Auf seiner neuen Tour mit dem Titel ‘…hat schon Gelb!’ erzählt Arnd in klassischer Zeigler-Manier mit Filmen und Anekdoten seinen eigenen Fußball-Werdegang und geht unter anderem den Fragen nach, wie es zu seiner wunderbaren Welt kam, welche Weggefährten ihn besonders geprägt haben und was die Faszination beim Fußball für ihn ist. Arnd Zeigler nimmt die Besucher:innen seiner Live-Shows mit auf eine aufregende Reise durch seine Fußballwelt, mit allen Höhen und Tiefen und immer mit viel Humor und dem typisch ironischen Augenzwinkern, welches man aus seiner Erfolgssendung ‘Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs’ kennt. Diese feiert nun nach über 10 Jahren ihre 500. Sendung.

BREMER: In Deiner neuen Show ‘…hat schon Gelb’ rückt nun Deine eigene Geschichte in den Mittelpunkt des Geschehens. Was wirst Du alles von Dir preisgeben?

In der Tat ist vieles davon extrem persönlich und sehr privat. Aber nicht, weil ich so exhibitionistisch veranlagt wäre, sondern weil jeder Fußballfan seine eigene Geschichte hat, die immer ganz viel mit Emotionen, Erinnerungen, Sozialisation und dem eigenen Wesen zu tun hat. Und es ist toll, all diese Emotionen nicht alleine haben zu müssen, sondern teilen zu können. Der Fußball sitzt ganz tief in uns Fans drin und ist ein großer Teil unseres Lebens. Er begleitet uns für immer. Die meisten Hobbys fängt man später im Leben an, mit anderen hört man im Alter wieder auf. Fußballfan kannst Du mit 5 sein und mit 85 immer noch. Das macht den Fußball so besonders.

 

Ist Dein Sohn Ben immer noch so fußballbegeistert?

Ja, und das finde ich sehr schön, weil uns das schon sein Leben lang miteinander verbindet. Er ist selbst ein sehr guter Kicker und spielt in der Oberliga, und daneben ist er genauso fußballverrückt wie ich. Er hat seine Dauerkarte bei Werder behalten, obwohl er mittlerweile in Leipzig wohnt und studiert. Und er guckt an Fußball alles, was er gucken kann. Das hat er als Zweijähriger schon auf meinem Schoß sitzend getan, und jetzt ist er 21 und sitzt zwar nicht mehr so oft auf meinem Schoß, aber guckt immer noch alles. Das hat uns immer zusammengeschweißt und wird uns immer verbinden.

 

Nach welchen Kriterien wählst Du das ‘Kacktor des Monats’ aus?

Wir kriegen inzwischen erfreulicherweise viele Videos von Zuschauern eingesandt, und da ist dann oft viel tolles Zeug dabei. Anders als 2007, als wir mit der Sendung begannen, kannst Du ja inzwischen problemlos mit jedem Smartphone HD-taugliche Videos drehen. Meine wunderbare Redaktion und ich schicken uns diese Filme hin und her, und dann kristallisieren sich die Favoriten heraus. Dann treffen wir eine Vorauswahl, und letztlich wählen dann die Zuschauer im Internet den Sieger oder die Siegerin. Das ‘Kacktor des Monats’ ist für uns ein großartiger Draht zu vielen kleinen Vereinen im Land geworden. Theoretisch kann auf jedem Dorfsportplatz in jeder Minute irgendwas Tolles passieren, was dann in ‘Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs’ zum Hit wird.

 

Nobody is perfect. – Was war bisher der peinlichste Ausrutscher, der Dir selbst passiert ist?

Meine Sendung und meine Bühnenshows sind immer live und ungefiltert, ohne Netz und doppelten Boden. Da kann grund­sätzlich immer alles passieren. Ich glaube, mein größter Erfolg war ein ‘Sportschau Club’ in Berlin vor dem Pokalfinale. Die Sendung kam aus einem extra dafür aufgebauten, großen Glaskasten vor dem Berliner Olympiastadion. Zur Generalprobe war ich wie meistens etwas spät dran, alle ca. 50 Kolleginnen und Kollegen standen schon erwartungsfroh bereit und warteten nur noch auf mich. Ich wollte also hinzueilen und lief statt durch die Tür mit viel Vehemenz gegen eine dicke Glasscheibe. Meine Beule war ein paar Tage später weg, aber das Bild haben die meisten von ihnen bis heute nicht aus dem Kopf gekriegt.

 

Wann geht Deiner Erfahrung nach immer etwas schief?

Wenn man sich am sichersten fühlt und denkt: Läuft alles! Meine besten Sendungen waren andersherum immer die, wo ich vorher dachte: Das klappt heute nie.

 

Was ist Dein Lieblingsausrutscher unter den Fußballern, Trainern, Managern und Reportern?

Da gab es über die Jahre so viele, das kann ich unmöglich auf einen beschränken. Ich arbeite mich ungern an unglücklichen Missgeschicken von Menschen ab, die nichts dafür können. Grundsätzlich finde ich es aber oft sehr spaßig, wenn großkotzig Fehler gemacht werden, aus Überheblichkeit und mangelnder Demut heraus. Schadenfreude ist gelegentlich sehr schön, Häme finde ich oft doof.

 

Wenn Du gerade mal nicht in Sachen Fußball unterwegs bist, wofür interessiert Du Dich sonst noch?

Ich liebe und sammle gute Popmusik. Das Ergebnis dieser Leidenschaft gibt es jeden Donnerstag ab 22 Uhr auf Bremen Zwei in ‘Zeiglers wunderbarer Welt des Pop’ zu hören. Fußball und Popmusik sind zwei Hobbys, die sehr gut miteinander vereinbar sind. Mit beiden bleibt man innerlich auf ewig ein Teenager. Und wann immer ich in einer fremden Stadt bin, sind meine ersten Anlaufstellen das örtliche Stadion und die Plattenläden. Und danach dann vielleicht eine Sehenswürdigkeit.

 

Stadionsprecher

Seit 21 Jahren Stadionsprecher und seit 15 Jahren ‘Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs’. Welche Veränderungen bei den Ritualen im Stadion und in der Sprache konntest Du beobachten?

Die gleichnamige Hörfunkserie mache ich sogar schon seit 30 Jahren. Unglaublich. Als ich im Stadion anfing, hatte das Weserstadion noch eine Laufbahn und die Zuschauer waren sehr weit weg vom Rasen. Die Stimmung war ehrlich gesagt grauenvoll. Sehr schnarchig, sehr unterkühlt, sehr norddeutsch. Erst mal mit verschränkten Armen auf seinen Platz setzen und gelangweilt schauen, was man geboten bekommt. Ab dem 3:0 dann vielleicht etwas lauter werden. Mit dem Stadionumbau sind die Fans dann näher ans Spielfeld herangerückt, und dann kamen Werders goldene Jahre mit Double und Champions League-Sternstunden, und nach und nach wurde unser Stadion zu einem Fußballtempel mit einer wundervollen At­mosphäre. Das Weserstadion ist so ein schöner Ort, wenn Werder spielt. Ich habe viel Kontakt zu Journalisten aus anderen Teilen Deutschlands, und immer wieder höre ich Sätze wie: „Bei euch in Bremen ist es immer toll, da ist immer eine ganz besondere Atmosphäre.“ Das hätte vor 20 Jahren niemand so gesagt, aber jetzt stimmt es absolut.

In der Sprache ist alles irgendwie aufgeregter und knalliger geworden. Als ich anfing, war es normaler, dass so eine Sache wie Sport mit Unwägbarkeiten zu tun hat, die man als Verantwortlicher auch mal aushalten muss, oft mit viel Geduld, um sie zu bewältigen. Früher hat man respektiert, dass es Formschwächen gibt und schlechte Phasen. Heute wird regelmäßig nach zwei Wochen eine Krise konstruiert, alles ist überhitzt, jeder echauffiert sich. Früher hat es zwei Monate gedauert, ehe medial von einem Trend geredet wurde. Heute sind es zwei Spiele. Wenn Du zweimal blöd verlierst, werden die ersten Messer gewetzt. Und bei jeder Meldung wird erst einmal überlegt, ob sie geeignet ist, damit eine gewisse Grundempörung zu generieren.

 

Werder hat sich vor Kurzem von Stadionsprecher-Kollege Stoll getrennt. Es heißt, dass Du zumindest vorerst alleine Stadionsprecher sein wirst. Würdest Du lieber wieder mit einem Kollegen oder einer Kollegin gemeinsam im Stadion moderieren? Dein Vorgänger Christian Günther hat es ja auch alleine gemacht.

Gibt es in der Bundesliga weitere Stadien, die zwei Sprecher haben?

Ich liebe diesen Job, egal in welcher Konstellation. Es gibt in der Bundesliga mehrere Tandems, die gut miteinander harmonieren, so wie es bei uns auch mehr als 20 Jahre lang der Fall war. Wir konnten uns absprechen und die Moderationsparts untereinander aufteilen. Und es gibt andererseits auch viele Stadion­sprecher, die es sehr gut alleine machen und einen eigenen Stil der Ansprache haben. Auch das macht Spaß, weil ich dadurch den Raum habe, meine eigenen Vorstellungen dieser Rolle umzusetzen und manche Dinge anders zu handhaben, als es früher zu zweit war. Es ist oft einfacher, wenn man vor einem großen Publikum frei redet und nicht jede Moderation abstimmen muss. Andererseits kann man sich als Duo Bälle zuspielen und eine gemeinsame Chemie entwickeln, die für die Zuschauer lebendig ist. Beides hat Vor- und Nachteile. Ich arbeite sehr gerne alleine, ich habe aber immer auch gerne mit Stolli gearbeitet.

 

Sänger

Zwei Fußballsongs von Dir und Berthold Brunsen – ‘Die Orginal Deutschmacher’ – kennt in Bremen jede/r. ‘Das w auf dem Trikot’ (1997) und ‘Lebenslang Grünweiss’ (2004). Welcher ist Dein Lieblingssong? Bekommst Du eine Gänsehaut, wenn ‘Das W auf dem Trikot’ ertönt, während Du in der Sprecherkabine im Stadion sitzt?

Ist es denkbar, dass Du noch mal mit Berthold auftrittst?

Ich bekomme eher eine Gänse­haut, wenn ich Jan Delays Werder-Song ‘Grün-Weiße Liebe’ laut im Stadion höre. Ich freue mich aber immer sehr, wenn ich sehe, dass bei ‘Lebenslang grün-weiß’ immer noch und schon seit über 18 Jahren fast jeder im Stadion seinen Schal hochhält. Letztlich geht es bei Fußball­songs nicht um den Text oder die gesangliche Qualität, sondern vor allem darum, ob er funktioniert. Was übrigens kaum jemand weiß: Ich war mal Gastsänger bei einem einmaligen Auftritt der Frauen-Punkband ‘S’ol’ im Ostkurvensaal und habe da im Jahr 2001 unter anderem ein Cover des Mimmi’s-Klassikers ‘Deutscher Meister wird der SVW’ gesungen, bzw. gegrölt. Mit Berthold würde ich aber auch sehr gerne mal wieder auftreten.

 

Perspektiven

Am 26. November spielen die Werderfrauen im Weserstadion gegen den SC Freiburg. Wirst Du als Stadionsprecher das Spiel moderieren?

Ja, das werde ich. Und ich freue mich sehr drauf. Zum einen, weil das Spiel vor einer Kulisse von sicherlich vielen tausend Menschen im großen Stadion die Wertschätzung für Werders Fußballfrauen zum Ausdruck bringt. Und zum anderen, weil es für mich etwas Neues ist und ich ein neugieriger Mensch bin.

 

Gibt es im Frauenfußball andere Umgangsformen als im Männerfußball (auch sprachlich)?

Sicherlich in manchen Bereichen, aber ich bin ja kein alter Frauenfußball-Hase und habe deshalb keinen so reichhaltigen Erfahrungsschatz, was solche Dinge angeht. Ich denke aber auch, dass die wesentlichen Dinge unabhängig vom Ge­schlecht gleich sind.

 

Wo werden der SV Werder (Männer) am Ende der Saison in der Bundesliga stehen und wo die Frauen vom SV Werder?

Die Männer irgendwo zwischen Platz 8 und 12 und die Frauen auf einem stabilen Nichtabstiegsplatz.

 

Wird Füllkrug mit zur WM fahren? Wer aus dem Kader von Werder hätte es sonst noch verdient?

Ich würde es ihm sehr wünschen. Ich kenne ihn, seit er in der U19 von Werder Tor um Tor gemacht hat und mein Sohn, der damals dort Balljunge war, mir Woche für Woche von ihm vorgeschwärmt hat: „Papa, in der U19 spielt ein Stürmer, der heißt Füllkrug. Der ist so super, der wird sicher mal Nationalspieler!“ – „Natürlich, mein Sohn…“ Fülle hat es sich absolut verdient. Er hat den Abstieg miterlebt, wurde nach seinen schweren Verletzungen selbst von manchen Werder-Fans schon abgeschrieben und hat Werder dann gemeinsam mit Marvin Ducksch wieder in die Bundesliga geschossen. Er hat sich das alles knallhart und hoch professionell selbst erarbeitet, wirkt jetzt körperlich so stark wie nie zuvor und würde mit einem Karrierehighlight wie einer WM völlig zu Recht belohnt werden. Auch wenn es sicherlich schon schönere Weltmeisterschaften gab.

 

Live in Bremen

Hat der Auftritt in Bremen als Quasi-Heimspiel eine besondere Bedeutung für Dich?

Der Abend im Metropol wird eine der größten Shows, die ich je gemacht habe. Wenn der Vorverkauf so weitergeht, wird es vielleicht sogar der Größte. Bisher war das mein Auftritt im Pier2 vor drei Jahren. Ich liebe das Metropol schon immer. Früher habe ich dort in der Weihnachtszeit als festes Ritual Jahr für Jahr mit meinem Sohn die Artisten vom Zirkus Roncalli mit klassischem Orchester angeschaut. Jetzt darf ich selbst auf diese Bühne und in diesen wunderschönen Saal schauen, alle meine Bremer Freunde werden da sein, viele Kolleginnen und Kollegen, langjährige Weggefährten, meine Familie, auch viele aus der Werder-Familie.  Ich stand dieses Jahr auch gerne auf Bühnen in Nürnberg, Kiel oder Köln, aber dieser Abend im Metropol wird ganz besonders für mich.

Fotos: WDR / Jörg Müller / Max Hartmann

             Interview: Lothar Bienkowski

Arnd Zeigler Live mit seinem Programm ‘…hat schon Gelb!’ am 06. Dezember, 20 Uhr, Metropol Theater

Vorheriger ArtikelMike Singer
Nächster ArtikelNight of the Proms