlich egoistisch durchsetzen. Hunde sind keine menschgemachten leeren Gefäße, die immer nur von uns und unserer Meinung abhängig sind, oder zu etwas gemacht werden. Hunde sind auch verschlagen, humorvoll und ignorant. Das ist das tolle an ihnen! Sie sind Persönlichkeiten.

Was sollten Hundebesitzer bei der Erziehung sofort beachten?

Weniger ist mehr. Zu verkopft und um die Ecke gedacht ist oft unnötig. Wer sich reflektiert und weiß, was er/sie will und was nicht, der kann mit einem authentischen und direkten Verhalten oft mehr erreichen als über aufwendig ausgeklügelte Trainingspläne und Hilfsmittel aller Art.

Würdest du sagen, die meisten Hunde in Deutschland sind gut erzogen?

Nein. Eher im Gegenteil. Die allermeisten Hunde in Deutschland laufen meterweit unter ihrem Potential. Ich denke, dass die Menschen hier ungeheuer wenig Ansprüche an ihre Hunde haben und ihnen sehr wenig zutrauen. Sie halten Hunde auch ständig für überfordert. Für manche Hunde ist das praktisch, weil sie einfach machen können, was sie wollen und nie Verantwortung tragen müssen. Viele Hunde sind damit aber auch sozial geradezu vernachlässigt und künstlich unselbstständig gehalten, seelisch unterfordert.

Welche Fehler begehen Hundebesitzer häufig?

Sich von anderen reinreden und Angst machen lassen, die selber keine Ahnung haben, aber irgendwo irgendwas gehört haben. Und anderen reinreden, weil sie irgendwo irgendwas gehört oder im Internet gelesen haben.

Was ist Hunden wichtig?

Das ist tatsächlich sehr individuell. Wenn man grundsätzlich etwas sagen sollte, dann wahrscheinlich: Soziale Interaktion mit Menschen und Hunden. Dazu gehören alle Formen von Kontakten. Zuwendung geben und empfangen, Auseinandersetzungen, Streit und Reibung genauso wie Dinge miteinander erleben und genießen oder einfach zusammen chillen. Zeit miteinander verbringen in der sich jeder zeigt, wie er ist. Natürlich machen Hunde auch viele andere Dinge gern, aber die Sozialkontakte scheinen mir am Wichtigsten.

Dürfen Hunde im Bett schlafen? Oder wo ist der beste Schlafplatz?
Selbstverständlich! Sie dürfen überall mit liegen, so lange sie sich dort benehmen und der Mensch sich da auch frei bewegen darf. Körperkontakt ist wichtig für Hunde und stärkt die Beziehung. Wer Sorge hat, dass sein Hund ihn nicht ernst nimmt, der sollte sich im Konflikt klarer durchsetzen und nicht die Liebe und den Kontakt entziehen.

Kann ich einen Hund auch noch im höheren Alter gut erziehen?

Ein Hund kann lebenslang lernen. Und er kann lebenslang sein Verhalten ändern. Was er nicht ändern kann, wenn er älter ist, ist seine Persönlichkeit. Ich kann also aus einem Hund, der vom Typ her ruhig und zurückgezogen ist und ungern im Mittelpunkt steht, keinen unbedarften Clown machen. Aber ich kann ihn dazu bringen, sich in bestimmten Situationen anders zu verhalten oder etwas zu unterlassen, was er eigentlich gern tun würde.

Drei praktische Tipps, die du vorab verrätst?

1. Nimm Deinen Hund ernst. Als erwachsenes Lebewesen mit Verantwortung und Fähigkeiten. Ein Hund ist kein Baby. Es sei denn, er ist ein Welpe von sechs Wochen, dann ist er ein Baby.

2. Hinterfrage angebliche Dos und Don‘ts der Hundeerziehung kritisch und glaube nicht alles, nur weil es an verschiedenen Orten im Internet immer wieder wiederholt und weitergetragen wird.

3. Unterschätze die Fähigkeiten Deines Hundes nicht. Stelle hohe Ansprüche an ihn und gib erst auf, wenn Du auch mit professioneller Hilfe wirklich nicht weiterkommst.

Was bedeutet ein Leben mit Hund?

Einen Freund bei sich zu haben, der immer da ist. Sich selbst kennenzulernen und als Mensch zu wachsen. Ein Hund ist die Chance auf einen Kontakt zu einem Lebewesen, der wahnsinnig erfüllend und erfreulich ist. Wer einmal so eine Freundschaft erlebt hat, der weiß, dass man es nur versteht, wenn man mal einen Hund hatte.

Foto: Ana Auerbach/Kosmos

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Hundetrainerin Maren Grote zeigt das Hundeverhalten genau so, wie es im Alltag auftritt. Nach Alltagssituationen geordnet und mit vielen anschaulichen Fotos wird das jeweilige Verhalten detailliert beschrieben und die Körpersprache erklärt. So kann man nicht nur verstehen, was der Hund fühlt und denkt, sondern auch das Warum dahinter nachvollziehen. Neben der genauen Beschreibung des Hundeverhaltens gibt Maren Grote wertvolle Tipps, wie man als Hundehalter kritische Situationen besser steuern kann. Von der Kommunikation zwischen Mensch und Hund bis hin zu typischen Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen – dieser Ratgeber bietet praxisnahes Fachwissen, das leicht verständlich vermittelt wird. Ein unverzichtbarer Begleiter für jeden Hundebesitzer, der mit seinem Haus­tier ein harmonisches Miteinander fördern möchte.

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