Stephanie Lang von Langen arbeitet als Verhaltenstrainerin, Beraterin und Ausbilderin für Hundeführer und Hundehalter. Bis zu ihrem elften Lebensjahr wuchs Stephanie Lang von Langen an der Südküste Kenias und in Nairobi auf, dann in Greiling/Bad Tölz in Oberbayern. 2001 bis 2003 studierte sie an der ATN in Zürich Tierpsychologie für Hunde und Pferde. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren beiden Hunden, drei Katzen, Hühnern, Enten und Schafen in Gaißach bei Bad Tölz. Bremer-Autorin Fanny Quest führte mit der erfolgreichen Hundetrainerin und Autorin ein exklusives Interview.
BREMER: Woher kommt deine Leidenschaft für Hunde?
Stephanie Lang von Langen: Das habe ich wohl in den Genen. Meine ganze Familie ist Hundefan. Ich selbst bin in Afrika mit einem Schäferhund und einem Labrador aufgewachsen. Sie waren meine Freunde und haben mir Geschwister ersetzt. Für mich waren sie immer Teil der Familie und haben mich überall hin begleitet.
Wie viele Hunde hast du und welche Rasse?
Ich habe zwei Hunde: Wunjo, ein Hütehundmix aus Ungarn, den ich über eine Tierschutzorganisation gefunden habe, beziehungsweise er mich. Alma, eine Louisiana
Catahoula Leopard Hündin. Die Rasse ist bei uns nicht so bekannt. Sie ist ein Jagd- und Treibhund. Beide Hunde sind in der Personensuche ausgebildet. Wunjo ist jetzt mit seinen 16 Jahren in Rente.
Was macht Hunde so besonders für dich?
Ich finde es unglaublich, wie sie sich auf uns Menschen einlassen, ob wohl wir doch so anders sind. Sie wollen mit uns kommunizieren, sind neugierig und zaubern einem ständig ein Lächeln ins Gesicht. Eine bessere Therapie gibt es wohl kaum. Ich kann mir ein Leben ohne Hunde nicht vorstellen.
Kann jeder Hund ein Therapiehund werden?
Ein Hund, der zum Therapiehund ausgebildet werden soll, braucht bestimmte Persönlichkeitsmerkmale. Er sollte aufgeschlossen gegenüber fremden Menschen sein, wobei es egal ist, ob er besonders temperamentvoll ist oder eher zurückhaltend. Wichtig ist, dass er mit fremden Personen oder neuen Umgebungen keinen Stress hat. Es ist mir sehr wichtig, jeden Hund seiner Persönlichkeit entsprechend zu fördern, anstatt ihn zu dressieren.
Was sind die Aufgaben eines Therapiehundes in der Praxis?
Therapiehunde unterstützen Menschen bei ihrer Genesung auf unterschiedliche Weise … also es ist nicht so, dass es hier ein Arztgeheimnis gibt, aber dafür bräuchte ich jetzt mehr Platz! Ich beschränke mich mal auf ein paar Einsatzorte: Schulen, Krankenhäuser, Seniorenheime, Reha-Einrichtungen, Therapieeinrichtungen und diverse Fachpraxen.
Erinnerst du dich an ein besonderes Erlebnis mit einem Therapiehund?
An ganz viele. Die Auswahl fällt mir schwer. Aber da war zum Beispiel eine alte Dame, die seit
Monaten nicht mehr gesprochen hatte. Ich habe sie mit meinen Hunden jede Woche besucht. Eines Tages räusperte sie sich plötzlich und sagte dann mit einer Stimme, der es anzuhören war, dass sie lange geschwiegen hatte: „Ich hatte im mer Schäferhunde.“ Von diesem Tag an sprach sie wieder, auch mit anderen. Das hat mich sehr glücklich gemacht.
Welche Rassen würden Sie für Hundeanfänger empfehlen?
Der Hund muss zu dem Alltag eines Menschen passen. Bin ich sehr aktiv und treibe viel Sport, ist eine Dogge sicher nicht das richtige für mich. Ideal wäre es, Hundeinteressenten würden sich vor der Anschaffung von Fachleuten beraten lassen. Damit geht man vielen späteren Problemen aus dem Weg.
Drei Fehler, die die meisten Hundebesitzer häufig machen?
1. Die meisten Hunde schlafen zu wenig. Ein erwachsener Hund braucht 16 bis 18 Stunden Schlaf am Tag!
2. Viele überfordern ihre Hunde, da sie denken diese brauchen viel Auslauf. Ein erwachsener, gesunder Hund solle im Alltag nicht mehr als zwei Stunden Gassi geführt werden. Am Wochenende kann es gern etwas mehr sein, allerdings sollte der nächste Tag der Erholung dienen. Für junge Hunde gilt: bis zu einem Alter von einem Jahr: 5 Minuten Gassi am Tag pro Lebensmonat Hund. Ein sechs Monate alter Hund sollte also nicht länger als 30 Minuten spazieren geführt werden. Denn wenn man es im ersten Lebensjahr eines Hundes übertreibt, kann das schwere gesundheitliche und seelische Schäden nach sich ziehen.
3. Ebenfalls ein großes Missverständnis ist, dass Hunde gut ausgelastet werden durch Ball, Stock oder Frisbee werfen. Was für uns nach glücklichem Hund aussieht, ist in Wirklichkeit eine Dopaminausschüttung, die der Hund auch beim Jagen erfährt. Nicht selten wird er dabei süchtig nach Bewegungsreizen und jagt dann im schlimmsten Fall auch Jogger und Radfahrer.
Was man schon immer über Hunde wissen sollte?
Hunde sind hochsoziale Wesen. Forscher haben herausgefunden, dass sie in der Lage sind, Stimmungen zu erspüren und darauf zu reagieren. Außerdem haben sie Gefühle wie wir und verfügen über die Intelligenz eines ca. 3-jährigen Menschen.
Sind Menschen mit Hunden glücklicher als Menschen ohne Hund?
Ich kann nur für mich selbst sprechen, habe aber den begründeten Verdacht, dass es den meisten anderen genauso geht. Ja, ja, ja!
Stephanie Lang von Langen
Therapie auf vier Pfoten
Wie Hunde uns gesund und glücklich machen
Achtung! Nach diesem Buch steigt der Wunsch nach einem Hund ungemein! Wie gut Hunde uns Menschen tun, ist längst wissenschaftlich erwiesen – im Kontakt mit ihnen sinkt der Blutdruck, das Immunsystem wird gestärkt und Stress reduziert. Sie schenken uns Lebensfreude und nicht selten locken sie aus der sozialen Isolation. Stephanie Lang von Langen bildet seit über zehn Jahren Therapiehunde aus. In ihrem Buch erzählt sie von den kleinen und großen Wundern, die die befellten Therapeuten vollbringen können: Kinder entwickeln sich besser, Senioren kommen in Schwung, Einsame fangen an zu erzählen und Reha-Patienten werden wieder mobil.
Piper 11€
(Foto: Alexander Dorn / Piper Verlag)