Als eine der führenden Coaches Deutschlands blickt Sabine Asgodom auf über 25 Jahre Expertise zurück und hat über 30 beeindruckende Werke veröffentlicht. Für ihr berufliches und ehrenamtliches Engagement wurde sie 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In München teilt sie ihre Erkenntnisse als Trainerin und Rednerin. In einem exklusiven Interview sprach die BREMER-Autorin Fanny Quest mit der preisgekrönten Expertin über ihr neuestes Buch.

BREMER: Welche der 70 Geschichten hat Ihnen persönlich am meisten bedeutet und warum?

Sabine Asgodom: Eine sehr schwere Frage, aber da ich mich entscheiden muss, ist es wohl das Kapitel „Gold für Leben“. Ich beschreibe darin den Verlust einer sehr wertvollen goldenen Uhr und meinen Prozess des Loslassens materieller Werte. Wie ich erkannte, was wirklich wichtig ist in unserem Leben – Gesundheit, Beziehungen, Liebe… Und die Geschichte endet überraschend, sie zeigt, wie der Verlust und seine Folgen ein Menschenleben gerettet hat.

Was sind einige der einschneidenden Kindheitserlebnisse?

Am einschneidendsten ist das fehlende Vertrauen zu meinem Vater. Ich hatte von Kleinauf Angst vor ihm, vor seinem Jähzorn, seiner Unberechenbarkeit, seinen masslosen Strafen für uns vier Kinder. Du konntest dir nie sicher sein, dass nicht auch in entspannten, fröhlichen Momenten seine Laune jäh umschlug und er alles kaputt gemacht hat. Dazu beigetragen hat sein Alkoholkonsum, wie oft sind wir Kinder zum Beispiel bei einer Familienfeier mitten in der Nacht aus den Betten gerissen worden „Wir fahren nach Hause.“ Er hatte sich mit anderen Familienmitgliedern gestritten und fuhr uns dann volltrunken nach Hause, ich hatte oft Todesangst.

Wie haben Sie sich von einem unglücklichen Dorfmädchen zu einer glücklichen Frau, Mutter und Großmutter entwickelt?

Mein Mut hat mir geholfen. Ich habe den Schritt aus dem Dorf gewagt, mit 19 bin ich nach München auf die Deutsche Journalistenschule gegangen. Es war sehr hart anfangs für mich in der Großstadt, mit sehr wenig Geld, ich kannte dort niemanden. Aber ich habe mich durchgebissen. Und ich war immer mutig, Chancen zu ergreifen oder ungute Situationen zu beenden. Dieser Mut hat mich zu meiner zweiten Karriere als Rednerin, Trainerin und Coach gebracht. Dieser Mut hat mir geholfen, Jobs und Beziehungen zu beenden, die mir nicht gut getan haben, und „Ja“ zu rufen, wenn sich etwas Neues angeboten hat.

Wie haben Sie nach Freiheit gesucht?

Ich habe mich im Laufe meines Lebens innerlich und äußerlich unabhängig gemacht. Ich habe bald erkannt, was ich gut konnte und habe mehr und mehr auf meine Stärken vertraut. Dadurch war ich nicht erpressbar und habe meine Entscheidungen getroffen.

Was waren einige der größten Herausforderungen, die Sie überwinden mussten?

Mich von meinem ersten Mann zu trennen und den Kindern das Familiengefühl mit beiden Elternteilen zu erhalten. Und zweitens der Sprung in die Selbstständigkeit, ins kalte Wasser, ohne Startkapital – aber mit viel Hoffnung.

Toxische Beziehung, welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Ich habe die Last von mir gewälzt, an allem Schuld zu sein. Sprüche wie „Wenn du nicht…, dann hätte ich nicht…“, mit denen mir meine Eltern und später mein erster Mann ständig ein schlechtes Gewissen gemacht haben, prallen heute an mir ab. Jeder Mensch ist selbst verantwortlich, für sein Leben, für seine Gefühle und für seine Handlungen. Ich bin nicht euer Sündenbock.

Wie sind Sie mit Hürden und dem Scheitern umgegangen?

Je älter und erfahrener ich geworden bin, umso weniger habe ich mich von Hürden abhalten lassen. Ich habe meine Stärken erkannt und sie erprobt. Und Scheitern gehört zum Leben. Manches, was wir uns wünschen, bekommen wir, manches nicht. Manch ein Traumjob wartet nicht auf uns. Manchen schönen Auftrag bekommen wir nicht. Und es lohnt sich trotzdem, sich immer wieder dafür anzustrengen und sich zu engagieren. Ich empfehle sogar „Schöner scheitern!“, also: Versuch es. Lern viel daraus und du wirst klüger.

Gibt es bestimmte Prinzipien, die Ihnen auf Ihrem Weg geholfen haben?

Ich war und bin erfolgreich dadurch geworden, dass ich bei vielen Anfragen oder Angeboten erstmal „Ja“ gesagt habe. „Könnten Sie ein Seminar dazu machen?“ Warum nicht, ich probier’s. Seit 40 Jahren halte ich jetzt Seminare. „Könnten Sie einen Vortrag dazu halten?“. Warum nicht? Seit 30 Jahren stehe ich als Rednerin auf Bühnen. „Würden Sie sich zutrauen, eine eigene Fernsehsendung zu machen?“ Wow, gern. Fast zwei Jahre lang hatte ich eine eigene Coachingsendung im Bayerischen Fernsehen. Alles nach dem Prinzip: Trau dich!

Welche Ratschläge würden Sie Menschen geben, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden?

Ich gebe gern einen Satz weiter, der mir selbst in einer verzweifelten Situation geholfen hat: „Es gibt immer eine Lösung, auch wenn du sie noch nicht siehst.“ Deshalb begleite ich Menschen in Coachings, die richtige Lösung für ihre Situation zu finden.

Was hätten Sie gerne früher über das Leben gewusst?

Vertrau dem Leben, es gibt dieses Auf und Ab, das ist normal. Und wenn du nicht mehr weiterweißt, bitte um Hilfe!

Haben Sie einen Wunsch?

Ich möchte irgendwann einmal gesund und glücklich sterben.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Du bist nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere dich haben wollen.

FQ
Sabine Asgodom 70 Aha-Momente zum Glücklichsein
Sabine Asgodom 70 Aha-Momente zum Glücklichsein

Sabine Asgodom 
70 Aha-Momente zum Glücklichsein

In diesem Buch teilt Sabine Asgodom ihre zentralen Einsichten, die sie im Laufe ihres vielschichtigen Lebens erlangt hat – Erkenntnisse, die das Potenzial haben, unsere Lebenssicht zu transformieren. In 70 Geschichten, mal humorvoll, mal dramatisch und stets authentisch, gibt sie Einblick in ihre reflektierte Lebensgeschichte. Vom unglücklichen Dorfmädchen aus Niedersachsen wandelte sie sich zur zufriedenen Frau, Mutter und Großmutter. Sie berichtet über prägende Kindheitsmomente, mutige Entscheidungen, die Flucht aus einer schädlichen Beziehung, ihre Rückschläge, Desillusionierungen und den stetigen Drang nach Freiheit, den sie immer verspürt hat. Lebensnah und mutmachend.

Gräfe und Unzer 19,99€

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