Mariana Leky studierte nach einer Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Bei DuMont erschienen seit 2001 vier Bücher. Mit ihren ersten Erzählungen gewann sie den Allegra Preis 2000. Für den 2001 bei DuMont erschienenen Erzählband ‚Liebesperlen‘ wurde sie mit dem Niedersächsischen Literaturförderpreis und dem Stipendium des Landes Bayern ausgezeichnet. 2005 wurde sie für ihren Roman ‚Erste Hilfe‘ mit dem Förderpreis für junge Künstler in der Sparte Dichtung/Schriftstellerei des Landes NRW ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin und Köln. Über ihr neues Buch führte BREMER-Autorin Fanny Quest ein exklusives Interview.

BREMER: Frau Leky, warum gerade ein Okapi und kein anderes Tier, wie ein Zebra oder ein Nashorn?
Mariana Leky: Es musste ein Tier sein, das irgendwie zusammengeschraubt aussieht, und da eignet sich das Okapi wie kein anderes, mit seinen Tapirhüften, Maus­ohren, Zebraunterschenkeln und Rehaugen. Ein Nashorn wirkt zu sehr aus einem Guss.

Was meinen Sie passiert mit dem Menschen, wenn er mit dem Tod konfrontiert wird?
Mit dem eigenen, meinen Sie? Es kommt da doch sehr auf das Wann, Wie und Wo an. Und auf das Warum. In meinem Buch stirbt jemand mit Ansage und nach einem langen Leben – ein anderer wird aus dem Leben herausgerissen. Da stirbt es sich sehr unterschiedlich.

Durch die Konfrontation mit dem Tod ändern sich die Menschen in ihrem Buch. Sollten Menschen mehr wagen, Unangenehmes preiszugeben?
Ja. Alle außer mir.

Entwickeln Sie eine Beziehung zu ihren Figuren?
Ja, sonst könnte ich sie nicht erfinden. Es ist eine sehr enge Beziehung, die manchmal auch nicht aufhört, wenn der Roman fertig geschrieben ist. Hin und wieder frage ich mich bei Büchern, die ich vor Jahren geschrieben habe, was deren Figuren wohl gerade so machen.

Warum ein Dorf im Westerwald und nicht eins in der Nähe von Köln oder Berlin?
Der Westerwald ist ja nicht allzu weit weg von Köln, und für die Geschichte brauchte ich eine Gegend, die ich gut kenne. Im Westerwald bin ich häufig, schon seit meiner Kindheit.

Wie fühlen Sie sich nach dem Beenden einer Geschichte?
Auf eine nicht unangenehme Weise leer.

Was inspiriert Sie?
Abgabetermine.

Haben Sie einen Wunsch?
Ich habe allerlei Wünsche. In diesem Moment wünsche ich mir beispielsweise einen orthopädisch günstigeren Schreibtischstuhl. Ich wünsche mir, dass mein Nachbar seine Musik und der amerikanische Präsident sich selbst etwas leiser dreht.
Außerdem wünsche ich mir, dass mein Hund endlich die Sache mit der Leinenführigkeit begreift und meine Nasen­nebenhöhlen sich anständiger benehmen, ich wünsche mir einen intakten Duschkopf und dass Leonard Cohen nicht tot ist.

Was wären Sie gerne noch geworden, wenn nicht Autorin?
Altphilologin, überraschenderweise.

Wie sehen Sie die Zukunft?
Ich trainiere täglich Optimismus.
FQ

Mariana Leky
Was man von hier aus sehen kann

Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird.
Es geht um das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen. Vor allem ist es ein Buch über die Liebe, den Tod, Mut, die Veränderung und das Leben an sich. Vereint mit einer großen Sprachkunst, ist es wohl eines der schönsten Bücher des Jahres. Auf jeden Fall lesenswert!
DuMont Buchverlag 20€

(Foto: Jenny Bartsch)

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