In der ehemaligen Umkleidekabine von Kellogg’s in der Überseestadt ist neuerdings ein kulinarisches italienisches Kleinod zu finden, das besonders die Herzen von Pizzaliebhabern höher schlagen lässt – direkt aus der italienischen Pizza-Hauptstadt Neapel stammt Emanuele, der zusammen mit seiner Frau Rosa und seiner Schwester Concetta das Lokal betreibt.

An einem Samstagabend um halb acht betreten wir das Restaurant, das sich gleich neben dem ehemaligen Kellogg’s-Pförtnerhäuschen befindet. Es ist bis auf zwei Tische, auf denen ‘Reserviert’-Schilder stehen, knallvoll. Da wir nicht vorbestellt haben, müssen wir uns auf 21 Uhr vertrösten lassen. Als wir zurückkommen, ist das Lokal nicht weniger frequentiert, aber wir bekommen den uns versprochenen Tisch, nehmen Platz und können die Blicke erst einmal schweifen lassen. Dem vernehmbaren Stimmengewirr ist zu entnehmen, dass sich in dem Lokal etliche Italiener wohl fühlen, die sich hier ihre Pizza schmecken lassen.

Rustikal-gemütliche Einrichtung
Rustikal-gemütliche Einrichtung

Faszinierend ist das typisch italienische Ambiente, das quasi aus jeder Pore des ehemaligen Um­kleideraums dringt, obwohl die cremefarbenen Wandkacheln und die kleinen grauen Bodenfliesen immer noch ein wenig an die vorherige Nutzung erinnern.
Auf jedem Tisch befinden sich große offene Dosen, die vorher italienische Schältomaten beherbergten und in denen sich jetzt Olivenöl, Balsamicoessig sowie eine Pfeffer- und Salzmühle befinden. In einer Ecke links hinter dem Tresen steht eine große chromblitzende Siebträger-Kaffee­maschine, die in keinem italienischen Lokal fehlen darf.
In einer anderen Ecke hinter dem Tresen befindet sich ein typisch italienischer Steinofen zum Pizzabacken – ein Valoriani Kuppelofen, der außen mit Mosaiksteinen in den italienischen Nationalfarben versehen ist und sich auf über 400 ° C aufheizen lässt – beim Anblick dieses Ofens fühlt man sich schon fast so, als würde man irgendwo mitten in Neapel speisen.

Manus Schwester Concetta be­grüßt uns erst einmal herzlich und auch der mitgebrachte Weimaraner wird wohlwollend toleriert. Kellner Marco legt zügig die Speisekarte auf den Tisch. Diese ist angenehm übersichtlich – neben fünf Vorspeisen und zwei Salaten werden zehn Pizzen und vier Desserts angeboten. Auffallend ist, dass die Zutaten überwiegend direkt aus Italien stammen, viele sogar aus Kampanien, der Region, in der Neapel gelegen ist.

Wir entscheiden uns für eine Pizza ‘Margherita’ mit Bio-Tomaten, kampanischem Fior di Latte und 24 Monate gereiftem Parmesan für 7,50 Euro und für eine Pizza ‘Fritta’, einer frittierten Pizzatasche mit Ricotta, Fior di Latte aus Kampanien, neapoletanischer Salami, Pfeffer und Basilikum für 11 Euro. Zu trinken nehmen wir ein Glas Rotwein, den Vino della Casa Rosso für 4 Euro und eine Latte Macchiato für 3,20 Euro.
Die Getränke kommen quasi unmittelbar nach der Bestellung, die zwei Pizzen wenige Minuten später, was eine logistische Meis­terleistung von Küche und Service ist, die es trotz Vollbesetzung schaffen, die Gäste zügig mit ihrem Essen zu versorgen.

Pizzabäcker Salem bei der Arbeit
Pizzabäcker Salem bei der Arbeit

Der Anblick der Pizza Margherita versetzt uns emotional direkt in die Hauptstadt Kampaniens – wie es sich für den Klassiker gehört, hat sie einen dünnen Teig, dessen Belag aus Tomaten und Mozzarella durch den Ofen leicht gebräunt ist, der Rand der Pizza hingegen ist durch das Backen knusprig aufgegangen. Meiner Begleitung schmeckt die Margherita sichtlich, die denn auch in Windeseile verspeist ist.
Die Pizza Fritta besticht durch ihren köstlich frittierten, zur Tasche geformten Teig. Im Inneren der ‘Fritta’ befindet sich fein geschmolzener Ricotta, der mit dem Fior di Latte und der neapoletanischen, sehr aromatischen Salami eine bezaubernde Verbindung eingeht. Schnell ist auch diese bis auf den letzten Krümel verputzt – die Pizza Fritta kann man übrigens, wie auch die Neapolitaner es tun, bestens mit der Hand essen, wenn man will.

Nach dem Essen entscheiden wir uns noch für ein Dessert. Wir nehmen den neapolitanischen Klassiker, einen ‘Babà Napoletano’ für 5,50 Euro und eine Delizia Limone für 6 Euro. Der Babà, ein in Rum getränkter, hoher runder Hefekuchen, ist garniert mit Sahne und geschmolzener Schokolade. Er schmeckt ‘delizioso’ und rundet das Essen auf charmant süditalienische Art gelungen ab.
Die ‘Delizia Limone’, ebenfalls ein italienischer Dessertklassiker, bei dem unter dem luftigen Biskuit ein Herz aus Limoncello-Creme verborgen ist, lässt meinen Begleiter beim Verzehr direkt einen Hauch italienischen Sommers verspüren.

Gut gesättigt lassen wir unsere Blicke nun noch einmal durch das Lokal wandern – der komplett in weiß gekleidete Pizzabäcker, der am Valoriani-Ofen steht, hat erst jetzt, um kurz vor halb elf, ein biss­chen Zeit zum Verschnaufen. Kellner Marco verrät uns, dass der Pizzaiolo Salem ursprünglich aus Tunesien stammt, sein Handwerk als Pizzabäcker aber schon 30 Jahre in Italien ausgeübt hat.
Die italienischen Familien, die teilweise mit bis zu acht Personen an den Tischen sitzen, genießen das italienische Flair sichtlich und diskutieren ausgiebig miteinander. Am Tisch neben uns bestellen drei jüngere Italiener ebenfalls noch einen Babà zum Dessert und checken – ebenfalls ganz typisch italienisch – auf ihren ‘Telefoninos’, was noch so am Abend geht.

v. l.: Concetta, Marco, Emanuele (Zio Manu) und Salem
v. l.: Concetta, Marco, Emanuele (Zio Manu) und Salem

Inhaber Manu und seine Schwes­ter Concetta erzählen uns dann auch, dass die Gäste sich zu 60 Prozent aus Italienern zusammensetzen, die in Bremen leben. Das wundert uns nicht – gerade Italiener sind bekanntermaßen recht anspruchsvoll, was die kulinarischen Genüsse betrifft und haben entsprechende Erwartungen an die Pizza, die ihnen serviert wird – hier betreten sie gewissermaßen italienischen Boden und können sicher sein, dass sie in der neu eröffneten ‘Botschaft’ der neapolitanischen Pizza nicht enttäuscht werden.

Für alles zusammen zahlen wir 37,20 Euro und sind satt und glücklich. Für original italienische Pizza aus Neapel brauchen wir Bremer jetzt nur noch in die Überseestadt zu Zino Manu zu fahren – g r o ß a r t i g !
Geöffnet montags bis freitags von 12 bis 14.30 Uhr und dienstags bis freitags abends von 18.30 Uhr bis 22.30 Uhr, samstags von 18.30 Uhr bis 23 Uhr.

Regina Gross

(Fotos: L. Bienkowski)

Zio Manu di Napoli, Auf der Muggenburg 30, 28317 Bremen, Telefon 0421 – 38 89 66 55, weitere Infos unter https://zio-manu-di-napoli.business.site

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