Der alte Kiefert-Wurst-Pavillon mit seinen rot-weißen Volants ist mittlerweile zum unverkennbaren Markenzeichen des überdachten Marktes geworden. Um ihn herum sind etliche Buden gruppiert, die auf wenigen Quadratmetern originelle Food-Konzepte aus unterschiedlichsten Esskulturen anbieten. Zwei davon haben wir getestet.

An einem Donnerstag Abend schallt uns Live-Musik entgegen, als wir das ehemalige Bankgebäude am Domshof betreten. Die Halle ist gut besucht, an den Bänken und Tischen sitzt ein bunt gemischtes Publikum, schnabuliert, schnackt und lauscht der Musik. Wir lassen das Ambiente erst mal auf uns wirken und schlendern an den bunten Imbissständen vorbei, die unseren kulinarischen Horizont mit verschiedens­ten Länderküchen erweitern wollen.
Angeboten werden etwa Blinis und Borschtsch aus der Ukraine, hawaiianische Bowls, die man sich mit Reis, Fisch und diversen Gemüsesorten selbst zusammenstellen kann, arabische Mezze, spanische Tapas, mexikanische Burritos, originell gewürztes Popcorn, aber auch klassische Pizza oder Burger.
Gekocht und zubereitet wird das Essen direkt in den kleinen bunten Ständen aus Holz, die gerade einmal acht Quadratmeter messen. Dort finden sowohl Kochplatten als auch Öfen und Küchenmaschinen Platz, mit denen in bewährter Streetfood-Manier schmackhafte Gerichte herbeiimprovisiert werden – so scheint es zumindest. Bei genauerem Nachdenken muss ganz schön viel Know-how dazugehören, um auf solch beengten Verhältnissen diese Mengen an Speisen anzubieten.
Bei rund 20 Streetfood-Ständen sind unsere Sinnesreize fast ein wenig überflutet. Wir drehen noch ein paar weitere Runden durch die Halle, bis wir uns entscheiden können.
Der lachende nudelessende Junge, der mir auf dem riesigen Schwarz-Weiss-Foto beim Koreaner Maru entgegenlacht, überzeugt mich schließlich.

Bei so gutem Essen hat auch der Sohn gut lachen!

Die Speisenauswahl ist übersichtlich. Auf kleinen Holztafeln, sieben an der Zahl, stehen die Gerichte, aus denen man wählen kann. Ich entscheide mich für Bibimbap für 8,50 Euro. Das ist eine Bowl mit Reis, auf dem mariniertes Gemüse (Zucchini, Karotten, Spinat und Eisbergsalat) angerichtet wird. Dazu kann man wahlweise Rinderhack oder Shiitake-Pilze bekommen. Als Fleischfan nehme ich Hack. Das Ganze wird noch mit einem Spiegelei garniert, mit Sesam bestreut und schließlich mit einer süß-scharfen Chilisauce versehen, die in Rautenform großzügig über das Ei gegeben wird.

Bibimbap bedeutet auf Koreanisch ‘umgerührter Reis’

Jung-Min Kim, der Inhaber vom Maru, erklärt, dass man zwar auch auf eine Art Teriyaki-Sauce zurückgreifen kann, wenn man es weniger scharf mag, dass aber gerade die Schärfe der Sauce zu dem traditionellen koreanischen Gericht gehört.
Bei Überschärfe bietet er Rücknahme und Umtausch gegen die milde Variante an. Außerdem soll ich das ganze Gericht kräftig umrühren, bevor ich es esse, damit die Aromen der Zutaten sich gut miteinander vermengen.

Bei Nora’s Deli ist Clean Eating Programm

Meine Begleitung, mittlerweile eingefleischter Vegetarier, bestellt bei Nora’s Deli, einem Stand, bei dem überhaupt kein Fleisch angeboten wird, eine Buddha-Bowl für 10,50 Euro. Dass die Betreiber dem ‘Clean-Eating’-Prinzip folgen, also nur Zutaten frei von Zusätzen, Konservierungsmitteln und Schadstoffen verwenden, gibt den Ausschlag für seine Entscheidung.
Was sich da auf seinem Teller befindet, sieht aus wie ein Mix aus verschiedenen kalten Vorspeisen: Bulgursalat garniert mit Granatapfel, Hummus, Avocado, marinierte Tomaten sowie Auberginen und Paprika sind hübsch in der Schale drapiert und mit einem Tahini-Lemon-Dattel-Dressing garniert. Abiturientin Paula, die heute für den Stand zuständig ist, verrät uns, dass die Buddha-Bowls einer der Verkaufsschlager des Delis sind.
Mit unseren Bowls machen wir uns auf die Suche nach einem Sitzplatz und lassen uns auf einer Bank an einem der langen Holztische nieder.
Während des Essens schweifen unsere Blicke durch die Halle. Die Deko mutet ein wenig so an, als hätte jemand mehrere Keller nebst Gartenschuppen ausge­räumt und sich dann überlegt, was Lustiges draus zu machen. Über unserem Tisch baumeln zu Lampen umfunktionierte Zinkeimer. Außer den Bänken finden sich an den Tischen Holzstühle, wie sie es früher in den Schulen gab und Klappstühle, die an alte WG-Zeiten erinnern. In einer Ecke sind ausrangierte Röhrenfernseher über­einandergestapelt, auf denen Videos abgespielt werden, eine andere Nische beherbergt eine Leseecke aus Omas Zeiten.
Aber nun zurück zum Essen: Nachdem ich, wie geheißen, kräftig umgerührt habe, nehme ich meinen ersten Bissen. Schön pikant ist es – und man kann tatsächlich sagen, dass es die Mischung ist, die dieses Gericht ausmacht. Gut schmeckt es und ich bin danach fast so erfreut wie der koreanische Junge auf dem Foto.
Auch mein Begleiter wirkt sichtlich angetan von seiner Buddha-Bowl. Selbst die Auberginen, die sonst nicht auf seinem Speiseplan stehen, werden restlos verdrückt. Einziger Kritikpunkt ist, dass ihm noch ein paar kleine warme Speisen in der Bowl gefehlt haben – aber die klassische Buddha-Bowl wird nun mal eben kalt serviert.

Am Donnerstagabend wird immer live Musik gespielt

Nach dem Essen lauschen wir noch ein wenig dem ambitionierten Sänger mit seiner Gitarre. Donnerstags wird derzeit immer Live-Musik verschiedener Künstler in der Markthalle gespielt.
Schnell kommen wir auch mit der neben uns auf der Bank sitzenden Dame ins Gespräch, die sich allein aufgemacht hat zum Essen. Das ist ein großes Plus an der Markthalle – dadurch dass man an langen Tischen sitzt, kommt man schnell ins Reden. Ein idealer Ort also auch für Singles, die beim Essen gern Kontakte knüpfen.
Als wir Jung-Min später nach seinen Beweggründen fragen, seinen Stand hier zu eröffnen, sagt er: “Ganz klar – ich wollte echtes koreanisches Streetfood nach Bremen bringen.“ Das ist ihm wahrlich gelungen – seine Gerichte werden von den Bremern gut angenommen. Der lachende Junge auf dem Foto ist übrigens sein Sohn, verrät er uns. Nicht erstaunlich, dass er gut Lachen hat – bei dem Essen, das er bekommt.
Geöffnet dienstags und mitt­wochs von 11 bis 19 Uhr und donnerstags, freitags und samstags von 11 bis 22 Uhr.

Regina Gross

(Fotos: Lothar Bienkowski)

Markthalle Acht, Domshof 8 – 12, 28195 Bremen, Telefon 0421 – 98 96 970, weitere Infos unter www.markthalleacht.de

Überblick der Rezensionen
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Atmosphäre
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