Ganz Butjadingen besteht aus Watt, Strand und Schafen. Ganz Butjadingen? Nein! Ein von unermüdlichen Kunstliebhabern bevölkertes Dorf hört nicht auf, der Kunst seine Ehrerbietung zu erweisen. Ein paar rührige Kulturbegeisterte mobilisierten die Dorfbewohner Ruhwardens dazu, ihre Garagentore für eine ganz besondere Idee zur Verfügung zu stellen – nämlich als ‘Leinwand’ für eine Freilicht-Galerie.

Die Kunst hat das kleine Küstendorf eigentlich schon lange angezogen – ganze 40 Jahre bot etwa die Galerie am Wehlhamm von Silke und Klaus Trolldenier 200 verschiedenen Ausstellungen ein Zuhause und auch diverse Künstler fanden in Ruhwarden bereits eine Herberge, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Kunstinteressierte können sich jetzt auf ein besonderes Erlebnis in dem 150-Häuser-Dorf zwischen Tossens und Burhave freuen, das 365 Tage im Jahr völlig unabhängig von Jahres- und Öffnungszeiten genossen werden kann – Kunst auf Garagentoren.

20 Werke im Riesenformat sind bei einem Rundgang zu entdecken – und es könnten durchaus noch mehr werden. Gemalt wurden diese samt sonders von in der Region beheimateten Künstlern. So unterschiedlich wie die Maler, so verschieden sind auch die Motive, die auf den Toren entstanden sind.

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Open-Air-Galerie hatte die Künstlerin Ute Extra, nachdem sie das Garagentor eines Freundes in Ruhwarden auf seinen Wunsch hin bemalt hatte. Von da an sah sie „überall nur noch Garagentore“, wie sie lachend anläss­lich der Eröffnung der Freilichtgalerie Anfang September erzählt. Der Gedanke, möglichst viele Tore dieses Dörfchens mit Kunst zu versehen, ließ sie nicht mehr los. Ute Extra schritt entsprechend entschlossen zur Tat und fand begeisterte Mitstreiter, mit denen sie die Projektgruppe ‘GarageGallery Ruhwarden – Kunst von Tor zu Tor’ ins Leben rief.

Kein Jahr dauerte es vom ersten Treffen der Gruppe bis zur Vernissage der Ausstellung. In dieser Zeit mobilisierten Ute Extra, Christiane Ahlers, Ursel Löffler, Anne Francksen, Martina Geberzahn sowie Silke und Klaus Trolldenier sowohl die Dorfbewohner dazu, ihre Garagentore als Malfläche zur Verfügung zu stellen, als auch die in der Umgebung beheimateten Künstler, sich in Ruhwarden mit ihren Werken zu verewigen. Außerdem muss­ten noch Sponsoren gefunden werden, die das Ganze finanzieren. Die Sponsoren-Suche übernahm der Gezeiten-Arbeitskreis des Förderkreises Museum Butjadingen e.V., der überraschend schnell etliche begeisterte Spender fand.

An einem sonnigen Frühlingstag fand eine Art ‘Speed-Dating’ zwischen Garagentorbesitzern und Künstlern in der Scheune des Hofes Francksen statt, bei dem jeder sich genau das Motiv aussuchen konnte, das am besten zu ihm passte. Der in Ruhwarden lebende Malermeister Jens Oetken übernahm im Juli die professionelle Grundierung der Tore und im August rückten die Künstler an, um kreativ Hand anzulegen.

Die Dorfbewohner schauten ihnen verzückt bei der Arbeit über die Schulter und so mancher Ruhwarder legte in diesem Monat beim Bestaunen dieses schöpferischen Prozesses von Tor zu Tor mehr Kilometer zu Fuß zurück als im gesamten Jahr vorher.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Von realistischer Landschaftsmalerei über modern, abstrakt und expressionistisch bis hin zu Pop-Art kommen hier die unterschiedlichsten Stile zusammen.

Nicht nur die Einheimischen sind begeistert – etliche Kunstliebhaber von Umzu und auch von wesentlich weiter weg haben sich die kunstvollen Tore bei einem Rundgang durch die Freilicht-Galerie in Ruhwarden mittlerweile bereits angeschaut – die Ortsansässigen reden schon von einem regelrechten „Garagentor-Tourismus“.

Ruhwarden ist auf jeden Fall eine Reise wert – 365/24/7 – genießen Sie es!

 Regina Gross

Geöffnet rund um die Uhr, das ganze Jahr über; gelegen in Butjadingen in der Wesermarsch zwischen Tossens und Burhave

Vorheriger ArtikelItchy
Nächster ArtikelErzählfestival in Gröpelingen